Das Endspiel
Zunächst einmal: das Leben geht auch nach dem Platzen einer Schuldenblase weiter. "Lassen Sie uns das Beispiel von Brasilien anschauen, das eines der Länder war, die vor kurzem noch eine Hyperinflation durchlebten. In den 1980er und 90er Jahren ist es erfolgreich einen großen Teil seiner Schulden losgeworden." Mauldin schreibt weiter, dass Brasilen wie die USA in den 70er Jahren eine hohe Inflation hatte und dann einen strengen und guten Notenbankchef ähnlich Paul Volcker in den USA bekam. Er beendete die Inflation, das Land hatte ein hohes Wirtschaftswachstum und wurde eine der großen Erfolgsgeschichten der letzten 20 Jahre. Im Jahr 1993 betrug die Inflation ungefähr 2.000 Prozent, nur vier Jahre später war sie auf sieben Prozent gefallen.
Mauldin und Tepper weiter: Auch andere Länder wie die Türkei gingen durch Hyperinflation, Abwertung und wurden dann finanzpolitisch solide.
Das Leben geht weiter! Ich halte die Szenarien von Katastrophentheoretikern, die Plünderungen und Raub an die Wand malen und Deutschland in Schutt und Asche versinken sehen, für völlig überzogen. Wenn, dann passiert so etwas in den USA, wo jetzt schon mehr für Gefängnisse als für Schulen ausgegeben wird. In unserem Land steht wirklich nicht alles zum Besten, aber man muss auch mal auf dem Teppich bleiben.
Mauldin und Tepper sagen noch etwas, dass ich sehr wichtig finde und durch das ich mich bestätigt fühle. Wie Sie wissen, mache ich keine Prognose, ob eine Inflation oder eine Deflation eintritt. Ich versuche nur, Ihnen Ratschläge zu geben, so dass beides Sie nicht umwirft.
Mauldin und Tepper: "Die Zukunft ist in vielen Teilen der Welt ziemlich binär. Entweder werden die Kräfte des Schuldenabbaus (Deleveraging) zu einer langen und vernichtenden Deflation führen, oder die Politik der Industrieländer wird zu Abwertungen und Inflation führen." Das ist es, was ich schon seit drei Jahren sage! Es ist, als ob die Industrienationen auf einem schmalen Grat balancieren und jederzeit abstürzen können.
Die Schlussfolgerungen der Autoren sind unbefriedigend. Wenn Sie an Deflation glauben, sollten Sie Staatsanleihen kaufen, Cash, die meisten Aktien verkaufen, minderwertige Anleihen und Rohstoffe verkaufen. Wenn Sie an Inflation glauben, sollten Sie Edelmetalle kaufen, diverse Aktien, Währungen von rohstoffreichen Ländern. Toll, nicht wahr?
Die Autoren "glauben", dass zuerst eine Deflation kommt, dann eine Inflation. Für mich ist das reine Spekulation. Es kann auch anders herum kommen, oder ganz anders.
Ich bleibe dabei: Qualitätsaktien von Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die auch in der Deflation überleben, sind die Basis, solange sie nicht zu teuer sind. Das sind zum Beispiel Beiersdorf (WKN: 520000), Henkel (WKN: 604840), Microsoft (WKN: 870747), Fielmann (WKN: 577220). Etwas Cash kann nicht schaden. Von Anleihen würde ich mich weitgehend fernhalten, denn wer sagt Ihnen dass nicht auch in der Deflation eine Umschuldung kommt. Und Gold im Bereich von 5 bis 15 Prozent Ihres Depots ist die Versicherung, zumal Gold nicht wirklich deutlich zu teuer ist.
Mit anderen Worten: das Buch gibt mir keinerlei Veranlassung, meine Strategie zu ändern.
Auf gute Investments, Ihr
© Prof. Dr. Max Otte