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Festerer US-Dollar setzt Preise unter Druck

23.03.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Sind die Sorgen um überquellende Öltanks doch nicht überzogen? Der massive Lageraufbau bei Rohöl in den USA dürfte diese (u.E. eher unbegründeten) Ängste weiter schüren, nachdem laut API die US-Rohöllagerbestände in der Vorwoche um weitere 8,8 Mio. Barrel auf 531,8 Mio. Barrel zugenommen haben. Sie sind nun 14% bzw. 65 Mio. Barrel höher als im Vorjahr und 39% bzw. fast 150 Mio. Barrel höher als 2014. Da der Konsens mit einem deutlich geringeren Lageraufbau rechnet, ist die Enttäuschung bei dem heute anstehenden DOE-Bericht eigentlich vorprogrammiert.

Allerdings dürfte sich der Markt erneut vor allem für die (vorläufige) US-Ölproduktion interessieren, die aktuell nur unwesentlich über der psychologisch wichtigen Marke von 9 Mio. Barrel täglich liegt. Dies, gepaart mit höherem Risikoappetit, könnte die Ölpreise heute steigen lassen. Grundsätzlich hat sich aber an den Produktionsüberschüssen nichts verändert. Im Vorfeld des Treffens in Doha dürfte die Skepsis eher zunehmen.

In unserem gestern veröffentlichten Rohstoffe kompakt "Ölpreis - War dies die Wende?" hatten wir ein wichtiges Produzentenland mit nennenswerten Produktionskapazitäten nicht erwähnt: Libyen.

Der Grund dafür ist die fragile Sicherheitslage im Land, die einen nachhaltigen Produktionsanstieg unwahrscheinlich macht. Das Land fördert derzeit täglich nur ein Viertel der rund 1,6 Mio. Barrel Rohöl, die es vor dem Krieg gefördert hat. Insofern überrascht es nicht, dass Libyen kein Interesse an dem Treffen hat. Ebenso wie der Iran will das Land erst einmal seine Produktion hochfahren und erst dann über ein "Einfrieren" reden. Das Treffen wird somit immer mehr zu Farce.


Edelmetalle

Gold war gestern über weite Strecken des Tages als sicherer Hafen stark gefragt – wohl nicht zuletzt wegen der Terroranschläge in Brüssel. In der Spitze stieg Gold daher auf gut 1.260 USD je Feinunze. Ein festerer US-Dollar und steigende US-Anleiherenditen sorgten im späten Handel allerdings dafür, dass ein Teil der Gewinne wieder abgegeben wurde. Heute Morgen steht Gold deutlicher unter Druck und fällt zeitweise auf ein Wochentief von 1.230 USD. In Euro gerechnet rutscht Gold erstmals seit Ende Februar kurzzeitig unter die psychologisch wichtige Marke von 1.100 EUR je Feinunze.

Palladium setzte gestern seinen Aufwärtstrend der letzten Wochen fort und verteuerte sich vorübergehend auf ein 4½-Monatshoch von 607 USD je Feinunze. Heute Morgen handelt es belastet durch den Preisrückgang von Gold aber wieder leicht unter der Marke von 600 USD. Seit Monatsbeginn ist Palladium um über 20% gestiegen. Bei Platin fällt der Preisanstieg mit gut 5% seit Anfang März zwar wesentlich verhaltener aus, aber auch hier scheint der Trend aufwärtsgerichtet zu sein.

Heute Morgen wurde wieder kurzzeitig die Marke von 1.000 USD je Feinunze getestet. Beide industriellen Edelmetalle werden unseres Erachtens durch die nach wie vor gute Autokonjunktur in den wichtigsten Absatzländern/-regionen unterstützt. Zudem erhielten sie zuletzt durch ETF-Zuflüsse Auftrieb. Seit Monatsbeginn wurden die ETF-Bestände bei Palladium um 38,3 Tsd. und bei Platin um 42,5 Tsd. Unzen aufgebaut.

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Industriemetalle

Der Aluminiumpreis ist gestern erstmals seit Mitte März wieder unter die Marke von 1.500 USD je Tonne gefallen und setzt seinen Rückgang heute Morgen fort. Der Anstieg auf gut 1.600 USD zu Monatsbeginn erwies sich somit ebenso kurzlebig wie das Überschreiten der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie. Wie das International Aluminium Institute berichtete, ist die globale Aluminiumproduktion außerhalb Chinas auf Tagesbasis im Februar auf ein 5-Jahreshoch gestiegen.

Für China selbst liegen noch keine Daten vor. Dort war die Produktion aber wohl wegen des Neujahrsfestes verzerrt. Die wahrscheinlich niedrigere chinesische Produktion im letzten Monat dürfte unseres Erachtens aber nicht nachhaltig sein. Denn laut Angaben des chinesischen Analysehauses SMM machen die Aluminiumproduzenten im Land seit einigen Wochen im Durchschnitt wieder Gewinne, was eine Produktionsausweitung begünstigen dürfte.

Darüber hinaus erwartet das staatliche Research-Institut Antaike, dass im zweiten Halbjahr 2016 die Hälfte der stillgelegten Schmelzkapazitäten von 3,5 Mio. Tonnen wieder in Betrieb genommen wird. Zudem geht Antaike davon aus, dass rund 3 Mio. Tonnen neue Schmelzkapazitäten im Jahresverlauf geschaffen werden, von denen wiederum etwa die Hälfte die Produktion aufnehmen soll. Antaike schätzt daher, dass die chinesische Aluminiumproduktion 2016 im Jahresvergleich um 7,1% auf 33,2 Mio. Tonnen steigen wird. Damit bleibt der globale Aluminiummarkt wohl klar überversorgt.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Arabica- und Robusta-Kaffee stiegen gestern um 2,4% auf 134,7 US-Cents je Pfund bzw. um 2,8% auf 1.514 USD je Tonne. Für Unruhe sorgt vor allem die anhaltende Trockenheit in den wichtigen Anbauländern Vietnam und Kolumbien sowie in Brasiliens Hauptanbaugebiet für Robusta, Espiritu Santo. Denn damit wird ein Defizit am Kaffeemarkt immer wahrscheinlicher - nicht nur für die laufende Saison, sondern aufgrund der Langzeitschäden an den Bäumen auch für die kommende Saison, die im Oktober startet.

Der Kaffeehändler Coex schätzt das Defizit 2015/16 auf 4,8 Mio. Sack, dem 2016/17 ein Defizit von 4 Mio. Sack folgen soll. Das Handelshaus Ecom ist für 2016/17 zwar optimistischer. Aber obwohl es mit seiner Schätzung für die brasilianische Ernte mit über 60 Mio. Sack an der Spitze liegt, erwartet auch Ecom allenfalls einen ausgeglichenen Markt. Das lässt keine Erholung der Bestände erwarten, die etwa in Brasilien nach Angaben des brasilianischen Exporteurs Tristao bereits im Juni ein 15-Jahrestief erreichen sollen.

Der schwache Real hatte die Ausfuhr von Kaffee aus Brasilien attraktiv gemacht und zu Preisdruck am internationalen Markt geführt. Dasselbe galt für Ausfuhren aus Kolumbien angesichts des schwachen Peso. In den letzten vier Wochen haben der Real und der Peso aber kräftig an Wert gegenüber dem US-Dollar gewonnen, so dass auch von dieser Seite für die Kaffeepreise kein Gegenwind kommt. Dies könnte sich aber bald wieder ändern.



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