USA-Daten enttäuschen - Euro testet wesentlichen Widerstand bei 1.4420 -50!
01.06.2011 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4425 (07.50 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden im Bereich von 1.4436 gehandelt wurden. USD/JPY stellt sich auf 81.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.35, während EUR-CHF bei 1.2305 oszilliert.
Die Wirtschaftsdaten, die uns aus der großen Welt erreichen, deuten auf eine abgeschwächte Konjunkturdynamik im zweiten Quartal 2011. Ein hohes Maß an Homogenität innerhalb der Weltwirtschaft ist dabei einmal mehr feststellbar. Grundsätzlich gilt, dass auch positive Konjunkturverläufe nicht linearer Natur sind, sondern das innerhalb des Aufwärtszyklus Wellenverläufe dominieren. Jedweder Zyklus muss atmen. Derzeit befinden wir uns in der Phase des Ausatmens.
Bevor wir uns jedoch mit den auffallend negativen Daten aus den USA beschäftigen, werfen wir einen Blick auf Deutschland und die Eurozone. Der deutsche Arbeitsmarktbericht konnte einmal mehr überzeugen. Per Mai sank die Arbeitslosenzahl um 8.000. Damit stellte sich die Anzahl der Arbeitslosen auf 2.974.000 nach 2.982.000. Hier ergab sich die geringste Arbeitslosigkeit seit Juni 1992.
Die deutsche Arbeitslosenrate stellte sich auf 7,0% nach zuvor 7,1%. Zu dieser Entwicklung passt die gestrige Schlagzeile, dass alleine die DAX-Unternehmen weitere 40.000 Mitarbeiter einstellen wollen.
Die Qualität des deutschen Arbeitsmarkts verbessert sich darüber hinaus deutlich. Der Zuwachs sozialversicherungspflichtiger Jobs ist substantiell. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl dieser Jobs um 692.000 auf 28,09 Mio. gestiegen. Die Anzahl der Arbeitslosen sank dagegen im Vorjahr um "nur" 276.000. Vollzeitbeschäftigung stieg im Jahresvergleich um 440.000. Ergo ergibt sich am deutschen Arbeitsmarkt nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Verbesserung. Das erfreut sehr - der Aufschwung kommt bei den Menschen an!
Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone lieferte ein entspannteres Bild. Das verwundert auch nicht bezüglich der Entwicklung der Rohstoffpreise per Mai. Nach zuvor 2,8% stellt sich nun der Anstieg der Verbraucherpreise auf 2,7%. Losgelöst von dem aktuellen Rückgang bleibt das Niveau deutlich jenseits der Komfortzone der EZB.
Die Arbeitslosenrate der Eurozone verharrte den Erwartungen entsprechend bei 9,9%. Seit Juli 2010, ausgehend von 10,2%, kommt es zu einer geringfügigen Verbesserung. Die Reformpolitik in der Eurozone belastet hier temporär. Hinsichtlich der Strukturreformen ist der Ausblick bezüglich höheren Potentialwachstums in den Reformländern mittelfristig als positiv zu klassifizieren. Im Vergleich zum Vormonat ist eine klare Verbesserung feststellbar. Die Anzahl sank von zuvor 15,64 auf 15.53 Mio. um 110.000.
Der Datenpotpourri aus den USA war schlicht weg und ergreifend wenig erbaulich. Einmal mehr wird deutlich, dass die USA von einer geteilten Wirtschaft betroffen sind. Der Teil, der mit der Weltwirtschaft verzahnt ist, läuft in genau dieser zyklischen Taktung. Selbsttragende Kräfte bleiben in den USA unausgeprägt.
Fakt ist, dass die aktuellen Datensätze den Ausstieg der US-Zentralbank aus der Nullzinspolitik erschweren werden. Auch die Debatte über "Quantitative Easing" Folgen drei bis fünf sind damit ein wenig substantiierter. So etwas hilft dem USD definitiv nicht!
Die Situation am US-Wohnimmobilienmarkt ist weiter prekär. Laut dem "S&P/Case-Shiller Home Price Index" ergab sich im 20 Städtevergleich ein Preisrückgang per März um -0,8% (Prognose -0,6%) im Monatsvergleich und um -3,6% im Jahresvergleich (Prognose -3,3%). Der beigefügte Chart verdeutlicht, dass das aktuelle Indexniveau sich am Tiefpunkt seit Platzen der Blase bewegt.
Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago brach per Mai schlicht weg und ergreifend brachial von zuvor 67,6 auf 56,6 Punkte ein. Die Prognose lag bei 62,6 Zählern. Auch wenn das aktuelle Niveau deutlich über 50 Zählern oszilliert, so ist der Einbruch der Dynamik durchaus als kritisch einzuwerten.
Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des „Conference Board“ wurde seinem Ruf bezüglich Volatilität und erratischen Bewegungen einmal mehr gerecht. Per Mai sank dieses Barometer unerwartet von zuvor 66,0 auf 60,8 Punkte und markierte damit den niedrigsten Wert seit November 2010. Die Konsensusprognose lag 65,4 Punkten. Dieses Ergebnis steht im diametralen Gegensatz zu dem Pendant der Universität Michigan. Es wird interessant, in welche Richtung sich diese Divergenz auflöst.
Wir weisen darauf hin, dass die globale Abkühlung im zweiten Quartal 2011 keine primäre zyklische Ursache hat, sondern induziert wurde durch erhöhte Risikoaversion bezüglich potentieller Folgen der Natur- und Nuklearkatastrophe in Japan als auch einer erneut aufgeflammten Debatte über die europäischen Defizitländer, wobei die erreichten Stabilisierungserfolge in aggressiver Manier ausgeblendet wurden.
Es handelt sich nicht um eine konjunkturelle Erlahmung bedingt durch zyklische Sättigungseffekte! Das ist von nachhaltiger Bedeutung!
Mit anderen Worten spielen nicht endogene konjunkturelle, sondern exogene Faktoren die entscheidende Rolle in der aktuellen Konjunkturentwicklung. "Food for thought!"
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4420-50 verändert die Situation.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Die Wirtschaftsdaten, die uns aus der großen Welt erreichen, deuten auf eine abgeschwächte Konjunkturdynamik im zweiten Quartal 2011. Ein hohes Maß an Homogenität innerhalb der Weltwirtschaft ist dabei einmal mehr feststellbar. Grundsätzlich gilt, dass auch positive Konjunkturverläufe nicht linearer Natur sind, sondern das innerhalb des Aufwärtszyklus Wellenverläufe dominieren. Jedweder Zyklus muss atmen. Derzeit befinden wir uns in der Phase des Ausatmens.
Bevor wir uns jedoch mit den auffallend negativen Daten aus den USA beschäftigen, werfen wir einen Blick auf Deutschland und die Eurozone. Der deutsche Arbeitsmarktbericht konnte einmal mehr überzeugen. Per Mai sank die Arbeitslosenzahl um 8.000. Damit stellte sich die Anzahl der Arbeitslosen auf 2.974.000 nach 2.982.000. Hier ergab sich die geringste Arbeitslosigkeit seit Juni 1992.
Die deutsche Arbeitslosenrate stellte sich auf 7,0% nach zuvor 7,1%. Zu dieser Entwicklung passt die gestrige Schlagzeile, dass alleine die DAX-Unternehmen weitere 40.000 Mitarbeiter einstellen wollen.
Die Qualität des deutschen Arbeitsmarkts verbessert sich darüber hinaus deutlich. Der Zuwachs sozialversicherungspflichtiger Jobs ist substantiell. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl dieser Jobs um 692.000 auf 28,09 Mio. gestiegen. Die Anzahl der Arbeitslosen sank dagegen im Vorjahr um "nur" 276.000. Vollzeitbeschäftigung stieg im Jahresvergleich um 440.000. Ergo ergibt sich am deutschen Arbeitsmarkt nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Verbesserung. Das erfreut sehr - der Aufschwung kommt bei den Menschen an!
Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone lieferte ein entspannteres Bild. Das verwundert auch nicht bezüglich der Entwicklung der Rohstoffpreise per Mai. Nach zuvor 2,8% stellt sich nun der Anstieg der Verbraucherpreise auf 2,7%. Losgelöst von dem aktuellen Rückgang bleibt das Niveau deutlich jenseits der Komfortzone der EZB.
Die Arbeitslosenrate der Eurozone verharrte den Erwartungen entsprechend bei 9,9%. Seit Juli 2010, ausgehend von 10,2%, kommt es zu einer geringfügigen Verbesserung. Die Reformpolitik in der Eurozone belastet hier temporär. Hinsichtlich der Strukturreformen ist der Ausblick bezüglich höheren Potentialwachstums in den Reformländern mittelfristig als positiv zu klassifizieren. Im Vergleich zum Vormonat ist eine klare Verbesserung feststellbar. Die Anzahl sank von zuvor 15,64 auf 15.53 Mio. um 110.000.
Der Datenpotpourri aus den USA war schlicht weg und ergreifend wenig erbaulich. Einmal mehr wird deutlich, dass die USA von einer geteilten Wirtschaft betroffen sind. Der Teil, der mit der Weltwirtschaft verzahnt ist, läuft in genau dieser zyklischen Taktung. Selbsttragende Kräfte bleiben in den USA unausgeprägt.
Fakt ist, dass die aktuellen Datensätze den Ausstieg der US-Zentralbank aus der Nullzinspolitik erschweren werden. Auch die Debatte über "Quantitative Easing" Folgen drei bis fünf sind damit ein wenig substantiierter. So etwas hilft dem USD definitiv nicht!
Die Situation am US-Wohnimmobilienmarkt ist weiter prekär. Laut dem "S&P/Case-Shiller Home Price Index" ergab sich im 20 Städtevergleich ein Preisrückgang per März um -0,8% (Prognose -0,6%) im Monatsvergleich und um -3,6% im Jahresvergleich (Prognose -3,3%). Der beigefügte Chart verdeutlicht, dass das aktuelle Indexniveau sich am Tiefpunkt seit Platzen der Blase bewegt.
Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago brach per Mai schlicht weg und ergreifend brachial von zuvor 67,6 auf 56,6 Punkte ein. Die Prognose lag bei 62,6 Zählern. Auch wenn das aktuelle Niveau deutlich über 50 Zählern oszilliert, so ist der Einbruch der Dynamik durchaus als kritisch einzuwerten.
Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des „Conference Board“ wurde seinem Ruf bezüglich Volatilität und erratischen Bewegungen einmal mehr gerecht. Per Mai sank dieses Barometer unerwartet von zuvor 66,0 auf 60,8 Punkte und markierte damit den niedrigsten Wert seit November 2010. Die Konsensusprognose lag 65,4 Punkten. Dieses Ergebnis steht im diametralen Gegensatz zu dem Pendant der Universität Michigan. Es wird interessant, in welche Richtung sich diese Divergenz auflöst.
Wir weisen darauf hin, dass die globale Abkühlung im zweiten Quartal 2011 keine primäre zyklische Ursache hat, sondern induziert wurde durch erhöhte Risikoaversion bezüglich potentieller Folgen der Natur- und Nuklearkatastrophe in Japan als auch einer erneut aufgeflammten Debatte über die europäischen Defizitländer, wobei die erreichten Stabilisierungserfolge in aggressiver Manier ausgeblendet wurden.
Es handelt sich nicht um eine konjunkturelle Erlahmung bedingt durch zyklische Sättigungseffekte! Das ist von nachhaltiger Bedeutung!
Mit anderen Worten spielen nicht endogene konjunkturelle, sondern exogene Faktoren die entscheidende Rolle in der aktuellen Konjunkturentwicklung. "Food for thought!"
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4420-50 verändert die Situation.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.