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ZEW setzt positive Signale - Ist der Rubel fair bewertet?

19.11.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2525 (07.57Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2469 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 117.27. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146.90. EUR-CHF oszilliert bei 1.2014.

Der Chefvolkswirt der EZB Praet unterstrich in seinen gestrigen Äußerungen noch einmal die Haltung der EZB. Es gäbe keine Tabus für die EZB im Kampf gegen die verringerten Inflationserwartungen und die Konjunkturflaute.

Diese quantitative Politik der EZB wirkt sich auf den Euro belastend aus.

Frankreich kommt langsam in die Gänge. Die jetzt im Raum stehenden Arbeitsmarktreformen weisen in die richtige Richtung. Die zu erwartenden Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften, die Besitzstandswahrer sind und damit der jungen Generation Entwicklungschancen rauben, werden noch einige Gazetten füllen.

Die Tendenz der französischen Reformpolitik ist grundsätzlich unterstützend für den Euro.

Der Kapitalzufluss in die USA markierte mit 164,3 Mrd. USD per September das höchste Niveau, das je gemessen wurde. Entscheidend für diesen hohen Wert war die Tatsache, dass US-Investoren ausländische Finanzaktiva in einem Volumen von 70 Mrd. USD verkauften.

Hier sind die direkten Auswirkungen der Auseinandersetzung mit Russland erkennbar. Die Anomalie bezüglich des historischen Höchstwerts wirft Fragen auf. Ist dieser Wert korreliert mit Politik und dem Thema Finanzkrieg? Finanzkriege basieren auf Kapitalströmen.

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Im weiteren Verlauf des Kommentars werfen wir in diesem Zusammenhang einen Blick auf die russischen Wirtschafts- und Strukturdaten, um zu eruieren, ob diese aktuelle Bewertung des Rubels eine sachliche Verankerung hat oder ob es sich um eine „politische“ Bewertung handeln könne?

Zuvor gilt es, die überraschend positive Entwicklung des deutschen ZEW-Sentimentindexes per Berichtsmonat November zu thematisieren.

Der Sentimentindex legte unerwartet von zuvor -3,6 auf +11,5 Punkte zu. Die Prognose war bei +0,5 Punkten angesiedelt. Der Index markierte damit den höchsten Wert seit Juli 2014 (Index der Eurozone von 4,1 auf 11,0 Punkte).

Der Lageindex verzeichnete einen Anstieg von 3,2 auf 3,3 Zähler. Hier lag die Prognose bei 1,8 Punkten (Eurozone von -56,8 auf -59,7).

Wir freuen uns über diese positive Entwicklung. Sie ist schlussendlich Ausdruck der wieder befestigten Aktienmärkte als auch die Konsequenz aus den quantitativen Maßnahmen der EZB und der Bank of Japan, die maßgeblich für die veränderten Marktgegebenheiten verantwortlich zeichnen.

Märkte machen Meinung. Das gilt vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass hier Finanzmarktexperten und nicht Beteiligte in der Realwirtschaft befragt werden.

Der Chart belegt, dass es sich hier um eine zarte Gegenbewegung nach dem brachialen Einbruch im Jahresverlauf handelt.

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Die US-Erzeugerpreise legten per Oktober im Monatsvergleich um 0,2% zu. Die Prognose lag bei -0,1%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,5% nach zuvor 1,6% ein.

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Der "NAHB-Housing Market Index" stieg per November von 54 auf 58 Punkte. Damit bewegt sich der Index im Dunstkreis der höchsten Niveaus der letzten neun Jahre.

Das irritiert, da alle verfügbaren Daten aus dem Wohnimmobiliensektor, allen voran die Hypothekenanträge (tiefstes Niveaus eit circa 14 Jahren!) sich jenseits von langfristigen Durchschnittswerten bewegen.

Dieses Indexniveau wirft mehr Fragen auf, als dass Antworten gegeben werden.

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Damit wenden wir uns der Frage zu, ob die Gazetten, die über nachhaltige Folgen derSanktionen gegenüber Russlands Wirtschaft berichten, sachlich unanfechtbar sind. Fakt ist, dass der Rubel massiv abwertete. In der Spitze stellte sich der Wertverlust gegenüber dem USD gemessen ab Ende 2013 auf circa 48% (Chart Reuters)

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Russlands Devisenreserven sind die drittgrößten Devisenreserven der Welt nach China (knapp 4 Billionen) und Japan (circa 1,26 Billionen USD). Sie stellen sich auf circa 435 Mrd. USD. Die USA halten circa 120 Mrd. USD. Die Eurozone kommt auf circa 220 Mrd..

Russlands Wirtschaftsdaten auf einen Blick und ohne Kommentar:

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Wir überlassen es unseren Lesern einzuordnen, in wie weit die Sanktionen gegen Russland bisher "angemessene" Traktion entwickelten.

Wir überlassen es Ihnen gleichfalls, die erstaunlich stabile Konjunkturlage (Vergleich zu EU-Ländern mit Osteuropageschäft) gekoppelt mit einer ausgezeichneten Strukturlage,

  • Staatsverschuldung 8% des BIP (!),
  • Devisenreserven in Höhe von circa 435 Mrd. USD,
  • aktuell Haushaltsüberschüsse,
  • strukturelle Handelsbilanzüberschüsse,
  • leichtes Wachstum,
  • massive Rohstoffbasis
  • keine Deflationsgefahren

in ein Verhältnis zu der Bewertung an den Devisenmärkten sachlich zu diskontieren.

Derzeit ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2600 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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