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IEA sieht für den Ölpreis nur wenig Aufwärtspotenzial

10.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Internationale Energieagentur IEA erachtet es laut ihrem heute veröffentlichten World Energy Outlook als unwahrscheinlich, dass der Ölpreis vor Ende des Jahrzehnts wieder auf 80 USD je Barrel steigen wird. Die IEA begründet dies mit einem nur geringen jährlichen Nachfragewachstum von 900 Tsd. Barrel pro Tag in den nächsten fünf Jahren. Allerdings hat das niedrige Preisniveau dazu geführt, dass die Investitionen in die Ölförderung in diesem Jahr um mehr als 20% fallen werden.

Für das nächste Jahr geht die IEA von einem weiteren Rückgang aus. Zwei Jahre mit rückläufigen Investitionen hat es in den letzten 25 Jahren noch nie gegeben. Die IEA rechnet daher mit Auswirkungen für das Ölangebot in den nächsten Jahren. Ähnlich äußerte sich gestern der saudi-arabische Vizeölminister. Dieser rechnet wegen der Absage oder Verschiebung von Projekten für 2016 und danach mit einem Rückgang des Nicht-OPEC-Angebots. OPEC-Generalsekretär el-Badri sieht im Jahr 2016 einen ausgeglichenen Ölmarkt.

Die Schieferölproduktion dürfte allerdings verhindern, dass die Preise in den nächsten Jahren deutlich steigen werden. Sobald die Ölpreise die marginalen Produktionskosten für Schieferöl von ca. 60-65 USD je Barrel erreichen, dürfte die Produktion ausgeweitet werden. Aktuell sind die Preise für viele Schieferölproduzenten allerdings zu niedrig.

Die US-Energiebehörde EIA geht deshalb davon aus, dass die US-Schieferölproduktion im Dezember um 118 Tsd. auf weniger als 4,95 Mio. Barrel pro Tag fallen wird. Dies entspricht dem achten Monatsrückgang in Folge und dem niedrigsten Produktionsniveau seit 15 Monaten.

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Edelmetalle

Gold wird aktuell seinem Status als sicherer Hafen gerecht und hält sich stabil bei rund 1.090 USD je Feinunze. Der Preis trotzte gestern zudem weiteren ETF-Abflüssen von 1,3 Tonnen. Auch in Euro gerechnet zeigt sich Gold wenig verändert bei 1.015 EUR je Feinunze.

Unterstützung erhielt der Preis gestern von der Entscheidung der EZB, die Höchstgrenze zum Kauf von jeglichen Anleiheemissionen, die die sog. CAC-Klausel enthalten, auf 33% anzuheben. Dadurch könnte die EZB weitere Anleihen im Umfang von 150 Mrd. EUR kaufen. Dies würde der EZB erlauben, ihr bestehendes Anleihekaufprogramm entweder um 2½ Monate zu verlängern oder die monatlichen Käufe über 10 Monate hinweg um 15 Mrd. EUR pro Monat zu erhöhen. Hiervon sollte vor allem der Goldpreis in Euro profitieren. Außerdem war in Indien gestern mit "Dhanteras" einer der höchsten religiösen Feiertage, der für gewöhnlich mit einer hohen Goldnachfrage einhergeht.

Deutlich unter Druck standen dagegen gestern die anderen Edelmetalle. So fiel Silber um 1,3% auf ein 5½-Wochentief von 14,4 USD je Feinunze. Platin gab um 2,9% auf rund 910 USD je Feinunze nach und Palladium verbilligte sich um 3,6%. Das hauptsächlich in der Autoindustrie verwendete Edelmetall fiel dabei erstmals seit sieben Wochen wieder unter die Marke von 600 USD je Feinunze. Bei Platin und Palladium kam es einmal mehr zu umfangreichen Abflüssen aus den ETFs.


Industriemetalle

Schwache Aktienmärkte, die eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrückten, brachten gestern Abend die Metallpreise unter Druck. Der Abwärtstrend setzt sich heute Morgen mit deutlich stärkerer Dynamik fort. Kupfer und Nickel fallen jeweils auf 2½-Monatstiefs von gut 4.900 USD bzw. 9.400 USD je Tonne, Zink verbilligt sich auf ein 6-Wochentief von 1.600 USD je Tonne und Blei handelt nur leicht darüber auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Wochen. Diese vier Metalle halten sich damit auch nur noch knapp über ihren vor wenigen Wochen bzw. Monaten verzeichneten Mehrjahrestiefs.

Wie vom Nationalen Statistikbüro berichtet, sind die Erzeugerpreise in China auch im Oktober im Jahresvergleich um 5,9% gefallen. Hierbei dürften aber wohl auch die gesunkenen Rohstoffpreise eine Rolle gespielt haben, die offenbar an die Abnehmer weitergegeben wurden. Zudem gibt die niedrigere Inflationsrate - diese lag im Oktober auf einem 5-Monatstief von 1,3% - der chinesischen Regierung und der Zentralbank Spielraum für weitere konjunkturunterstützende Maßnahmen. Der Markt glaubt aber anscheinend nicht an deren Wirksamkeit.

Nach Glencore erwägt nun auch der belgische Zinkproduzent Nyrstar die Produktion zu kürzen. Demnach soll die Minenproduktion um bis zu 400 Tsd. Tonnen gedrosselt werden, falls die Preise niedrig bleiben. Nyrstar ist einer der weltweit größten Zinkproduzenten. Dies sollte dem Zinkpreis grundsätzlich Unterstützung geben, spielte aber gestern und heute bislang keine Rolle.


Agrarrohstoffe

Gestern verlor der Weizenpreis in Chicago über 4% und notiert nur noch knapp über 500 US-Cents je Scheffel. Im Vorfeld der neuen Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA wird in Umfragen mehrheitlich mit einer Anhebung der geschätzten US-Endbestände im nächsten Frühsommer gerechnet. Begründet wird dies vor allem mit der unbefriedigenden Exportnachfrage nach US-Weizen.

Jüngst meldete das USDA, dass seit Saisonbeginn im Juni bis zum 5. November 17% weniger Weizen für den Export abgefertigt wurde als im Vorjahreszeitraum. Dies drückt die US-Weizenpreise, auch wenn für die Weltendbestände an Weizen mit einer Abwärtsrevision gerechnet wird. Selbst dann nämlich dürfte es bei der sehr guten globalen Versorgungslage 2015/16 bleiben. Ein weiterer Einflussfaktor dürfte auch gewesen sein, dass in der Ukraine und Teilen Russlands in dieser Woche Niederschläge die Feuchtigkeitsversorgung verbessern sollen.

In der Ukraine hatte die Trockenheit dazu geführt, dass über 10% weniger Fläche als im Vorjahr mit Winterweizen bestellt wurde und der Zustand der Wintergetreide deutlich schlechter ist. Derzeit wird ein Rückgang der Erntemenge um 20% erwartet. Jede Verbesserung der Feuchtigkeitsversorgung ist daher hoch willkommen. In den USA hat das USDA in der letzten Berichtswoche den Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Winterweizenpflanzen um 2 Prozentpunkte auf 51% erhöht, nachdem sich die Feuchtigkeitsversorgung insgesamt verbesserte.



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