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Deutscher Auftragseingang enttäuscht - fester USD hat seinen konjunkturellen Preis

06.10.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1188 (07.50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1173 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 134.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.0915.

Per Berichtsmonat August sank der deutsche Auftragseingang unerwartet stark um 1,8% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei +0,5%. Das Ergebnis war ernüchternd. Mehr noch wurde der Vormonatswert per Berichtsmonat Juli deutlich von -1,4% auf -2,2% revidiert.

Damit lag die Verfehlung der Konsensusprognose für den Zweimonatszeitraum Juli/August bei erheblichen 3,1%. Partiell soll der Rückgang per August durch Ferieneffekte überzeichnet sein. Die inländische Nachfrage fiel mit -2,6% im Monatsvergleich ausgeprägt schwach aus. Dagegen nahm die Nachfrage aus der Eurozone deutlich zu (+2,5%). Im Bereich der Investitionsgüter lag der Anstieg der Eurozone sogar bei sportlichen 5,8%. Hier ist endogene Stärke auf Basis der umgesetzten Strukturreformen der Treiber.

Das maßgebliche Problem ist die internationale Nachfrage außerhalb der Eurozone (-3,7%). Der für manche umnerwartete schwächere Konjunkturverlauf in den USA spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die aus unserer Sicht transitorische Konjunkturschwäche in diversen Schwellenländern.

In wie weit Zusammenhänge zu der Sanktionspolitik der EU im Fahrwasser der USA wirken, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig erfassen. Fakt ist, dass das Thema der ökonomischen Zuverlässigkeit der EU definitiv eine Rolle im Bestellverhalten der Länder zur Folge hat, die sich selbst nicht zum engeren Freundeskreis der USA zählen. Ergo ist es derzeit grundsätzlich zu früh, die enttäuschende Zweimomnatstendenz per Juli/August als Trend zu extrapolieren. Gleichwohl ist unsere Aufmerksamkeit ob dieser Entwicklung geschärft.

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© Reuters


Die von Markit ermittelten Einkaufsmanagerindices der Eurozone lieferten in ihren finalen Werten eine leichte Abwärtsrevision ggenüber den vorläufigen Werten per September. So sank der Dienstleistungsindex von 54,0 auf 53,7 Punkte, während der Composite Index (kombiniert Dienstleistung und Produktion) von 53,9 auf 53,6 Punkte fiel. Beide Werte signalisieren solide Expansion. Wir freuen uns, dass Frankreich in Fahrt kommt!

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Die im Sentix-index befragten Börsianer und Finanzexperten haben den „Blues“. Der Sentix-Index der Eurozone sank per Okotber von 13,6 auf 11,7 Punkte (Prognose 11,6). Damit wurde der schwächste Wert seit Januar 2015 markiert. Die Korrelation zu den europäischen Aktienmärkten ist in diesem Imdex ausgeprägter als die Korrelation zu der Makroökonomie der Eurozone.

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© Reuters


Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone setzten positive Akzente gegenüber der Erwartungshaltung der Märkte. Per August kam es im Monatsvergleich zu keiner Veränderung. Die Prognose lag bei -0,1%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,4% auf +0,6% revidiert. Im Jahresvergleich übersetzten sich diese Monatsergebnisse per August in einen Anstieg um 2,3% (Prognose 1,8%) nach zuvor 3,0% (revidiert von 2,7%) per Juli.

Seit Okotber 2013 kommt es damit zu einer positiven Tendenz im europäischen Einzelhandel, die anders als in den USA maßgeblich von wiederkehrenden Einkommen und nicht dynamisch steigender Konsumverschuldung getragen ist. Dieser qualitative Unteschied ist erheblich bezüglich der nachhaltigen Trendfähigkeit und der Stabilität.

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© Reuters


Der ISM-Dienstleistungsindex sank in den USA unerwartet stark per September von zuvor 59,0 auf 56,9 Zähler. Die Prognose lag bei 57,5 Punkten. Der Auftragsindex brach von fraglos hohen 63,4 auf 56,7 Zähler ein.

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© Reuters


Heute erwarten wir die Veröffentlichung der US-Handelsbilanz per August:

Die Federal Reserve Atlanta hatte unter dem Verweis auf vorzeitig erhaltene Daten zum internationalen Handel der USA die Wachstumsprognose für das dritte Quartal 2015 von 1,7% auf 0,9% in der annualisierten Fassung revidiert. Der Anstieg des USD auf globaler Ebene seit Frühjahr letzten Jahres, getragen von dem Thema Zinswende in den USA, das sich zunehmend abträgt, wirkt sich offensichtlich jetzt spürbar und für die US-Wirtschaft belastend in den Handelsströmen aus.

Die Konsensusprognose für das Handelsbilanzdefizit stellt sich per August auf -47,4 Mrd. USD nach zuvor -41,9 Mrd. USD. Bezüglich der markanten BIP-Prognoseanpassung der Federal Reserve Atlanta sind negative Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Machen wir einen kurzen Abstecher nach Russland. Der von dem britischen Unternehmen Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für den Denstleistungssektor Russlands legte per Berichtsmonat September deutlich von 49,1 auf 51,3 Punkte zu. Stabilisierung nach den folgen der Sanktionspolitik ist erkennbar.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0980 - 1.1010 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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