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Draghi sorgt für steigende Preise

27.07.2012  |  Eugen Weinberg
Es war ohnehin klar, dass die EZB alles in ihrer Macht tun wird, um den Euro zu retten. Dennoch, wenn dies EZB-Präsident Mario Draghi klar und deutlich formuliert und hinzufügt "Und glauben Sie mir, es wird ausreichend sein!“, ist dies ein klares Bekenntnis und ein starkes Signal in Richtung Finanzmärkte. Zwar setzen diese Äußerungen die EZB unter enormen Handlungsdruck und das Ausbleiben radikaler Schritte auf der Sitzung nächste Woche könnte am Markt negativ ankommen. Wir sollten jedoch die Tragweite dieser Äußerungen nicht unterschätzen. Denn das größte Problem war zuletzt die schlechte Stimmung und das fehlende Vertrauen. Dieses dürfte nun zurückkehren und eine Aufwärtsbewegung der Rohstoffpreise unterstützen.


Energie

Der Brentölpreis hat mit einem Sprung um 2,5 USD auf 106 USD je Barrel auf die Kommentare von EZB-Präsident Draghi reagiert. Diese führten zu einem Anstieg des Risikoappetits, steigenden Aktienmärkten und einem schwächeren US-Dollar und gaben damit auch den Ölpreisen Auftrieb. Eine ähnliche Marktreaktion war bereits Ende Juni nach dem EU-Gipfel zu beobachten. Preisanstiege am Ölmarkt werden derzeit vor allem von externen Faktoren wie gestern oder Angebotsrisiken ausgelöst. Der Ölmarkt selber ist weiterhin sehr entspannt. Die OPEC-Lieferungen sollen laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements in den vier Wochen zum 11. August die dritte Woche in Folge auf 23,84 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen.

Vor drei Wochen lagen die Lieferungen noch bei 24 Mio. Barrel pro Tag. Als Grund für den Rückgang wird von Oil Movements die saisonal schwächere Nachfrage genannt. Signale einer freiwilligen Angebotskürzung durch die OPEC-Produzenten lassen sich daraus nicht ableiten. Auch seitens der Angebotsrisiken gibt es Entspannung. Japan importiert dank Staatsgarantien wieder Rohöl aus dem Iran. Die jüngsten Preisgewinne stehen daher auf wackligen Beinen.

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Edelmetalle

Gold stieg gestern im Zuge der Äußerungen von EZB-Präsident Draghi und dem festen Euro auf ein 3-Wochenhoch von gut 1.620 USD je Feinunze und kann dieses Niveau heute Morgen auch verteidigen. Die physische Goldnachfrage zeigt sich derzeit allerdings sehr verhalten. So verzeichnen die Gold-ETFs in Summe aktuell keine Zuflüsse. Und in Indien, dem ehemals weltweit größten Goldkonsumenten, erwartet die Bombay Bullion Association für Juli einen abermaligen Rückgang der Goldimporte. Die Goldeinfuhren sollen auf 40-50 Tonnen fallen und damit 35% unter dem Vorjahresniveau liegen.

Im Vergleich zu Gold hat Platin in den letzten Tagen nur unterdurchschnittlich zugelegt, wodurch sich die Preisdifferenz zwischen diesen beiden Edelmetallen gestern auf 210 USD zugunsten von Gold ausgeweitet hat. Dies ist die höchste Preisdifferenz seit Anfang Januar und könnte dazu führen, dass vor allem bei der Schmucknachfrage Gold durch Platin substituiert wird. Wir erwarten daher mittelfristig ein Zusammenlaufen der Preisdifferenz.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben sich nur bedingt von der Euphorie nach den Aussagen von EZB-Präsident Draghi und dem daraus resultierenden festen Euro anstecken lassen. Zwar hatten alle Metallpreise direkt nach den Äußerungen von Draghi mehrtägige Höchststände verzeichnet, allerdings hat sich die Euphorie auch schnell wieder merklich abgekühlt, so dass ein Teil der zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgegeben wurde. Heute dürfte das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer auf die am Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden BIP-Zahlen für das zweite Quartal in den USA liegen. Die USA ist nach China der weltweit zweitgrößte Metallkonsument.

Dass das Marktumfeld für die Minenunternehmen bei den aktuellen Preisen höchst schwierig ist, zeigen die jüngsten Berichterstattungen der Unternehmen. So hat der Gold- und Kupferproduzent Barrick Gold aufgrund von massiv gestiegenen Material- und Arbeitskosten das "Cerro Casale" Kupfer-Gold-Projekt in Chile auf unbestimmte Zeit verschoben. "Cerro Casale" ist eines der größten unerschlossenen Kupfer-Gold-Vorkommen der Welt. Auch der weltweit größte Minenkonzern BHP Billiton hat z.B. die geplante Erweiterung der "Olympic Dam"-Mine in Australien auf den Prüfstand gestellt. Solche Maßnahmen tragen dazu bei, dass vor allem dem Kupfermarkt mittel- bis langfristig dringend benötigtes Angebot fehlt, was die Preise nach oben treiben dürfte.


Agrarrohstoffe

Die Euphorie, die Draghi mit seinen Aussagen entfachte, schwappte nicht auf die Agrarmärkte über. Vor allem Zucker stand unter starkem Druck. Verhinderten andauernde Regenfälle in Brasilien, dem größten Zuckerproduzenten, bisher eine reibungslose Ernte, sind nun durch trockenere Wetterprognosen Voraussetzungen geschaffen, um den Ernterückstand von mehr als 20% im Vergleich zum Vorjahr aufzuholen. Zudem dürfte der zuletzt gestiegene Zuckerpreis dafür sorgen, dass von den Raffinerien mehr Zucker und weniger Ethanol produziert wird. Für Entspannung könnten zudem die neuesten Wetterdaten aus Indien sorgen. In den kommenden Tagen wird mit ergiebigen Niederschlägen gerechnet, was das Regendefizit verringern sollte. Der Monsun war bisher um 22% schwächer als im langjährigen Durchschnitt, was zu Sorgen über Ernteausfälle beim zweitgrößten Zuckerproduzenten geführt hat.

An den Getreidemärkten könnte der Bericht des International Grains Council (IGC) für neue Unruhe sorgen. Der IGC revidierte die weltweite Produktionserwartung um 53 Mio. auf 864 Mio. Tonnen nach unten. Damit würde im kommenden Erntejahr ein Angebotsdefizit von 14 Mio. Tonnen bestehen und die globalen Lagerbestände auf ein 6-Jahrestief fallen. Grund hierfür ist die prekäre Wetterlage in den USA, dessen Produktion vom IGC auf 300 Mio. Tonnen beziffert wird und damit 29 Mio. Tonnen weniger als die aktuelle Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums.




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