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Getreidepreise erreichen höchsten Stand seit 2008

20.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte gestern den siebten Tagesanstieg in Folge verzeichnen. Mit 108 USD je Barrel wurde das höchste Niveau seit acht Wochen erreicht. Verantwortlich dafür sind Angebotsrisiken. Das Buzzard-Ölfeld in der Nordsee soll im September und Oktober aufgrund von Wartungsarbeiten für mehrere Wochen geschlossen werden. Dadurch fehlen in diesem Zeitraum bis zu 200 Tsd. Barrel pro Tag an Brentöl. Durch den Preisanstieg um 20% seit Mitte Juni verringert sich die Notwendigkeit von Produktionskürzungen seitens der OPEC-Mitglieder. So lassen sich auch die gestrigen Äußerungen des Ölministers der Vereinigten Arabischen Emirate interpretieren, welcher sich über das derzeitige Preisniveau glücklich zeigte und den Markt als gut versorgt bezeichnete. Ohne eine Rücknahme der Überproduktion durch die OPEC droht ein anhaltendes Überangebot auf dem globalen Ölmarkt, welches die Ölpreise jederzeit wieder unter Druck setzen könnte.

Binnen zwei Tagen sind die Preise am EU-Emissionshandel um 10% eingebrochen. Ausschlaggebend waren Meldungen, dass die Stellungnahme der EU-Kommission in der nächsten Woche wohl keine Aussagen darüber enthalten wird, wieviele Emissionsrechte in den Auktionen in den nächsten drei Jahren zurückbehalten werden sollten. Zudem zeichnet sich ein komplizierter Rechtsweg ab. Klimakommissarin Hedegaard hatte zuvor angekündigt, noch im Juli vor Beginn der Sommerpause Maßnahmen zur Sicherung der Anreizwirkung des Emissionshandels vorzustellen. Von 2008 bis 2011 waren 900 Mio. Zertifikate mehr in Umlauf gebracht worden als benötigt. Das Überangebot hat die Preise massiv unter Druck gesetzt. Erwartungen, dass das Überangebot im Emissionshandel kurzfristig "künstlich" verknappt wird, hatten die Preise im Juni zwischenzeitlich kräftig steigen lassen.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte gestern im Tagesverlauf zwar ebenfalls steigen. Allerdings fiel der Preisanstieg unterproportional aus. Dass Gold derzeit weniger gefragt ist, zeigt sich an den fortgesetzten ETF-Abflüssen. Allein gestern sanken die Bestände des weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, um neun Tonnen. Innerhalb der letzten zwei Wochen sind insgesamt 18,5 Tonnen Gold abgeflossen. Die Bestände des SPDR Gold Trust sind im Zuge dessen mit 1.257 Tonnen auf den niedrigsten Stand seit sechs Monaten gefallen. Angesichts dieser Entwicklung, des festen US-Dollar und der schwachen Goldnachfrage in Indien kann sich der Goldpreis erstaunlich gut behaupten, was auf das Interesse der Zentralbanken zurückzuführen sein dürfte.

Die schwache Monsunsaison in Indien könnte dazu führen, dass Indien auch im zweiten Halbjahr deutlich weniger Gold nachfragen wird als üblich. Seit Beginn der Regenzeit vor sieben Wochen gab es in Indien 22% weniger Niederschlag als im 50-Jahresdurchschnitt. Die Landbevölkerung stellt ca. 60% der indischen Goldnachfrage und ist von guten Ernteeinnahmen abhängig.


Industriemetalle

Der Stahlmarkt zeigt noch keine Anzeichen einer bevorstehenden Trendwende. Vor allem in China, das den Stahlmarkt dominiert, hat sich zuletzt der Preisrückgang sowohl bei HRC als auch Baustahl beschleunigt, wobei allein in den letzten drei Monaten die Stahlpreise in China um über 10% gefallen sind. Offensichtlich ist dies eine Kombination aus schwacher Nachfrage, die sicherlich auch teilweise saisonaler Natur ist, und nach wie vor hoher Produktion, die seit März wenig verändert um 2 Mio. Tonnen täglich liegt. Ganz so stark sind die Preise in Europa zuletzt nicht gefallen, was sowohl auf die unterschiedliche Marktstruktur und -Konzentration auf der Angebotsseite als auch auf den schwachen Euro zurückzuführen ist. Dennoch fordert die Wirtschaftskrise in Europa ihren Tribut, weshalb nicht mit einer raschen Umkehr zu rechnen ist.

Mittelfristig stimmt uns aber positiv, dass zum einen die Erwartungen sehr niedrig sind und zum anderen die offensichtliche Nachfrageschwäche auch auf Lagerabbau, dem sog. "de-stocking“, basiert. Sollten sich die Preise für Eisenerz in den kommenden Wochen stabilisieren, könnte der neue Zyklus des "re-stockings“, also des Lageraufbaus, noch vor Oktober beginnen. Dafür ist es notwendig, dass sich die Eisenerzpreise bald stabilisieren. Diese (TSI-Feinerz China, 62%) sind in nur einer Woche um 10 USD auf nun 125,6 USD je Tonne gefallen und befinden sich damit unweit der Tiefststände seit 2009. Ein nachhhaltiger Durchbruch der psychologisch wichtigen Marke von 120 USD bzw. 800 RMB je Tonne könnte die Stimmung belasten und eine rückhaltende Reaktion seitens der Marktteilnehmer hervorrufen.


Agrarrohstoffe

Die anhaltende Dürre in den USA treibt die Getreidepreise immer weiter in die Höhe. Der meistgehandelte Maiskontrakt verfehlte mit 7,99 USD je Scheffel das Rekordhoch vom Juli 2008 gestern nur um Haaresbreite. Weizen ist mit 9,38 USD je Scheffel so teuer wie zuletzt im August 2008. Der Sojabohnenpreis hat mit 16,73 USD je Barrel ein neues Allzeithoch markiert. Ein Ende des Preisauftriebs ist nicht in Sicht. Denn die Lage für die dürregeplagten Anbaugebiete im Mittleren Westen der USA spitzt sich immer weiter zu. Laut US-Wetterbehörde NOAA könnte die Dürre bis Ende Oktober anhalten. Somit drohen noch stärkere Ernteausfälle als bislang erwartet. Aufgrund von El Nino könnte die Hitze und Trockenheit sogar bis Ende des Jahres andauern, was dann auch Auswirkungen auf die Ernten im nächsten Jahr haben würde. Zudem erfasst die Dürre immer weitere Gebiete. Der Korngürtel im Mittleren Westen ist zu 70% von der Dürre betroffen. Das sind nochmals sieben Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche.

Nachdem die Kakaoverarbeitung in Europa im zweiten Quartal den stärksten Einbruch seit mindestens 12 Jahren verzeichnete, enttäuschten nun auch die Vermahlungszahlen in Nordamerika mit einem Rückgang um knapp 10% auf 112.768 Tonnen. Die schwächere Nachfrage in Europa und Nordamerika wird durch eine stärkere Nachfrage in Asien teilweise ausgeglichen. Dort lag die Vermahlung mit 150.726 Tonnen knapp 6% höher als im Vorjahr.

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