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Europa überrascht robust - Strukturänderungen zahlen sich aus

27.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0872 (07.40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0857 im Amerika- Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.0502.

Heute macht es Freude die letzten Nachrichten zu lesen. Nach vielen Monaten mit sehr kontroversen Meldungen über die Eurozone erfrischen die aktuellen Meldungen. Und das überrascht uns nicht!

Der Aufschwung kommt nicht aus heiterem Himmel. Konjunkturelle Stabilität wird durch a) Strukturreformen und b) quantitative Maßnahmen erreicht. Wir finden aktuell beides in der Eurozone vor. Und da eines zum anderen kommt, ergibt sich in dieser Gemengelage gleich ein dann doch überraschend positives Bild. Durch mehr Wachstum fällt es leichter die Defizitziele zu erreichen.

Dass wir positive Meldungen aus Deutschland kommen, ist fast schon Gewohnheitsrecht. Trotzdem lässt die aktuelle Revision des BIP Wachstums von 1,0 auf 1,8 Prozent durch die Wirtschaftsweisen aufhorchen. Dass der niedrige Ölpreis und starke Konsum Treiber sind, ist kein Geheimnis. Nur waren diese Faktoren schon im November - bei Erstellung der alten Prognose bekannt. Der Großteil der deutschen Exporte geht in die Eurozone, fasst hier die Konjunktur besser Fuß, profitiert Deutschland überproportional und das stimmt optimistisch, weil die Gesundung auf vielen Beinen steht.

Die Euro-Peripherie kommt sehr ordentlich in das neue Jahr. Noch kräftiger als bisher angenommen soll Spanien in diesem und nächstem Jahr wachsen und zwar mit 2,8 und 2,7 Prozent.

Auch Portugal kann positiv überraschen und wird zum ersten Mal seit 15 Jahren das Defizitziel von 3,0 Prozent nicht nur erreichen, sondern unterbieten. Wir wollen keine Lobeshymnen vom Zaun brechen, es besteht weiterhin aktuer Handlungsbedarf (Arbeitslosigkeit ...), aber die in der Pipeline befindlichen Projekte (EU-Investitionspakt) machen Mut, dass das Wachstum keine Frühjahrsblüte ist, die nach dem ersten Frost wieder eingeht, sondern zum Sommer hin seine volle Vitalität entfaltet.

Auch unsere französischen Freunde, von vielen als angehender kranker Mann Europas beschrieben, zeigen sich in robusterer Verfassung als gewohnt. Jetzt soll das Wirtschaftswachstum größer als ein Prozent ausfallen, dadurch sinkt das Budgetdefizit stärker als geplant. Gerade vor kurzer Zeit haben die Finanzministerkollegen ihrem französischen Kollegen Sapin 2 Jahre mehr Zeit zur Erreichung der Defizituntergrenze gegeben. Frankreichs Prognosen sind berüchtigt für ihre Ungenauigkeit. Wir bleiben skeptisch, erkennen aber an, dass die Regierung endlich handelt (Arbeitsmarktreform via Dekret), anstatt zu philosophieren. Hier baut sich tendenziell positives Überraschungspotenzial auf.

Auch in UK brummt die Wirtschaft im ersten Quartal - läuft es in Europa läuft es auch auf der grünen Insel…

Deutlich stärker als prognostiziert zeigten sich die Einzelhandelsumsätze im Vereinigten Königreich im Februar mit 0,7 Prozent Zuwachs gegenüber dem Januar. Der Januar wurde deutlich von -0,7 Prozent auf -0,3 Prozent herauf revidiert. Damit ist der zurück liegende Monat der umsatzstärkste der letzten drei Monate gewesen. Die deutlich gefallenen Preise treiben die Briten in die Einkaufstrassen.

Gegenüber dem Vorjahr legten die Umsätze um 5,1 Prozent zu.

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Mario Draghis Aussagen, dass sich bereits einige positive Aspekte der Anleihekäufe bemerkbar machen, können sich naturgemäß auf die Zeit nach dem 9. März beziehen. Hier wurde nämlich erst der Startschuss für die Anleihekäufe gegeben.

Aktuell zeigt sich, dass im Februar, also unmittelbar vor dem Start noch die Kreditsumme in der Eurosumme gesunken ist. Der Januar fiel ebenfalls schwächer aus. Hier fand eine Revision von -0,1 auf -0,2 Prozent statt.

Etwas besser in Gang ist dagegen der Geldfluss gekommen. Zwar wurde die Prognose von 4,3 Prozent verfehlt, aber mit 4,0 Prozent setzt sich die Genesung weiter fort.

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Aus den USA erreichten uns keine neuen Erkenntnisse. Die offiziellen Arbetismarktzahlen deuten weiter auf Expansion hin. Einen Hauch beser als gedacht waren die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Sie sanken um 9.000 Anträge auf 282.000 in der vergangenen Woche. Der 4-Wochen-Schnitt fiel wieder unter die 300.000 Schwelle und liegt jetzt bei 297.000.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 - 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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