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Gold am Euro-Allzeithoch | Mehr Geld für ESM

24.09.2012  |  Markus Blaschzok
Der Vertrag zum ESM, der nach dem Bundesverfassungsgericht nur unter Auflagen mit dem Grundgesetz konform sei, soll nun auf Umwegen mehr Power bekommen. In der Vorwoche stellte das Bundesverfassungsgericht ja bereits fest, dass die Bundesregierung Auslegungszweifel ausräumen und klar zum Ausdruck bringen muss, dass Deutschland an nicht mehr, als einer Haftung von 190 Mrd. Euro, gebunden sei. Damit ändert sich die Natur des ESM-Umverteilungsmechanismus völlig und die Budgethoheit verbleibt beim Bundestag.

Die Zuweisung zusätzlicher Mittel muss also erneut durch das Parlament genehmigt werden. Dass der deutsche Finanzminister sich nicht an die Schweigepflichten des ESM halten darf und den Bundestag informieren muss, ist zwar ebenso ein Sieg, doch mangels Rechenschaftspflichten des ESM nicht viel wert, da niemand wirklich prüfen kann, was der Finanzminister möglicherweise doch verschweigt. Dennoch wurde erst einmal der Versuch, über den ESM einen europäischen Superstaat zu gründen, vereitelt. 190 Mrd. sind sicherlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu dem, was nötig sein wird, um das Bankenkartell vor dem Kollaps zu bewahren. Um auch die Insolvenz großer Länder, wie Spanien oder Italien, verschleppen und weiter deren Vermögen transferieren zu können, soll das Kapital des ESM nun gehebelt werden, worauf sich die Euroländer einigten.

Man kann sich sicher sein, dass die pro-europäische Politikerclique öffentliche oder verdeckte Möglichkeiten finden wird, um weitere Vermögen zu transferieren. Mit Target 2, ELA und den Staatsanleihekäufen der EZB sind zwar bereits genügend Möglichkeiten vorhanden, um die Inflationierung voranzutreiben, doch da dies alles zwielichtige Möglichkeiten sind, will man die Verteilung auf mehr Füsse und in dem Fall auch auf „rechtlich“ festeren Boden stellen. Letztlich zählt aber immer nur die Rekapitalisierung.

Über den frühen Zeitpunkt der Entscheidung zu QE3 der US-Fed waren wir, nachdem die EZB bereits unbegrenzte Staatsanleihekäufe bekanntgab, doch überrascht. Der Aktienmarkt brach im Vorfeld der Ankündigung nicht ein und es war kein akuter Brandherd vorhanden, der dem Bankenkartell binnen weniger Tage oder Wochen hätte gefährlich werden können, weshalb das FED-System noch etwas zeitlichen Spielraum gehabt hätte. Anscheinend war die Lage hinter geschlossenen Türen angespannter, als öffentlich bekannt, da man den Banken nun monatlich faule Hypothekenanleihen im Volumen von 40 Mrd. US-Dollar abkaufen und auf den Steuerzahler übertragen wird.

Dieses Mal setzte man dem Ankaufprogramm jedoch keine zeitliche Begrenzung, da man vorgeblich erst nachhaltige Verbesserungen am Arbeitsmarkt und beim Wirtschaftswachstum sehen wolle. Die Vermögensumverteilung vom Bürger auf das Bankensystem wird damit unbegrenzt fortgesetzt. In den vergangenen Jahren hatte die Notenbank bereits Schrottpapiere im Volumen von 2,3 Billionen US-Dollar aufgekauft. Nach QE3 dürfte sich die Frage eines Oktobercrashs am Aktienmarkt nun wohl auch erledigt haben und sich derartiger Verkaufsdruck über die Zeitachse abbauen.

Nach diesen quantitativen Lockerungen ist es nicht verwunderlich, dass die Preissteigerungsrate im Euroraum ebenso wie der Aktienmarkt inflationsbedingt im August weiter anstieg. Zum Vormonat kletterten die Preise um +0,2% auf eine Jahresteuerung von 2,6%, während die Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr um 0,5% schrumpfte, womit die lang angekündigte Deflation bereits da ist. Obwohl der ESM und die unbegrenzten Anleihekäufe der EZB den Euro langfristig schwächen werden, konnte dieser in der Spitze um 9% zum US-Dollar zulegen, da den Marktteilnehmern die Angst vor einem Zerbrechen der Währungsunion genommen wurde und man beginnt, sich auf die Probleme in den USA zu fokussieren, die größer als hierzulande sind.

Seit einer Woche wird dieser starke Anstieg konsolidiert bei aktuell 1,29 US-Dollar für den Euro. Am 29. Juli, drei Tage nachdem der Euro das Tief bei 1,20 US-Dollar erreichte, schrieben wir im Premium-Terminmarktreport, dass "der Euro nach den Daten der CFTC extrem überverkauft und das Sentiment extrem bärisch ist. Seit Monaten weisen wir auf eine Diskrepanz hin, die sich früher oder später in einer Erholung des Euro auswirken wird. … Einen Vorgeschmack auf eine Eindeckungsrallye gab es jetzt nach der Rede von Mario Draghi, als der Euro aufgrund eines Short-Squeeze drei US-Cent innerhalb von drei Tagen zulegen konnte. Im Moment hoffen noch viele, dass die Tiefs wieder erreicht werden, um ihre Short-Positionen glattzustellen. Steigt der Euro jedoch weiter, werden immer mehr ihre Short-Positionen eindecken und die Trendwende beim Euro nimmt Fahrt auf.“

Die Positionen der verschiedenen Händlergruppen weisen noch ein großes Potenzial für weitere Anstiege des Euros aus. Es kam nur sehr selten vor, dass nach einer derartigen Extrempositionierung der Spekulanten, nicht eine mittelfristige Trendwende folgte. Der Euro hatte den mittelfristigen Abwärtstrendkanal und die 200-Tagelinie bereits hinter sich gelassen und fand jetzt an der langfristigen Abwärtstrendlinie einen ersten Widerstand. Diese Korrektur war überfällig und Gewinnmitnahmen spätestens an dieser Stelle zu erwarten, doch dürfte die Aufwärtsbewegung des Euros hier noch nicht ihr Ende gefunden haben.

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Technische Analyse Gold

Seit den Tiefs im Juli stieg der Goldpreis bereits um 250 USD (16%) und nach dem Ausbruch aus der Konsolidierungsbewegung um immerhin 150 USD (9,2%) an. Damit hat Gold in US-Dollar den Widerstand des Zwischenhochs bei 1.790 USD gleichzeitig mit dem Allzeithoch in Euro bei 1.674 EUR erreicht. Das sind gleich zwei gute Gründe, um erst einmal eine Verschnaufpause nach dem starken Kursanstieg einzulegen. Die Indikatoren auf Tagesbasis sind heiß gelaufen, was man in dieser Situation nur am Rande zur Kenntnis nimmt. Der Preis für die Feinunze notiert im Augenblick mit 1.761 USD knapp unterhalb des letzten Verlaufshochs, was eine erstaunliche Stärke des Preises zeigt, da der US-Dollar im gleichen Zeitraum drei US-Cent verlor.

Mit einem Kursgewinn vom 150 Euro (180 USD), seit unserer Kaufempfehlung ins Musterdepot, lässt es sich jetzt ruhig abwarten, da nicht mit einer starken Korrektur zu rechnen ist. Der lang-, mittel- und kurzfristige Trend ist aktuell noch long. Es gibt viele Marktteilnehmer, die nach der langen Konsolidierungsphase den Ausbruch in Erwartung eines erneuten Rücksetzers, beispielsweise aufgrund kurzfristig heiß gelaufener Indikatoren, verpasst haben und bisher dem Markt fern geblieben sind. Nun stellt sich die Frage, wer im Umfeld unlimitierter geldpolitischer Lockerungen durch EZB und FED und nach der langen Konsolidierung auf diesem günstigen Niveau noch auf die Short-Seite wechseln will?

Wahrscheinlicher ist, dass es viele mit der Angst zu tun bekommen und jeden Rücksetzer zum Einstieg nutzen werden. Fallen die Widerstandsmarken, so dürften weitere Investoren auf den Markt aufspringen. Kaufen könnte man jetzt mittel- bis langfristig jeden Dip, da es möglich ist, dass die Konsolidierung den nächsten Monat über die Zeitachse stattfinden wird. Spätestens wenn das Allzeithoch in Euro und/oder die Marke von 1.800 USD signifikant gebrochen werden, sollte man wieder dabei sein. Für jene, die wie wir günstig in der Trendwende gekauft haben, besteht kein Grund aktuell zu verkaufen. Es ist sogar sehr gefährlich, in dem Post-QE3-OMT-Umfeld nachdem Ausbruch auf die Shortseite zu wechseln.

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Gold in USD


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Gold in Euro


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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