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Schwache Konjunkturdaten!

17.02.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1163 (07.04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1119 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.10. EURCHF oszilliert bei 1.1015.

Vor dem Hintergrund schwacher Konjunkturdaten aus der Eurozone als auch aus den USA erreichten uns Einlassungen von zwei Gouverneuren der Federal Reserve. Wegen der niedrigen Inflation kann sich die US-Notenbank laut Chef der Philadelphia Fed Harker bei ihrem 2. Zinsschritt Zeit lassen. Die US-Zentralbank sollte damit warten, bis sich der Preisauftrieb beschleunige. Eine Zinserhöhung sieht er erst im 2. Halbjahr 2016. Einen früheren Schritt schloss er jedoch nicht aus. Bezüglich der US-Konjunktur sei er positiv gestimmt.

Wir wissen nicht, welche Konjunktur- und insbesondere Strukturdaten Herr Harker heranzieht. Diese Einlassungen klingen sehr nach Hoffnungswerten und sind den Einlassungen der Vertreter der Federal Reserve in der Phase vor der Lehman Pleite ähnlich, als es unisono hieß: "The crisis is contained!“ – Eine der elementarsten Fehleinschätzungen der Fed! Sehr geehrter Herr Harker, wir bieten Ihnen hier einen Blick auf gestern veröffentlichte USKonjunkturdaten und anekdotische Evidenz eines in den USA tätigen Unternehmens, womit wir beginnen wollen.

Daimler hat wegen der trüben Aussichten für den Lkw-Markt in den USA weitere Stellen gestrichen. Zusätzlich zu dem bereits bekannten Abbau von 900 Stellen würden am Standort Cleveland in North Carolina 550 Mitarbeiter entlassen. Das wären 25% der Mitarbeiter. Daimler erwartet für den nordamerikanischen Lkw-Markt 2016 einen Absatzrückgang. Was macht die Konkurrenz von Daimler? Nun Herr Harker, wir reden von gut bezahlten Jobs und nicht Kellnern. Was heißt das für die Beschäftigung in der Zulieferindustrie (hochwertig)?

Der NY-Fed Manufacturing Index verfehlte per Berichtsmonat Februar die bei -10,0 Punkten angesiedelte Prognose mit -16,64 Punkten markant. Auch der Anstieg im Monatsvergleich von zuvor -19,37 Zählern ändert an dem rezessiven Bild in dem Fed-Bezirk New York nichts. Fakt ist, dass dies der zweitschwächste Wert seit April 2009 darstellt und die Kontraktion seit 7 Monaten anhält. Schafft diese Datenreihe Ihre Konjunkturzuversicht Herr Harker?

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© Reuters


Der NAHB-Housing Market Index sank per Februar von zuvor 61 auf 58 Punkte (Prognose 60) und markierte den tiefsten Wert seit Mai 2015. In der Tat bewegt sich dieser Index komfortabel oberhalb der Marke von 50 Punkten. Damit signalisiert das Indexniveau solides Wachstum. Ein Punkt für Herrn Harker. Die Tendenz verstärkt aber nicht das Maß der Zuversicht.

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© Reuters


Neel Kashkari, Präsident der Fed Minneapolis, hat einen Umbau der US-Großbanken gefordert. Der Kongress müsse in Betracht ziehen, die zu großen Institute zu zerschlagen, um Risiken für die US-Wirtschaft abzufedern. Die größten Banken der USA seien immer noch zu groß, um zu scheitern. Daher gehe von ihnen eine systemische Gefahr aus.

Diesen Ansatz begrüßen wir aus strukturellen Gründen. Das gilt fraglos für das Risiko der Geiselhaft ganzer Gesellschaften für Großkonzerne, damit eröffnete sich aber auch eine
nachhaltige Chance im Sinne des Aufbaus regionaler finanzwirtschaftlicher und in der Folge realwirtschaftlicher Strukturen analog dem Modell der Volksbanken und Sparkassen in Deutschland, die Hintergrund für den Erfolg des Mittelstands sind. Messbar wird dieser Erfolg der mittelständischen Strukturen bei dem Vergleich der "Hidden Champions“ (Unternehmen, die im Heimatmarkt Nummer eins sind und weltweit unter den drei Topunternehmen der jeweiligen Branche).

Sind diese Zusammenhänge den Regulatoren in Brüssel & Co bewusst?

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© Daten aus Hidden Champions, Hermann Simon


Aber auch der deutsche ZEW-Index konnte nicht überzeugen. Hier kam es per Februar zu einem Rückgang von 10,0 auf 1,0 Punkte, dem tiefsten Wert seit Oktober 2014. Die Tatsache, dass der bei 0 Punkten angesiedelte Konsensuswert übertroffen wurde, ändert an der maladen Einschätzung der befragten Finanzexperten wenig. Wir wollen aber nicht ausschließen, dass der Einbruch an den Aktienmärkten unter Umständen stärkeren Einfluss auf das Meinungsbild hatte als die realwirtschaftliche Lage. Der Lageindex sank von zuvor 59,7 auf 52,3 Punkte und markierte den niedrigsten Wert seit Februar 2015.

1. ZEW-Sentimentindex

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© Reuters


2. ZEW-Lageindex

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© Reuters


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0700 – 20 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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