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Streit zwischen IEA und OPEC verschärft sich

19.01.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis notiert wenig verändert bei 98 USD je Barrel. WTI-Rohöl wird weiterhin mit einem Preisabschlag von mehr als 6 USD gegenüber Brent gehandelt. Psychologische Unterstützung erhält Brent durch die vorübergehende Schließung von vier Ölplattformen in der Nordsee.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in den Jahren 2010 und 2011 um insgesamt 320 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert. Für 2011 erwartet die IEA nun einen Nachfrageanstieg um 1,4 Mio. Barrel pro Tag, nach einem Nachfragewachstum von 2,7 Mio. Barrel pro Tag im vergangenen Jahr. Die Reichweite der OECD-Lagerbestände ist im November auf 58,7 Tage gefallen. Für Dezember zeichnet sich der IEA zufolge ein noch deutlicherer Lagerabbau ab. Der für 2011 geschätzte durchschnittliche Bedarf an OPEC-Öl soll die gegenwärtige OPEC-Produktion um 300 Tsd. Barrel pro Tag übertreffen. Angesichts dieser Zahlen überrascht es nicht, dass die IEA eine Einengung der Marktbilanz sieht und von der OPEC eine Ausweitung des Angebots fordert.

Der IEA zufolge soll dies bereits der Fall sein. Angeblich soll der größte OPEC-Produzent Saudi-Arabien sein Ölangebot in den letzten sechs Monaten ausgeweitet haben. Diese Aussage steht allerdings im Widerspruch zu den vorliegenden Daten, die in den vergangenen Monaten eine weitgehend unveränderte saudi-arabische Ölproduktion von 8,2 bis 8,3 Mio. Barrel pro Tag ausweisen. Die OPEC wiederum geht in ihren Schätzungen weiterhin von einem geringeren Nachfragewachstum aus. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die OPEC dem Drängen der IEA nachkommen wird. Der Disput zwischen der IEA und der OPEC über die angemessene Förderpolitik dürfte daher weiter schwelen.


Edelmetalle

Unterstützt durch einen schwachen US-Dollar können die Edelmetallpreise den zweiten Tag in Folge zulegen. Gold handelt heute Morgen bei 1.375 USD je Feinunze. Angesichts der deutlichen US-Dollar-Schwäche hält sich der Preisanstieg jedoch in Grenzen. Stärker verteuert hat sich dagegen Silber, welches seit gestern gut 3% steigt und sich wieder der Marke von 30 USD je Feinunze annähert. Bemerkenswert ist dabei, dass sich der Silberpreis gänzlich unbeeindruckt von kräftigen Abflüssen aus den ETFs zeigte. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, verzeichnete mit 140 Tonnen den höchsten Rückgang seiner Bestände seit Ende November.

Gefragt sind derzeit auch Platin und Palladium. Platin steigt heute Morgen auf ein 30-Monatshoch, Palladium erreicht den höchsten Stand seit März 2001. Erneut kristallisiert sich China abermals als Treiber der Nachfrage heraus. Der Verband der chinesischen Automobilproduzenten geht zwar von einer Abschwächung der Dynamik des letzten Jahres aus, erwartet aber dennoch einen Anstieg der Fahrzeugverkäufe in diesem Jahr von 10-15%. Platin wird vornehmlich in Autokatalysatoren für Diesel-Motoren verwendet, Palladium in Katalysatoren für Benzin-Motoren benötigt. China ist der weltweit größte Automarkt.

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Industriemetalle

Die Metalle starten mit Preiszuwächsen in den heutigen Handelstag. Unterstützt durch feste asiatische Aktienmärkte und einen schwachen US-Dollar steigt Kupfer auf ein neues Rekordhoch von knapp 9.800 USD je Tonne. Auch die anderen Metalle legen moderat zu. Angesichts der deutlichen US-Dollar-Schwäche, die bereits gestern schon zu beobachten war, ist es dennoch verwunderlich, dass die Preise nicht stärker zulegen können. In den Lagerhäusern der Londoner Metallbörse LME sind gestern die Bleivorräte um 14% bzw. knapp 30 Tsd. auf 244 Tsd. Tonnen in die Höhe geschnellt. Dies stellt den höchsten Stand seit Mitte 1995 dar. Seit ihrem Tief im Dezember 2008 sind die Bleilagerbestände nahezu ununterbrochen gestiegen und haben sich damit verfünffacht. Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass der Bleipreis weiter in der Nähe eines 32-Monatshochs notiert.

Der australische Bundesstaat Queensland, der für 90% der Produktion australischer Kokskohle verantwortlich ist, hat aufgrund der schweren Überschwemmungen seine Produktionsprognose deutlich um 10,5% nach unten revidiert. In den zwölf Monaten bis Ende Juni sollen laut Aussagen des australischen Bergbau- und Energieministers jetzt „nur“ noch 177 Mio. Tonnen Kokskohle produziert werden. Dies dürfte sich in weiter steigenden Preisen widerspiegeln. Aktuell werden im Kassa-Markt bereits 350 USD je Tonne bezahlt, im Durchschnitt der letzten Woche waren es noch 280 USD. Der Anstieg der Kohlepreise dürfte sich zudem in steigenden Stahlpreisen niederschlagen, da aktuell höhere Rohmaterialkosten angesichts der robusten Nachfrage an die Endabnehmer weitergegeben werden können.


Agrarrohstoffe

Die optimistischen Einschätzungen für die laufende Zuckerernte in Indien werden zunehmend von Ist-Daten bestätigt. Bis Mitte Januar liegt die Produktion mit 8,4 Mio. Tonnen bereits um 15% höher als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Die Regierung rechnet insgesamt mit einer Produktion von 24,5 Mio. Tonnen. Dies wäre ein deutlicher Zuwachs gegenüber den Vorjahren. In der letzten Saison betrug die Produktion 19 Mio. Tonnen. Dagegen meldet Brasilien einen Rückgang der Zuckerrohrernte in der zweiten Dezemberhälfte um 81% gegenüber der Vorjahresperiode. Allerdings war damals die Ernte regenbedingt nach hinten verschoben worden, während sie in diesem Jahr mit dem Dezember ausgelaufen ist.

Insgesamt waren die Erntemengen in dieser Saison deutlich höher und markierten einen neuen Rekord. Die zunächst noch optimistischeren Ernteschätzungen mussten allerdings mehrfach nach unten revidiert werden. Zudem werden ca. 60% der brasilianischen Zuckerrohrernte für die Herstellung von Ethanol verwendet. Die Angebotsausweitung kommt also nicht mal zur Hälfte der Zuckerproduktion zugute. Dieser Umstand, die Unsicherheit über die indische Exportpolitik, die Folgen der Überschwemmungen in Australien sowie geringere Ernten in Thailand und China werden die Zuckerpreise auf hohem Niveau halten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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