Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Frau Dr. Merkel bei Jauch - "Cash ist Kaiser!"

26.09.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (06.30 Uhr) bei 1.3400, nachdem im asiatischen Geschäft Tiefstkurse bei 1.3392 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 102.40, während EUR-CHF bei 1.2215 oszilliert.

Wir erlauben uns heute erneut eine Zusammenfassung von Reuters zu dem Auftritt der Bundeskanzlerin bei Günther Jauch einzustellen und verweisen gleichzeitig auf die vielen Einlassungen von diversen Vertretern, die im Rahmen des Weltbank/IWF-Treffens in Washington getätigt wurden und unisono die Gemeinschaft und Bereitschaft der Krisenbewältigung betonten (siehe Rubrik "Letzte Nachrichten").

Wir erachten die Einlassungen Frau Dr. Merkels für sehr wesentlich. Sie liefern in vielen Aspekten eine nicht unerhebliche Nähe zu den hier im Forex Report eingenommenen Positionen ohne jedoch deckungsgleich zu sein.

Nachdem das „konjunkturelle Kind“ aus politischen Gründen nahezu in den Brunnen geworfen wurde, wird der Politik offensichtlich das Risikoszenario klar. Fiskalische Gesundung ohne einen positiven Konjunkturhintergrund ist kaum machbar. Dafür liefert Griechenland bestes Anschauungsmaterial.

Die Tatsache, dass mit diesem globalen Aufschwung, der anders als 2007/2008 zyklisch keine Sättigungseffekte aufweist, nicht angemessen umgegangen wurde, ist augenfällig.

06:25 26Sep11 RTRS-WDHLG-Merkel warnt vor Folgen der Insolvenz-Debatte
  • Kanzlerin warnt vor falschen Schlüssen aus Schuldenkrise
  • Merkel sieht keine Notwendigkeit für Kanzlermehrheit bei EFSF
  • CDU-Chefin - Gemeinsamkeiten mit FDP sind größer als mit SPD

Berlin, 25. Sep (Reuters) - Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt in der Debatte um eine Insolvenz Griechenlands und eine stärkere Beteiligung der Banken vor unkontrollierbaren Folgen. Es sei sicher notwendig, mit dem dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM einen Mechanismus zu schaffen, mit dem man auch Insolvenzen von Staaten in der Euro-Zone bewältigen könne - nur dürfe man nicht vorher die Spielregeln ändern. "Was wir nicht machen dürfen, ist mitten auf dem Weg das Vertrauen aller Anleger zu zerstören", sagte Merkel in der ARD-Sendung "Günther Jauch" am Sonntagabend. Sonst würden Investoren denken, dass die Europäer nach einem Schuldenschnitt für Griechenland diesen auch in Spanien, Belgien oder einem anderen Land vornehmen könnten. "Dann legt kein Mensch mehr sein Geld irgendwo in Europa an", warnte die CDU-Politikerin.

Ökonomen stehe es frei, andere Vorschläge zu machen, die sie auch prüfe. Aber ihre Verantwortung als Kanzlerin sei trotz aller Ratschläge, so vorzugehen, "dass der Schaden am Ende nicht größer ist als vorher". Ausdrücklich verwies Merkel auf die Folgewirkungen der Lehman-Brothers-Pleite in den USA. Deshalb müsse sie selbst eine Politik verfolgen, die nur Schritt für Schritt vorgehen könne.

MERKEL OPTIMISTISCH BEI EFSF-ABSTIMMUNG

Wenige Tage vor der Bundestags-Abstimmung über den vorläufigen Rettungsschirm EFSF verteidigte Merkel zugleich ihren Euro-Kurs gegen Kritik aus den eigenen Reihen. Man könne manchmal Zeit kaufen, um etwas in Ordnung bringen, sagte sie mit Blick auf die milliardenschweren Kreditgarantien für angeschlagene Euro-Staaten. "Wir kaufen diese Zeit für andere Länder", sagte sie mit Bezug auf die Hilfsprogramme für Griechenland, Irland und Portugal. Es bleibe aber auch im Falle Griechenlands dabei, dass Hilfe nur geleistet werde, wenn die Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission wirklich zu dem Schluss komme, dass alle nötigen Reformen umgesetzt würden und das Land wirklich die Möglichkeit habe, seine Schulden zurückzuzahlen. "Die müssen für uns sagen: Schaffen die das oder schaffen die das nicht. Wenn nicht, müssten wir nachdenken." Aber dafür gebe es bei Griechenland derzeit keine Indizien.

Zugleich mahnte die CDU-Vorsitzende eine neue EU-Vertragsänderung an, um Länder notfalls zur Einhaltung des Stabilitätspakets und Eingriffe in nationale Haushaltsrechte zwingen zu können. "Dann muss es ein Durchgriffsrecht geben. Ansonsten leben wir sehr gefährlich."

Merkel wies zudem die innerdeutsche Debatte über eine nötige Kanzlermehrheit in der EFSF-Abstimmung am Donnerstag zurück. "Ich sage nochmal: Wir sind bei einem Gesetz, einem ganz normalen Gesetz. Da braucht die Regierung eine Mehrheit", betonte sie. "Ich möchte eine eigene Mehrheit. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das auch gelingt", betonte sie.

MERKEL BEKENNT SICH ZU FDP - UND LOBT NIEDERLAGE IN BERLIN

Ausdrücklich bekannte sich Merkel zu schwarz-gelben Regierungskoalition und warnte vor einer Verklärung der großen Koalition. "Ich bin überzeugt, dass unsere Gemeinsamkeiten mit der FDP größer sind als sie mit der SPD waren." Diese Regierung habe deshalb einen Auftrag, den sie auch gut erfüllen werde. Alle Koalitions-Abgeordneten, die nun Zweifel an dem Euro-Kurs hätten, müssten überlegen, welche Politik eine andere Regierung verfolgen würde.

Zugleich nahm die CDU-Chefin die FDP-Führung gegen den Vorwurf in Schutz, europa-kritisch zu sein. Man müsse unterscheiden zwischen dem Berliner Landesverband und der Bundesspitze der Liberalen. "Das ist nicht der Kurs der Bundes-FDP. Die weiß, was mit Europa passiert." Deshalb sei es aber gut, dass der Kurs der Berliner FDP abgestraft worden sei. Zu kritisieren sei aber der Ton in der Koalition. (Reporter: Andreas Rinke; redigiert von Axel Hildebrand) Monday, 26 September 2011


Auch zur Bankenregulierung ließ sich Frau Dr. Merkel ein:

06:25 26Sep11 RTRS-WDHLG-Merkel "entsetzt" über fehlende Bankenregulierung bei G20 Berlin, 25. Sep (Reuters) - Bundeskanzlerin Angela Merkel drängt auf eine stärkere Bankenregulierung im Rahmen der G20. "Ich bin zum Teil fast entsetzt, dass, kaum dass es wieder wirtschaftlich etwas besser geht, die Bereitschaft zur Regulierung nicht mehr da ist", sagte die CDU-Politikerin am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch" mit Blick auf die Abstimmung im Kreis der wichtigsten Industriestaaten. "Wir haben längst noch nicht das geschafft, was wir wollten." Dazu gehöre etwa eine Regelung, wie man angeschlagene Großbanken abwickeln kann, ohne ganze Volkswirtschaften zu belasten. Ausdrücklich bekräftigte sie das Ziel, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen, sagte aber nicht, ob sie dazu auch auf Euro-Zonen-Ebene bereit wäre. (Reporter: Andreas Rinke; redigiert von Axel Hildebrand)

Wir stimmen Frau Dr- Merkel bei diesem Thema vollständig zu. Die Lobbyarbeit des privaten Bankgewerbes war sehr ausgeprägt und leider erfolgreich.

Die Banken, die in der Krise volkswirtschaftlich verantwortlich handelten und ihre Kreditengagements stabilisierend ausweiteten (vor allen Dingen Sparkassen, Volksbanken und auch unser Haus nebst anderen), sind die Verlierer der neuen Regulierung. Ihre Kreditvergabefähigkeit wird eingeschränkt. Damit werden zukünftig Teile des Mittelstands verstärkt an den Kapitalmarkt (prozyklisch) gezwungen, dem Geschäftsmodell der Bankenaristokratie. Das Risiko für das Geschäftsmodell Deutschlands nimmt aus dieser Entwicklung zu.

Dabei war dieses Kreditgeschäft für die Krise als Auslöser gar nicht verantwortlich, sondern die antiautoritäre Kreditvergabe am US-Immobilienmarkt, die eng korreliert mit dem Investmentbankprozess der Bankenaristokratie verbunden war (MBS, ABS). Die Bankenaristokratie hat in ihrer Bilanzsumme circa 10% - 15% direktes Kreditgeschäft. Sind sie damit wirklich Bank?

Sparkassen und Volksbanken als auch unser Haus haben mehr als 60% direktes Kundengeschäft. Wir sind Bank. Damit leben wir volkswirtschaftliche Funktionen. In der Bankenaristokratie wird ein Volumen der Bilanzsumme zwischen 75% - 80% außerhalb der direkten volkswirtschaftlichen Funktionen einer Bank angesiedelt (Makler, Versicherung, Investmentbank etc.). Diesen Institutionen die Vollkaskohaftung des Staates zukommen zu lassen, ist für diese 75% - 80% der Bilanzsumme mehr als ambitioniert.

Mehr noch sind es globale Spieler, die keine nationale Loyalität in der erforderlichen Form kennen. Sie arbitrieren den haftenden Staat im Bereich Arbeitsmarkt, Steuern und Regulierung aus. An dieser Baustelle entscheidet sich ultimativ, ob sich Staaten der Bankenaristokratie zu beugen haben, oder ob die Bankenaristokratie so reguliert (Zerlegung) wird, dass zukünftig volkswirtschaftliche Schäden vermieden werden können.

Die Risikoaversion nimmt weiter zu. Die Aktienmärkte bleiben unter Druck. Rohstoffpreise purzeln. Der Abverkauf von Gold und Silber nimmt dramatische Züge an. Freitag schreiben wir, dass "Cash King" sei. Das ist überholt "Cash ist Kaiser".

Die Tatsache, dass Gold und Silber aggressiver Liquidation zum Opfer fallen, nehmen wir zur Kenntnis. Auch 2008 wurden die Edelmetalle aggressiv abverkauft, um dann mit der konjunkturellen Erholung eine profunde Erholung hinzulegen. So legte Gold vom Dezember 2008 von 680 USD pro Unze auf 1920 USD per Frühjahr 2011 zu.

Paul Volcker sagte vor einigen Jahren, dass er als Chef der Fed nur einen Fehler begangen hat. Er hätte in der Krise nicht gegen Gold interveniert. Dem ist nichts hinzuzufügen. Aktiva ohne Fehl und Tadel, die natürlich knapp sind, werden derzeit über die "Papiermärkte" in diese Bewegung gezwungen. Für smarte Käufer ist das nichts anderes als eine Preissubvention für den Einkauf. Mehr ist hier nicht zu sagen ….

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.3620 -50 liefert ein neues Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"