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US-Notenbank bleibt geduldig - Zinswende soll Mitte 2015 eingeläutet werden

29.01.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1282 (07.57 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1261 im Asien-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 117.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.80. EUR-CHF oszilliert bei 1.0265.

Nach der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung des FED-Kommuniqués gibt es wie erwartet hauptsächlich eine Analyse verschiedener Formulierungen. In Summe gab es ein moderat formuliertes Papier, in dem die entsprechenden Hinweise sehr genau gesucht werden müssen. Überraschungen wurden keine platziert. Die Fed Funds Rate bleibt seit 2008 bei 0,00-0,25 Prozent.

Die Wirtschaft wird positiv gesehen - sie wächst mit solidem Tempo. Das BIP-Wachstum im vierten Quartal wird mit annualisierten 3,0 Prozent erwartet. Auch der Arbeitsmarkt wurde positiver kommentiert. Hier war von starkem Stellenzuwachs die Rede. Etwas positiver als bisher. Belastungsfaktor Nummer Eins bleibt die niedrige Inflation, die zuletzt mit 0,8 Prozent deutlich unter dem Zielwert von 2,0 Prozent liegt. Auch in den kommenden Monaten wird hier keine deutliche Steigerung erwartet.

Spannend war dagegen die Frage, ob und wie die Fed auf den in den vergangenen Wochen stark aufgewerteten US-Dollar reagiert. Hierzu gab es aber keinen Kommentar.

Zweifel an den selbstragenden Kräften der US-Wirtschaft bleiben. Auch das Timing spielt für die FED eine wichtige Rolle. Etwas ungeschickte Formulierungen hatten in der Vergangenheit Markturbulenzen, insbesondere in den Emerging Markets, verursacht. Daher wählt sie nun jedes Wort mit äußertster Vorsicht aus.

Nach der Ankündigung von Gestern bleibt der Fokus für die erste Zinsanhebung auf Mitte dieses Jahres gerichtet. Interessanter als der Zeitpunkt der ersten kleinen Zinssteigerung (die FED sollte in notenbanktypischen 0,25 Prozent vorgehen) ist allerdings die Steilheit des zukünftigen Pfades. Es sollte schon mehr als eine oder zwei Anhebungen in Reihe geben, bevor der Begriff "Zinswende" wirklich passend ist.

Unter dem Strich verloren US-Aktien nach der Verkündung, auch der US-Dollar konnte nach der Veröffentlichung ein halbes Cent gegenüber dem Euro zulegen und bewegte sich unter die 1,13-Schwelle. Die Ankündigung bestätigt im Großen und Ganzen den bisher formulierten Kurs. Wir sehen diese Formulierungen allerdings mit gesunder Skepsis und rechnen aktuell nicht damit, dass die FED den geplanten Zinspfad wie geplant umsetzen kann. Hier droht in den kommenden Monaten Enttäuschungspotenzial für den Dollar.

In Europa positioniert sich die neue griechische Regierung mit markigen Worten. Privatisierungsstopps reißen die Börse von Athen in tiefrote Zahlen - besonders Finanztitel erlebten einen rabenschwarzen Tag. Die Anleihepreise brachen ein und die wichtige Ratingagentur S&P kündigt bereits einen negativen Ausblick für Griechenland an.

Der amtierende EU-Parlamentschef Martin Schulz hat die neu gewählte Regierung Griechenlands vor Alleingängen gewarnt. Griechenland hat sich an die Seite Russlands gestellt und wird weitere Sanktionen nicht begleiten. Schulz warf der Syriza Regierung mangelndes politisches Verständnis vor. Schulz wird den neuen Ministerpräsidenten Tsipras heute in Athen zu Gesprächen treffen. Tsipras sucht derweil Konfrontation zu den europäischen Partnern. Man wolle die "Politik der Unterwerfung" nicht fortsetzen, sagte er in der ersten Kabinettssitzung. Hierzu zählen auch die Privatisierungen von Staatseigentum, die Bedingung für die geleisteten Hilfen sind.

Es ist höchste Zeit, dass die neue griechische Regierung in die innereuropäischen politischen Beziehungen aufgenommen wird. Die ersten Amtstage haben klar gemacht, dass Tsipras keine Zeit mit der Umsetzung seiner Wahlversprechen verlieren möchte. Er hat die griechische Regierung in Rekordzeit in eine politische Ecke manövriert (Russland-Sanktionen, Privatisierungsstopp). Die Frage ist, wie und ob die neu gewählte Regierung das europäische Politikhandwerk erlernen kann. Ohne Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern wird es kein Vorankommen geben. Das angestrebte Gesichtswahrende Lösungen sind (noch) für alle Beteiligten möglich….die Uhr tickt aber.

Erfreuliche Töne vernehmen wir aus der Bundesregierung in der Ukrainefrage. Vizekanzler Gabriel möchte mit neuen Sanktionen warten. Er ruft zur Besonnenheit auf. Deeskalierende Tendenzen sind klar auszumachen. Der einzige Weg aus der Ukrainekrise ist ein gemeisamer Verhandlungstisch mit Russland. Dies hat inzwischen auch die Kanzlerin und unser Außenminister betont.

Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1500 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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