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Ölpreise im Banne von Isaac

28.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um mehr als zwei US-Dollar gefallen, obwohl aufgrund von Tropensturm Isaac mittlerweile knapp 80% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko geschlossen sind. Ebenfalls betroffen ist der größte Ölhafen der USA, über welchen 13% der US-Ölimporte abgewickelt werden. Zum einen halten sich Spekulationen, dass die US-Regierung den Tropensturm zum Anlass nehmen könnte, die Notfallreserven freizugeben. Zum anderen wird befürchtet, dass die Auswirkungen von Isaac auf die Raffinerien schwerwiegender sein könnten als auf die Ölproduktion. An der US-Golfküste, wo Isaac auf den Tag genau sieben Jahre nach dem verheerenden Wirbelsturm Katrina in der kommenden Nacht an Land gehen soll, befinden sich knapp die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten.

2005 kam es nach den Wirbelstürmen Katrina und Rita und 2008 nach Hurrikan Gustav jeweils zu massiven Einbrüchen der Raffinerietätigkeit an der US-Golfküste. In der Folge gab der Ölpreis deutlich nach. Es dauerte damals mehrere Wochen, bis das ursprüngliche Produktionsniveau wieder erreicht war. Allerdings dürften die Auswirkungen auf die Rohölverarbeitung diesmal wahrscheinlich geringer sein, da die Raffinerien in Texas im Gegensatz zu 2005 und 2008 nicht betroffen sein dürften. Zudem gehen Prognosen davon aus, dass Isaac beim Landgang lediglich ein Wirbelsturm der Kategorie 1 sein wird. Die oben genannten Wirbelstürme waren Kategorie 3 oder höher. Die Raffinerien dürften daher ihre Produktion schneller wieder aufnehmen.

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Edelmetalle

Nachdem die Edelmetalle gestern kurzzeitig neue mehrmonatige Höchststände erreicht hatten, kam es zu Gewinnmitnahmen. Sie notieren daher heute Morgen bis zu 1% unter ihren Niveaus von gestern. Unserer Meinung nach spricht aber vieles für weiter steigende Preise. So steht z.B. die Platinproduktion von Lonmin in Südafrika nach wie vor still. Zwar wurden Gespräche mit Arbeitnehmervertretern vom Minenbetreiber als konstruktiv bezeichnet, eine Wiederaufnahme der Produktion ist allerdings nicht in Sicht. Gestern hatten sich nur 13% der Arbeiterschaft - Lonmin beschäftigt im "Marikana"-Minenkomplex bis zu 28.000 Arbeiter - zum Dienst gemeldet.

Nun droht weiteres Ungemach: In einem Schritt, der offenbar dazu dient, Mitglieder zu halten, fordert die "National Union of Mineworkers (NUM)", die größte Gewerkschaft des Landes, nun für die Minenarbeiter in der Goldindustrie höhere Löhne. Ein Konflikt scheint vorprogrammiert, da der Verband der Bergbauunternehmen bereits signalisiert hat, den erst vor einem Jahr ausgehandelten und zwei Jahre gültigen Tarifvertrag nicht ändern zu wollen. Die damalige Vereinbarung sieht einen Anstieg der Löhne um 7,5-10% vor. Südafrika war mit 186,8 Tonnen im letzten Jahr zwar nur noch der fünftgrößte Goldproduzent der Welt, ein länger anhaltender Angebotsausfall hätte aber wohl weitreichende Folgen. Zumal gerade die Investmentnachfrage wieder stark zulegt und dem Markt somit Gold entzieht.


Industriemetalle

Nachdem gestern an der LME aufgrund eines Feiertages kein Handel stattfand, starten die Metallpreise heute Morgen mit moderaten Abschlägen in die Woche. Dies dürfte im Wesentlichen auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein. Obwohl die zum Ende der Woche anstehende jährliche Konferenz der US-Notenbank Fed in Jackson Hole für die Edelmetalle wichtiger sein sollte, scheint diese auch schon die Teilnehmer an den Industriemetallmärkten in ihren Bann zu ziehen, die offenbar eine abwartende Haltung einnehmen. Sollte der Fed-Vorsitzende Bernanke keine neuen Hinweise auf "QE3" geben, dürfte dies mit Enttäuschung aufgenommen werden und die Metalle könnten einen Teil ihrer jüngsten Gewinne wieder abgeben.

Die Geldpolitik der Notenbanken, nicht nur die der Fed, bleibt aber in jedem Fall sehr locker. Beachtung sollte auch der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China finden, der am Samstag veröffentlicht wird. Denn der von der Großbank HSBC berechnete vorläufige Einkaufsmanagerindex für August ist deutlich gefallen. Allerdings können Aussagen von Premierminister Wen Jiabao dahingehend interpretiert werden, dass die chinesische Regierung kurz vor der Implementierung neuer Konjunkturmaßnahmen steht. Dies sollte der Nachfrage nach Metallen wiederum Auftrieb geben und die Preise unterstützen.


Agrarrohstoffe

Im aktuellen Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums wurden 30% der Sojabohnen mit "gut" bis "sehr gut" bewertet, ein Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche. Auch bei Mais wurde die Topbewertung um einen Prozentpunkt auf 22% zurückgenommen. Nachdem in den Wochen zuvor die Bewertungen bei Mais stabil geblieben waren und bei Sojabohnen sogar leicht zulegen konnten, ist dies ein herber Rückschlag und bestätigt die Ergebnisse der jüngsten Crop Tour. Niederschläge durch den abgeschwächten Tropensturm Isaac im Mittleren Westen der USA in den kommenden Tagen dürften daher kaum noch positive Auswirkungen haben. Dass die Preise für Mais und Sojabohnen heute dennoch fallen, kann als Indiz für einen Stimmungswechsel angesehen werden. Gleiches gilt für Weizen, dessen Preis bereits den fünften Tag in Folge fällt und sich dem Tief von Mitte August nähert. Die Preise für Getreide und Ölsaaten könnten ihren Hochpunkt gesehen haben.

Gestern ist der Preis für Kaffeebohnen der Sorte Arabica um über 2% gestiegen. Grund hierfür war die Eindeckung von Short-Positionen. Nach den guten Wetterbedingungen, die das Erntetempo im größten Produzentenland Brasilien begünstigen, gab es zuletzt reichlich Druck auf die Preise und einen massiven Aufbau von Short-Positionen der spekulativ orientierten Anleger. Deren Netto-Short-Positionen lagen zuletzt mit 13,8 Tsd. Kontrakten nur noch knapp unter dem im April erreichten 5-Jahreshoch.




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