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Euro freundlicher - Unsicherheiten bleiben!

21.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) gegenüber dem Euro bei 1.4355, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden im asiatischen Geschäft bei 1.4384 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 80.20. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 115.15, während EUR-CHF bei 1.2105 oszilliert.

Der Euro zeigt sich heute von einer freundlicheren Seite. Die Nachrichtenlage vom Wochenende ist verdaut. In dem Dickicht der Verbalakrobatik und damit einhergehenden Unsicherheit ist dennoch eine Linie erkennbar. Der Wille für eine Lösung der Griechenlandproblematik bleibt deutlich auszumachen.

Die deutsche Position hat wie bereits im März-Mai 2010 (CDS Aufschlag Griechenlands von 3% auf 10% gegenüber Bunds = Kapitalmarktunfähigkeit) dazu geführt, dass die Situation sich an den Finanzmärkten zugespitzt hat. Damit wurde und wird die Bereitschaft der Finanzwirtschaft als auch der Realwirtschaft, Kapital in Richtung Griechenland oder anderer Reformländer dank der veränderten Rahmenbedingungen zu allokieren, unterlaufen.

Diese Bürde verschärft das Problem der Reformländer. Die Bereitschaft zu wirtschaftlicher Aktivität wird gelähmt. Die Traktion der Reformen greift in solchen Situationen nur unterproportional. Hinsichtlich der Tatsache, dass diese Reformpakete massiv sind, verdienen sie förmlich Vertrauen.

Reformen sind nur dann erfolgreich, wenn es nicht latent zu Störungen am Finanzmarkt kommt, die eine erhebliche Verunsicherung der Wirtschaftsubjekte zur Folge haben und sogar Kapitalabflüsse aus diesen Ländern forcieren.

Mit anderen Worten ist die jetzige Situation nicht geeignet, das positive Potential der Reformen in Zeitnähe zu realisieren. Es gilt, eine Abschirmung auf die Beine zu stellen, die genau diese Qualität liefert.

Finanzminister Schäuble betonte gestern noch einmal, dass Griechenland die geforderten Bedingungen erfüllen muss, um die Hilfen zu erhalten. Ja. In der jetzigen Situation ist das erforderlich, um Glaubwürdigkeit aller Teilnehmer zu gewährleisten. War diese Zuspitzung aber auch wirklich notwendig?

Die EU sei bereit, Griechenland mehr Zeit für die Erholung zuzugestehen, betonte Herr Schäuble. Letztere Einlassung ist bezüglich der hier geäußerten Meinung Ziel führend.

Gestern stand die Leistungsbilanz der Eurozone per Berichtsmonat April zur Veröffentlichung an. Es kam zu einem Defizit in der nicht saisonal bereinigten Fassung in Höhe von -6,5 Mrd. Euro nach zuvor -2,0 Mrd. Euro (revidiert von -3,8 Mrd. Euro).

In der saisonal bereinigten Fassung stellte sich ein Defizit in Höhe von -5,1 Mrd. Euro nach zuvor -3,0 Mrd. Euro (revidiert von -4,7 Mrd. Euro) ein.

Im nachfolgenden Chart wird deutlich, dass die Leistungsbilanzsituation der Eurozone seit dem vierten Quartal 2007 von überschaubaren Defiziten geprägt ist. Die zeitliche Übereinstimmung mit dem Ausbruch der Finanzkrise bietet eine Erklärungsvariante. Ein zweiter Aspekt ist der massive Anstieg der Rohstoffpreise, der im Bereich der Handelsbilanz belastend wirkt. Da die Handelsbilanz ein Teil der Leistungsbilanz ist, schlägt die Rohstoffhausse für die Eurozone als Nettoimporteur am Rohstoffmarkt belastend zu Buche.
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Im ersten Quartal 2011 ergab sich ein deutlicher Anstieg der Lohnkosten in der Eurozone. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 2,6% nach zuvor 1,5% ein. der nachfolgende Chart verdeutlicht, dass sich hier ein Trendwende abzeichnet. Bezüglich der Dynamik ergeben sich hinsichtlich des Inflationspotentials via des Produktionsfaktors Arbeit kaum entspannende Signale für die EZB als auch andere Zentralbanken.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3950 - 1.4500 eröffnet neue Opportunitäten. Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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