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Neue Spekulationen auf "QE3" sorgen für steigende Preise

23.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen auf 116 USD je Barrel steigen und nähert sich damit dem vor einer Woche verzeichneten 3½-Monatshoch. Der WTI-Preis erreicht mit 98 USD je Barrel den höchsten Stand seit Anfang Mai. Neben Spekulationen auf eine baldige quantitative Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank ("QE3") geben die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten Auftrieb. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um weitere 5,4 Mio. Barrel zurückgegangen. Innerhalb von acht Wochen sind die US-Rohölvorräte um 26,4 Mio. Barrel gefallen, liegen aber noch immer 6,5% über dem langjährigen Durchschnitt. Mit einer Verknappung der Marktbilanz lässt sich der Preisanstieg der letzten Tage nicht erklären. Im Gegenteil:

Zusätzliche Lieferungen von Forties-Öl im August und September legen nahe, dass die Angebotsausfälle in der Nordsee nicht so schlimm sind wie bislang befürchtet. Das fallende Nordseeangebot aufgrund von Wartungsarbeiten war ein Grund für die Verteuerung von Brentöl in den vergangenen Wochen. Auch die Lieferausfälle aus dem Iran sind offenbar geringer als erwartet. So hat Südkorea im Juli wieder 4,26 Mio. Barrel Rohöl aus dem Iran importiert (137 Tsd. Barrel pro Tag). Ab September sollen die Ölimporte aus dem Iran auf bis zu 200 Tsd. Barrel pro Tag steigen. An die Stelle der Angebotsrisiken sind nun allerdings die "QE3"-Spekulationen getreten, so dass ein weiterer Preisanstieg wahrscheinlich ist.


Edelmetalle

Gold, Silber & Co. standen gestern an der Spitze der Gewinnerliste bei den Rohstoffen und setzen ihren Aufwärtstrend auch heute Morgen fort. Gold steigt auf 1.665 USD je Feinunze und damit den höchsten Stand seit Anfang Mai. Das Überschreiten der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie und vor allem das Schließen über diesem Niveau dürfte zu Folgekäufen geführt haben, wodurch der Preisanstieg noch verstärkt wurde. Zusätzlichen Auftrieb gab die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung. Marktteilnehmer interpretierten dieses dahingehend, dass die Fed schon bald zu "QE3" bereit ist, sollte die Erholung der Wirtschaft nicht an Fahrt gewinnen. Silber legt im Fahrwasser von Gold seit gestern überproportional um fast 4% zu und übersteigt zum ersten Mal seit 3½ Monaten wieder die Marke von 30 USD je Feinunze. Unterstützung erhält Silber u.a. von hohen ETF-Zuflüssen.

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Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, hat seine Bestände gestern um gut 51 Tonnen erhöht. Platin steigt seit gestern um rund 3,5% auf gut 1.560 USD je Feinunze, wodurch sich die Preisdifferenz zu Gold auf nur noch etwas mehr als 100 USD verringert hat. Mitte letzter Woche betrug diese noch 220 USD. In Südafrika scheinen sich die Proteste auf andere Minen auszuweiten. Neben einem kleineren Minenproduzenten berichtet nun auch Anglo American Platinum, der weltweit größte Platinproduzent, von höheren Lohnforderungen seiner Arbeiter. Es sind weitere Angebotsausfälle zu befürchten, die den Platinpreis nach oben treiben dürften. Im Fahrwasser von Platin wird auch Palladium mit nach oben gezogen.


Industriemetalle

In den letzten beiden Tagen haben die verschiedenen Study Groups ihre monatlichen Angebots- und Nachfragestatistiken für die Metallmärkte vorgelegt. Gemäß der International Nickel Study Group (INSG) befand sich demnach der globale Nickelmarkt im Juni den vierten Monat in Folge im Angebotsüberschuss. Im ersten Halbjahr übertraf das Angebot die Nachfrage um 34,8 Tsd. Tonnen. Im Vorjahr bestand zur selben Zeit noch ein Angebotsdefizit von 26,5 Tsd. Tonnen. Der jetzige Überschuss ist auf eine massive Ausweitung des Angebots zurückzuführen, nachdem einige neue große Nickelminen in Betrieb genommen wurden. Dies kann auch zumindest teilweise die schwache Preisentwicklung von Nickel in diesem Jahr begründen - Nickel weist mit einem Minus von 13% die bislang schlechteste Entwicklung in diesem Jahr auf.

Auch an den globalen Blei- und Zinkmärkten bestehen Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) zufolge weiterhin Überschüsse. Bei Blei belief sich dieser im ersten Halbjahr auf 48 Tsd. Tonnen, bei Zink auf 152 Tsd. Tonnen. In beiden Fällen wurde der Überschuss im Vergleich zum Vorjahr allerdings merklich abgebaut. Die nach wie vor angespannteste Angebots-Nachfrage-Situation gibt es am globalen Kupfermarkt. Das Angebotsdefizit betrug gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) von Januar bis Mai 405 Tsd. Tonnen, nach lediglich 98 Tsd. Tonnen im Vorjahr.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis hat am Morgen mit 17,45 USD je Scheffel ein neues Rekordhoch markiert. Es gibt derzeit reichlich preisunterstützende Nachrichten. So hat die kanadische Statistikbehörde ihre Ernteprognosen für Raps veröffentlicht. Daraus geht zwar hervor, dass für die Ernteperiode 2012/2013 in Kanada eine Rekordmenge von 15,41 Mio. Tonnen Raps produziert wird. Das sind über 1 Mio. Tonnen mehr als im Vorjahr, allerdings gut 6% weniger, als im Vorfeld erwartet wurde. Da Raps und Sojabohnen ähnliche Verwendungen haben, gelten sie als Substitute. Auch die derzeit laufende Crop Tour von Pro Farmer durch den Mittleren Westen der USA gibt wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich die knappe Angebotslage bei Sojabohnen aufhellen könnte.

Dass die Dürre gravierende Schäden hinterlassen würde, war weitgehend bekannt, doch waren die Hoffnungen groß, dass vereinzelter Regen im Mittleren Westen der USA zumindest den Ausblick für Sojabohnen verbessern würde. Doch der erhoffte starke positive Effekt der Niederschläge in den letzten Wochen auf die Entwicklung der Sojabohnenpflanzen ist ausgeblieben. Kurzfristig könnte zudem der argentinische Markt für Bewegung sorgen. Beim mit Abstand größten Sojaölexporteur der Welt haben Gesundheitskontrolleure in den Häfen die Arbeit niedergelegt. Der Export von dem pflanzlichen Öl ist davon am meisten betroffen. Zwar ist die Hafenaktivität saisonal bedingt niedrig. In einem angespannten Markt können aber schon kleinere Lieferausfälle große Auswirkungen haben.




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