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Latente Risiken wegen Griechenland und Ukraine - Deutschland stark …

26.02.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1367 (08.12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1336 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 118.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.20. EUR-CHF oszilliert bei 1.0775.

Kaum liefert Athen ein Papier, das den Griechen Luft zum Atmen für die nächsten vier Monate einräumt, kommt es zu levantinischen Verhaltensweisen.

Griechenland schafft neue Irritationen. Die Regierung in Athen forderte einen Schuldenschnitt: "Ich spreche über Umschuldungen, die unsere Schuldenlast deutlich senken", sagte Finanzminister Varoufakis. Auch will man in Athen Privatisierungen abblasen, ohne dies mit den Kontrolleuren der EU, des IWF und der EZB abzustimmen. Griechenland hatte zugesichert, laufende Verfahren nicht zu stoppen. Die Bundesregierung pochte auf die Einhaltung der Zusagen und kritisierte Varoufakis.

Nicht nur Berlin ist irritiert von diesen neuen Verbalattacken aus Athen. Zuverlässigkeit gehört offensichtlich nicht zu den Tugenden der griechischen Regierung. Das könnte dramatische Folgen für die "kleine Frau" und den "kleinen Mann" in Griechenland haben. Bisher gesteht der Finanzmarkt diesen Entwicklungen keine Aufmerksamkeit zu. Das könnte sich ändern.

Die Situation in der Ukraine wird in entscheidenden Teilen zunehmend grotesk. Gleichzeitig stellt diese Krise das politische Elementarrisiko für Real- und Finanzwirtschaft dar. Ergo sind wir gezwungen, uns diesem Thema zu widmen.

Während die EU bei Krediten an Mitgliedsländer auf die Einhaltung der Konditionen achtet, wird bei dem "failed state" Ukraine (kein EU-Mitglied) offensichtlich ein anderer Maßstab angelegt. Derzeit kursieren Gerüchte über massivste Finanzierung der Ukraine durch EU und IWF. Größenordnungen von bis zu 40 Mrd. USD werden kolportiert. Warum rede ich von einem "failed state" bei der Ukraine?

Es ist ein geteiltes Land. Die Westukraine ist überwiegend katholisch und EU-freundlich gesinnt, während die größten Teile der Ostukraine und Südukraine christlich orthodox organisiert sind und Russland freundlich gesinnt sind. Die militärische Auseinandersetzung hat die Gräben zwischen diesen Parteien massiv verbreitert. Der Graben erscheint auf absehbare Zeit unüberbrückbar.

Mehr als 600.000 Menschen sind aus der Ostukraine nach Russland aus Angst vor der militärischen Auseinandersetzung aber auch aus Gründen der Diskriminierung geflohen. Gestern hat das Internationale Rote Kreuz das soziale Engagement Russlands diesbezüglich als nahezu perfekt gelobt.

Fakt ist auch, dass die Ukraine wirtschaftlich kein tragfähiges Geschäftsmodell hat. Der Einbruch der Wirtschaftsleistung ist dramatisch, Hyperinflation hat eingesetzt, die Grundversorgung steht im Zweifel. Aktuell liegen die Durchschnittseinkommen in der Ukraine auf dem Niveau Sambias (circa 45 USD pro Monat).

Fakt ist auch, dass die Ukraine keine effiziente Administration hat. Dagegen ist das richtigerweise viel kritisierte Griechenland ein "Hort der Unbestechlichkeit". Mit dem Putsch hat sich keine Reformpolitik verbunden. Die Oligarchen wechseln, ebenso wie die Farben, die sie tragen. Das kleptokratische System bleibt. Vor diesem Hintergrund ist der Begriff "failed state" sachlich unanfechtbar.

Jetzt hält sich die Regierung Kiews nicht an das Minsker Abkommen bezüglich des Abzugs der schweren Waffen, während die Separatisten diesen Ansprüchen genügen. Weder USA noch EU wollen nachhaltig Waffen an die Ukraine liefern. Jetzt springen die US-Freunde im arabischen Raum ein …

Was machen EU und USA in der Folge? Drohen sie Russland mit dem nächsten Sanktionspaket? Diese erkennbar geopolitische Auseinandersetzung wird uns weiter beschäftigen. Sie stellt ein latentes Risiko für die Real- als auch die Finanzwirtschaft dar.

Deutschland setzt positive Akzente!

Per Berichtsmonat März legte der deutsche GfK-Konsumklimaindex deutlich von zuvor 9,3 auf 9,7 Punkte zu. Die Prognose lag bei 9,5 Zählern. Damit markierte dieser Index den höchsten Stand seit Oktober 2001!

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Die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland ist im Januar im Vergleich zum Vormonat um 41.000 auf jetzt 42.799.000 gestiegen. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 418.000.

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Aus den USA erreichte uns die Veröffentlichung des Absatzes neuer Wohnimmobilien. In der annualisierten Fassung kam es zu einem Rückgang von 482.000 auf 481.000 Objekte. Das war besser als erwartet. Die Prognose lag bei 470.000 Immobilien. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass die Erholung seit dem Tiefpunkt per 2011 den Begriff moderat mehr als verdient.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1200 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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