Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Fokus verschiebt sich von Griechenland auf die USA

28.11.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte sich über Nacht nur leicht von den gestern erlittenen kräftigen Verlusten erholen und notiert weiterhin unter der Marke von 110 USD je Barrel. Der WTI-Ölpreis wird mit einem Abschlag von 23 USD gegenüber Brent gehandelt. Nach der Einigung über weitere Finanzhilfen für Griechenland richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer offensichtlich auf das nächste drängende Problem, nämlich den Haushaltsstreit in den USA. Können sich Demokraten und Republikaner bis Jahresende nicht einigen, treten Anfang 2013 automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in Höhe von 600 Mrd. USD in Kraft, welche die US-Wirtschaft in die Rezession führen könnten. Zudem bleibt die Lage in der Eurozone schwierig. Die OECD hat daraufhin ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im Jahr 2013 von 4,2% auf 3,4% gesenkt.

Selbst im Falle einer Einigung im US-Haushaltsstreit dürfte die US-Wirtschaft 2013 nur um 2% wachsen. Bislang ging die OECD von 2,6% aus. Mit anderen Worten bestehen im Falle eines Scheiterns der Gespräche für die aktuellen Prognosen noch immer Abwärtsrisiken. Gleiches gilt folglich auch für die globale Ölnachfrage, welche laut aktueller Prognosen von IEA, EIA und OPEC 2013 lediglich um 0,8 bis 0,9 Mio. Barrel pro Tag wachsen soll, nach einem moderaten Zuwachs um 0,7 bis 0,8 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr. Das Angebot ist dagegen reichlich. Laut API stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um knapp 2 Mio. Barrel. Auch bei Benzin und den Destillaten kam es zu einem Lageraufbau. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Auch hier wird mit steigenden Vorräten gerechnet.


Edelmetalle

Gold verlor gestern im Zuge eines festeren US-Dollars gut 10 USD und handelt heute Morgen bei rund 1.740 USD je Feinunze. Ebenso dürften Anzeichen einer aktuell schwächeren physischen Goldnachfrage in Indien den Preis belastet haben. Denn in Indischer Rupie gerechnet hat das gelbe Edelmetall wieder ein Rekordhoch erreicht. Wir erachten den gestrigen Preisrückgang dennoch nur als vorübergehend, da derzeit viele Faktoren eher für steigende Goldpreise sprechen. So verzeichnen die Gold-ETFs weiter kontinuierliche Zuflüsse. Allein gestern weiteten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs ihre Bestände um 5 Tonnen auf ein neues Rekordhoch von knapp 2.612 Tonnen aus.

Daneben scheinen die Verhandlungen der Parteien in den USA zur Vermeidung der "fiskalischen Klippe" zu stocken. Denn laut Senator Reid, dem demokratischen Mehrheitsführer, wurden bislang kaum Fortschritte erzielt. Schon im letzten Jahr konnten sich die Parteien in den USA nur nach einem langwierigen und zähen Ringen - damals ging es um die Schuldenobergrenze - auf einen Kompromiss einigen. Der Goldpreis stieg währenddessen auf ein Rekordhoch von 1.921 USD je Feinunze. Sollten sich die Verhandlungen auch diesmal hinziehen, dürfte dies zu deutlich steigenden Goldpreisen führen. Darüber hinaus plant die Bank von Korea Zeitungsmeldungen zufolge offensichtlich weitere Goldkäufe noch in diesem Jahr. Bislang waren die Zentralbanken eine wesentliche Stütze des Goldpreises.

Open in new window


Industriemetalle

In Shanghai findet derzeit die "Asia Copper Week" statt, die vom Center for Copper and Mining Studies (CESCO) und der Börse Shanghai organisiert wird, und eine der wichtigsten Konferenzen der Kupferindustrie ist. Dort sind hochrangige Vertreter sowohl von der Produzenten- als auch Abnehmerseite vertreten. Laut Einschätzung von Aurubis, dem weltweit zweitgrößten Kupferschmelzer, wird die Kupfernachfrage in China im nächsten Jahr dank der Erholung der Wirtschaft wieder höher ausfallen. Dafür würde eine Reihe von Konjunkturdaten sprechen, die sich zuletzt verbessert haben. Damit bleibt China laut Aussagen von Aurubis der dominante Faktor am globalen Kupfermarkt.

Das Reich der Mitte hatte gemäß Daten des Word Bureau of Metal Statistics in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Nachfrageanteil von 43%. Dagegen bleibt die Lage auf der Angebotsseite schwierig. So sprach der Vorstandsvorsitzende von Codelco davon, dass die Inbetriebnahme von neuen Projekten in den nächsten Jahren die größte Herausforderung für die Minenindustrie darstellt. Dabei dürfte er die steigenden Produktionskosten im Hinterkopf gehabt haben, die aufgrund höherer Energie- und Lohnkosten zunehmen. Um einen neuerlichen Streik zu vermeiden, hat der Minenbetreiber BHP Billiton frühzeitig Gespräche mit der Gewerkschaft der weltweit größten Kupfermine, Escondida in Chile, aufgenommen. Der aktuelle Tarifvertrag läuft im nächsten Jahr aus.


Agrarrohstoffe

Da insbesondere die Hauptanbaugebiete von Hartweizen (Hard Red Winter Wheat) in den USA von der Dürre betroffen sind, konnte sich der Preis für diese Weizensorte zur Lieferung im kommenden Juli inzwischen deutlich von den Notierungen für an der CBOT gehandelten Weizen unterschiedlicher Sorten absetzen. Mit knapp 56 US-Cents je Pfund erreichte der Spread für diese Kontrakte eine Rekordhöhe. Mit etwa 40% der Gesamtweizenproduktion ist Winterhartweizen in den USA die bedeutendste Weizensorte. Regelmäßige Informationen zum Pflanzenzustand wird es zunächst allerdings nicht mehr geben. Das US-Landwirtschaftsministerium wird diese erst ab April wieder veröffentlichen.

Auf dem EU-Zuckermarkt dürfte die Versorgung trotz reichlichen Angebots auf dem Weltmarkt auch weiterhin eng bleiben. In der im Oktober angelaufenen Saison 2012/13 erwartet F.O. Licht einen Rückgang der Produktion um knapp 7% gegenüber dem Vorjahr auf 15,4 Mio. Tonnen. Auch die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission rechnet mit niedrigeren Erträgen. Diese sollen um 3,3% unter Vorjahr liegen. Noch immer sind die Importe aus Ländern mit Präferenzabkommen nicht hoch genug, um die Lücke zum Verbrauch abzudecken. Wie in den Vorjahren könnten daher ad-hoc-Maßnahmen, wie eine Umwidmung von zur industriellen Verwertung vorgesehenem Zucker für Nahrungszwecke ergriffen werden.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"