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Moody’s legt nach - 17 Ökonomen in unserem Fahrwasser - Unser Vorschlag an die Politik!

25.07.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43 Uhr) bei 1.2068, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1.2043 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.12. In der Folge notiert EUR-JPY bei 94.28, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Wir sind nicht erstaunt, dass "unsere Freunde“ bei Moody’s nachlegen. Vom Standpunkt der Logik war das sogar zwingend erforderlich. Wenn die Top-Bonitäten der Eurozone herabgesetzt werden, dann muss natürlich auch bei den Bundesländern und dem EFSF nachgelegt werden. Der Verweis auf eine zunehmende Eurokrise mit entsprechenden budgetären Folgen ist laut Begründung der Auslöser dieser Veränderung der Ausblicke.

In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, was eine zunehmende Krise und ultimativ ein potentieller Zerfall der Eurozone für die Weltwirtschaft bedeuten würde. Nun da würden sich auch massive negative konjunkturelle und budgetäre Probleme für die USA und vor allen Dingen für Großbritannien ergeben. Da deren Neuverschuldung bei 8% - 10% im Gegensatz zu der Eurozone bei circa 3% oszilliert, wäre das äußerst prekär. Wieso werden hier nicht wenigstens auch Ausblicke geändert? Ein penetranter politischer Beigeschmack übertönt mittlerweile jedwedes andere Aroma.

Wenn die Politik in der Eurozone diese Attacken weiterhin ohne Reaktion duldet, darf sich die Eurozone nicht wundern, wenn ihr das Fell über die Ohren gezogen wird. Damit geht übrigens grundsätzlich der Tod einher.

Wir haben an dieser Stelle häufiger die Emanzipation von der Determinationsmacht der Interessen der Finanzzentren London und NY geschrieben. Hier gilt es, aktiv zu werden. Die Rechtsrahmen sind so zu ändern, dass bindende Wirkungen dieser Agenturen nicht mehr gegeben sind.

Es gilt darüber hinaus auch, sich von den Bilanzierungsregeln zu trennen, die Kurzfristigkeit zur Maxime haben und schlussendlich zu einer Homogenisierung von Bilanzstrukturen führen, die systemisch gefährlich sind. Wirtschaft ist Marathon und nicht Sprint.

Mehr noch ist die Deregulierung der Finanzmärkte der letzten 20 Jahre auf den Prüfstand (u.a. CDS) zu stellen und darüber hinaus die globale Bankenaristokratie in Größenordnungen zu zerlegen, die den Ansprüchen der Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Funktionen entsprechen.

Wenn diese Themen adressiert werden, hat Kontinentaleuropa die Chance auf eine blendende Zukunft. Kontinentaleuropa muss eigene Wege gehen. Man sollte sich Frankreich als Vorbild nehmen, wo am 1. August eine Finanztransaktionssteuer für Unternehmen mit mehr als 1. Mrd. Bilanzvolumen eingeführt wird, die global durchgesetzt wird.

Ich habe mich heute früh sehr gefreut, als ich die Nachrichten hörte. Siebzehn europäische Ökonomen verfassten einen dramatischen Appell unter dem Titel "Aus der Sackgasse - Ein Weg aus der Krise“. Die Ökonomen schreiben, dass Europa schlafwandelnd auf eine Katastrophe zusteuere“ (http://www.welt.de/wirtschaftarticle108375745/Eine-Katastrophe-von-unabsehbaren-Ausmassen.html). Damit fahren diese Herren in dem Fahrwasser, das sie aus dem Forex Report kennen. Diese Herren kommen jedoch etwas spät … Es ist erstaunlich, dass erst jetzt ein Bewusstsein entsteht, mit welchem Feuer deutsche Ökonomen der Statur Sinn & Co“ "im Namen des deutschen Steuerzahlers“ spielten und weiter spielen.

Es wurde aggressiv ausgeblendet, dass die Zeit der Nationalökonomien nach altem Vorbild längst Historie ist. Autarkie ist bestenfalls eine naive Phantasie. Das gilt vor allen Dingen für starke Exportnationen in einer Situation der am höchsten entwickelten internationalen Arbeitsteilung. Dieser Kritik muss sich auch ein großer Teil der deutschen Medienlandschaft als auch Teile der Politik (FDP, CSU) stellen. Wir stehen vor einem Abgrund und die deutsche Wirtschaft, der deutsche Steuerzahler und unsere kommenden Generationen wären die größten Opfer dieses sich abzeichnenden Unfalls, der durch mangelnden Weitblick(es geht um Macht - Finanzkrieg) unserer Eliten aus Deutschland heraus mit forciert wurde.

Wir stehen an diesem Abgrund, obwohl die Eurozone sich massiv in Bezug auf Zukunftsfähigkeit abhebt. Ablesbar ist diese Tatsache an der Reduzierung der Neuverschuldung und der Reduzierung der Defizite in den Primärhaushalten, an den Strukturreformen und der Reduzierung der Waren- und Dienstleistungsbilanzdefizite der Reformländer. Diejenigen Kräfte an Märkten und Medien, die der Öffentlichkeit diese Entwicklungen unterschlagen haben, obwohl sie von uns mit diesen Daten seitens Eurostat und IWF durchgehend versorgt wurden, tragen dank unsachlichen Verhaltens Verantwortung für den aktuellen Status Quo. So weit zu den Vorwürfen - wir bieten aber auch Lösungen. Lösungen, die jedoch Mut verlangen, aber eine nahezu sensationelle Wirkung innerhalb kürzester Zeit entfalten würden.

Wir sind mit der aggressivsten Positionierung gegen eine Währung und einen Wirtschaftsraum in der Finanzhistorie konfrontiert. Diese Positionierung basiert darauf, dass die Eurozone in all ihren Bemühungen vollständig berechenbar ist und steht im diametralen Gegensatz zu den Fundamentaldaten.

Gerade unsere Stabilitätspolitik ist schlussendlich die Achillesferse. Die Fähigkeit der Federal Reserve, der BoJ und der BoE, die Staatsanleihemärkte im Zweifelsfall vollständig zu kontrollieren, schreckt die Spekulation gegen diese Märkte ab.

Die 17 Regierungschefs der Eurozone sind in der Lage diese Problematik zu entschärfen und ein "Level Playing Field“ herzustellen, um diese unangemessene Spekulation, die die Integrität der Eurozone bedroht und die Reformländer durch Kapitalentzug finanz- als auch realwirtschaftlich latent belastet, abzuwehren.

Wir empfehlen den 17 Regierungschefs anzukündigen, dass mit der Umsetzung des Fiskalpakts das EZB-Gesetz so abgeändert wird, dass die EZB ebenfalls die Möglichkeiten gegeben werden, Staatsanleihen im Zweifelsfall unlimitiert zu kaufen.

Bei der Verabschiedung des aktuell geltenden Gesetzes waren derartige Verwerfungen an Finanzmärkten nicht vorstellbar. Hier muss Ordnungspolitik dem Gebot des gesunden Menschenverstands geopfert werden. Ansonsten spielte Ordnungspolitik eine Rolle wie fataler Krebs. Die Ordnungspolitik/der Krebs gewinnt, aber der Wirtschaftsraum/Patient ist tot. Krebs und Ordnungspolitik gingen damit aber auch unter …

Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB massiv Staatsanleihen kaufen müsste, ist gering, da die massivste "Shortpositionierung“ in einem solchen Fall aufgegeben werden müsste. In diesem Fall wäre auch gewährleistet, dass eine sachliche Würdigung der Fundamentalsituation stattfände. Mehr noch wäre dank aktueller Untersättigung in der globalen Konjunkturzyklik ein markanter weltwirtschaftlicher Aufschwung die Folge mit entspannenden fiskalischen Wirkungen.

Viel Zeit bleibt unseren 17 Regierungschefs nicht mehr!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2530 – 60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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