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Nervosität bestimmt das Bild am Finanzmarkt - China mit starken Daten!

18.10.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.00 Uhr) bei 1.3775, nachdem im asiatischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3725 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.85, während EUR-CHF bei 1.2350 oszilliert.

Nachdem gestern im Nachgang des G-20 Treffens zunächst starke Zuversicht den Finanzmarkt bestimmte, führten die Einlassungen von Finanzminister Schäuble als auch Regierungssprecher Seibert zu Ernüchterung und zu zunehmender Risikoaversion.

Sowohl Finanzminister Schäuble als auch Regierungssprecher Seibert betonten, dass Erwartungen einer vollkommenen Lösung der europäischen Probleme ab Anfang nächster Woche unangebracht seien. Es werde aber große Schritte geben.

Die Statements sind sachlich nicht anfechtbar. Für eine Krise des aktuellen Ausmaßes gibt es keine adhoc Lösung, die ein neues "Goldlöckchenszenario" herbeizaubert. Die Reaktion des Finanzmarkts ist überzogen und entspricht der eines bockigen Kinds. So weit zu den Profis am Finanzmarkt.

Entscheidend ist, dass große Schritte in die richtige Richtung unternommen werden. Die Ansätze müssen nachhaltig sein und nicht kosmetische US-Qualität haben, die von den "bockigen Kindern" in den letzten 20 Jahren aber immer gerne abgefeiert wurde. Fakt ist, dass Kosmetik eine Zeit lang hilft. Irgendwann muss jedoch geschnitten werden …

Bisher hat sich die Eurozone durch mutige Reformen bewiesen. Ergo wurde hier bereits geschnitten. Die Erfolge in Irland, Portugal oder Spanien sind Beleg. Aber auch Griechenland kann bezüglich Umfang und Härte der Reformen punkten. Nach Berechnungen der Financial Times entsprechen die Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen per 2011 in Griechenland einem realen Einkommensverlust für den griechischen Durchschnittshaushalt in Höhe von 15% des Einkommens. Diese Umstand darf als Ausdruck von markanter Reformpolitik interpretiert werden!

Damit sind die Reformen deutlich schärfer als in Irland und Portugal. Vor diesen Hintergründen ist Zuversicht für den Erfolg der Eurozone, durch den sie sich deutlich von den reformunwilligen USA und Japan abheben, begründet.

Die Ratingagentur Moody’s beabsichtigt, sich im Laufe der kommenden Monate mit Fortschritten der Haushaltskonsolidierung Frankreichs hinsichtlich des Ausblicks für die Bonität auseinandersetzen. Das sollte eine Ratingagentur übrigens latent machen.

Die Tatsache, dass sie das aktuell lautstark ankündigt, darf als Indiz verstanden wissen, hier in Kürze tätig zu werden. Wir freuen uns, dass Moody’s im Falle Frankreich (Verschuldung unter 90% des BIP) Reformen untersuchen kann. Im Fall USA (Verschuldung von 100% des BIP) gibt es noch nicht einmal Reformen. Seltsam, dass hier nicht verstärktes Augenmerk öffentlichkeitswirksam verkündet wird. Die politischen Agenda der Ratingagenturen bekommt immer klarere Komturen …

China überzeugt mit einem Satz starker Wirtschaftsdaten. Das gilt umso mehr, als dass das dritte Quartal 2011 auf globaler Ebene von eingetrübter Dynamik und vor allen Dingen eingetrübter Stimmung geprägt war.

Einige meiner Kollegen reden von enttäuschendem Wachstum in China. Bei 9,1% Wachstum fällt es mir schwer, in derartigen Statements Sachlichkeit zu erkennen. Fakt ist, dass die Politik Chinas im laufenden Jahr bewusst das Konjunkturtempo dämpfte, um dem Preisauftrieb entgegen zu wirken. Das Ergebnis ist eine sukzessive Konjunkturbremsung ohne Unfallgefahr (es sei denn, die Eurozone kollabiert …).

In China wird das deutsche Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 gelebt. In Schwäche wird unterstützt und in Stärke wird verantwortungsvoll gebremst. Es ist verstörend, dass diese soliden Politikansätze von den westlichen Märkten zu großen Teilen verkannt werden. Es ist Ausdruck eines Missverständnisses über nachhaltige Wirtschaft. Die "Goldlöckchenfraktion" scheint hier intellektuell überfordert zu sein.

Die Wirtschaftsleistung Chinas legte per 3. Quartal 2011 im Jahresvergleich um 9,1% nach zuvor 9,5% zu.

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Die Industrieproduktion stieg per September im Jahresvergleich um 13,8% nach zuvor 13,5%.

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Einzelhandelsumsätze nahmen per September im Jahresvergleich um 17,7% nach zuvor 17,0% zu.

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"Fixed Asset Investment" stieg per September im Jahresvergleich um 24,9%nach zuvor 25,0%.

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Die US-Daten konnten gestern nicht nachhaltig überzeugen.

Der "NY Fed Manufacturing Index" legte per Oktober unwesentlich von zuvor -8,8 auf -8,5 Punkte zu. Die Konsensusprognose war bei -4,0 Zählern angesiedelt.

Die Subindices lieferten jedoch ein deutlich positiveres Bild. So legte der Auftragsindex von -8,0 auf +0,2 Punkte zu, während der Beschäftigungsindex von -5,4 auf +3,4 Zähler anzog.

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Die US-Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat September um 0,2% entsprechend der Prognose . der Vormonatswert wurde von +0,2% auf 0,0% revidiert. In der Folge ergab sich eine Kapazitätsauslastung in Höhe von 77,4%. Die Prognose lag bei 77,5%.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3320 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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