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Preise verharren im tiefen Tal

15.12.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Auch wenn die Tagesbewegungen bei Rohstoffen nicht immer rational sind, kann man für die meisten im Nachhinein fundamentale Erklärungen finden. Gestern sind die Ölpreise weiter stark unter Druck geraten und fast auf 11-Jahrestiefs gefallen. Als Grund dafür könnte man die Einigung auf dem Weltklimagipfel anführen, denn eine stärkere Begrenzung des CO2-Ausstoßes sollte langfristig die Verbrauchsintensität an fossilen Rohstoffen dämpfen.

Dass sich danach insbesondere die WTI-Preise um knapp 2 USD je Barrel erholt haben, könnte man wiederum mit den Diskussionen im US-Senat über eine Aufhebung des 40 Jahre alten Verbots für die US-Rohölexporte erklären. Man könnte aber auch eine einfachere Erklärung finden. Die Tatsache, dass sich die Ölpreise aktuell in der Nähe der langfristigen Tiefs befinden, sorgt automatisch für Abgabedruck, weil viele Teilnehmer weitere Preisrückgänge fürchten.

Da es aber keine neuen negativen Faktoren gibt, die einen solchen Preisrutsch rechfertigen würden, kommt es zu einer Gegenreaktion. Die meisten negativen Nachrichten scheinen also mittlerweile in den heutigen Preisen eskomptiert zu sein. Jedoch sorgt nicht nur die Stimmung für den Preisdruck, sondern auch die anhaltenden Produktionsüberschüsse.

Die Gasöl- und Dieselpreise sind zuletzt noch stärker als die Ölpreise gefallen und liegen aktuell bereits mit knapp über 330 USD je Tonne auf dem niedrigsten Stand seit Juni 2004. Eine schwache Industrienachfrage und die milden Temperaturen dies- und jenseits des Atlantiks sind also auch Gründe für die skeptische Haltung der Marktteilnehmer am Ölmarkt.

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Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen bei rund 1.060 USD je Feinunze auf einem 10-Tagestief und profitiert damit nicht vom schwächeren US-Dollar. Dieser wertet gegenüber dem Euro auf ein 6-Wochentief ab. Der schwächere US-Dollar führt zugleich dazu, dass Gold in Euro gerechnet auf ein 12-Monatstief von nur noch knapp über 960 EUR je Feinunze fällt.

Im Fahrwasser von Gold steht auch Silber weiter unter Druck. Das mehrheitlich in der Industrie verwendete Edelmetall fällt auf 13,6 USD je Feinunze und verzeichnet damit den tiefsten Stand seit über sechs Jahren. Das viel beachtete Gold/Silber-Verhältnis ist im Zuge dessen auf fast 78 gestiegen, den höchsten Stand seit Anfang September.

Wie der Verband der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) heute Morgen berichtete, wurden in der EU im November 1,09 Mio. Autos neu zugelassen. Dies waren fast 14% mehr als im Vorjahr. Alle wichtigen Absatzmärkte trugen hierzu bei - auch Deutschland, wo der VW-Abgasskandal bislang offenbar kaum eine Rolle gespielt hat.

Nach elf Monaten wurden bereits 12,6 Mio. Autos in der EU neu zugelassen, knapp 9% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Damit wurden auch die gesamten Neuzulassungen des Vorjahres übertroffen. Dies spricht für eine robuste Nachfrage nach Platin und Palladium, zumal in der EU auch im nächsten Jahr mehr Autos neu zugelassen werden sollten. Hierdurch sollten beide Preise unterstützt sein.


Industriemetalle

Nach einigen Tagen mit Preiszugewinnen stehen die Metalle heute Morgen wieder unter Druck und verlieren bis zu 1%. Aluminium handelt zum Beispiel bei 1.480 USD je Tonne, Kupfer kostet gut 4.600 USD je Tonne und Nickel notiert knapp über 8.700 USD je Tonne. Der Eisenerzpreis ist dagegen gestern um 2% auf gut 39 USD je Tonne gestiegen und hat sich damit von seinem tags zuvor verzeichneten Rekordtief leicht erholt.

Der Preisanstieg dürfte aber nicht nachhaltig sein, da neben dem hohen Angebot die Nachfrage zurückzugehen droht. Denn Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge ist die Stahlproduktion in China im November im Vergleich zum Vorjahr um 1,6% auf 63,3 Mio. Tonnen gefallen. Nach elf Monaten liegt sie demnach mit 738,4 Mio. Tonnen 2,2% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Wegen der geringeren Stahlnachfrage in China und den stark gefallenen Stahlpreisen dort dürfte auch zukünftig weniger Stahl produziert werden. Der Verband der Eisen- und Stahlindustrie erwartet für 2016 einen Rückgang um knapp 3% auf rund 783 Mio. Tonnen.

Bislang haben die chinesischen Stahlhersteller die schwächere inländische Nachfrage durch vermehrte Exporte ausgeglichen - von Januar bis November wurden gemäß Daten der Zollbehörde über 100 Mio. Tonnen Stahl ausgeführt, 22% mehr als im Vorjahr. Mittlerweile schlägt ihnen aber auch von dieser Seite der Wind entgegen. Sollte die Stahlproduktion deutlicher gedrosselt werden, dürfte dies auch negative Auswirkungen auf die Eisenerznachfrage haben.


Agrarrohstoffe

Wie im Wahlkampf versprochen, schafft der neue argentinische Präsident Macri die Exportsteuern auf Mais und Weizen in Höhe von 20% bzw. 23% ab. Bei Sojabohnen soll die Exportsteuer zunächst von 35% auf 30% sinken, auch die Steuern auf Sojamehl- und Sojaölexporte werden um 5 Prozentpunkte reduziert. Dies dürfte nach Ansicht des Analysehauses Oil World gemeinsam mit der erwarteten Abwertung der Landeswährung Peso dafür sorgen, dass Argentinien 2015/16 unter den großen Anbietern den höchsten Anstieg der Sojabohnenexporte verzeichnen wird.

Im ersten Quartal 2016 rechnet Oil World mit argentinischen Exporten in Höhe von 2,5 Mio. Tonnen, in der Vorjahresperiode waren es nur 0,1 Mio. Tonnen gewesen. Dies dürfte einen Teil der US-amerikanischen und brasilianischen Exporte verdrängen und insgesamt das Angebot am Markt weiter erhöhen. Nach der rekordhohen US-Sojabohnenernte stehen auch in Argentinien und Brasilien hohe Ernten ins Haus.

In Brasilien werden die Prognosen dafür zuletzt wieder erhöht, so etwa gestern durch die Verarbeitergruppe Abiove. Ende letzter Woche hatte sich die brasilianische Behörde Conab mit 102,5 Mio. Tonnen am oberen Rand ihrer bisherigen Prognosespanne positioniert. Die üppige Versorgungslage und die Tatsache, dass US-Ware währungsbedingt harter Konkurrenz ausgesetzt ist, lasten seit Monaten auf dem US-Sojabohnenpreis.



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