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Good bye Mr. Cameron , hello "Maggie" May!

12.07.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1083 (07.47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1016 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.0891.

Morgen wird David Cameron die Amtsgeschäfte als Premier an Theresa May abgeben, die sich in der Vergangenheit als Inneministerin einen Namen machte. Dass Cameron bei der Ankündigung seines Rücktritts anschließend seine musikalischen Talente unter Beweis stellte, darf als Ausdruck abnehmenden Drucks interpretiert werden.

Damit erfolgt die Staffelübergabe weit schneller als zuvor erwartet wurde. Das goutierte der Devisenmarkt gestern mit einem Anstieg des GBP als auch einem freundlichen britischen Aktienmarkt.

Mit Theresa May wird die EU mit einem Modell "Maggie Thatcher light" konfrontiert werden. In ihren ersten Äußerungen zeigte May sich kämpferisch und setzte die Latte hoch, indem sie versprach, den Brexit, der laut Ihrer Verbalakrobatik nicht revidierbar ist, zu einem britischen Erfolg zu machen.

Gleichzetig mahnte die deutsche Kanzlerin zu einem zügigen Verfahren. Den Ausschluss der Rosinenpickerei hatte Frau Dr. Merkel bereits zuvor thematisiert. Aus Belgien und Frankreich kamen zuletzt gleichfalls klare Töne, die einen weichen Kurs der EU gegenüber dem UK ausschließen.

Nun müssen beide Seiten liefern! Aber es kann sich nur eine Seite ohne Gesichtsverlust durchsetzen. Dabei stehen beide Seiten unter Druck. Kritischer ist die Situation aber fraglos für das UK unter konjunkturellen und stabilitätspolitischen Gesichtspunkten, da erstens bereits die Konjunkturindikatoren beginnen zu wackeln und das UK ein massives Leistungsbilanzdefizit von mehr als 5% des BIP finanzieren muss. Also ist man in London von Kapitalzuflüssen abhängig.

Verhandlungen können erst geführt werden, wenn der Artikel 50 gezogen ist. Mit dieser Aktion sind dann auch alle bisherigen "Extrawürste" des UK Geschichte und das ist auch gut so! Diesbezüglich sind die heißen Worte Theresa Mays mit großen Versprechungen des Erfolgs des Brexits als vollmundig zu klassifizieren.

Sollte die EU entgegen der aktuellen Versprechungen gegenüber den Menschen, die von ihr vertreten werden, in diesen Verhandlungen einknicken, lieferte das einen Katalysator für den Weg in die Bedeutungslosigkeit und Beliebigkeit der EU.

Anders ausgedrückt: Die nächsten Monate bieten einen europäischen "Showdown".

Die EU zeigt Zähne. Die Verfehlung bei der Einhaltung der mit der EU abgestimmten Defizitziele in den Jahren 2014/2015 führt für Spanien und Portugal zu Konsequenzen. Der Versuch seitens Paris, Strafmaßnahmen zu verhindern, scheiterte. In den kommenden drei Wochen wird voraussichtlich ein mildes Strafmaß verordnet. Damit signalisiert die EU-Kommission den Willen, grundsätzlich regelbasiert agieren zu wollen. Das ist grundsätzlich zu begrüßen.

Ministerpräsident Renzi zeigte sich optimistisch, dass eine Lösung im Sinne der italienischen Regierung in Zeitnähe anstünde. Eine Einigung im Rahmen der EU-Regeln sei in Reichweite sagte Renzi. Dabei scheinen Staatsgarantien seitens Italiens eine tragende Rolle zu spielen. Seitens der EU war man gestern bemüht, den Begriff Krise bezüglich dieses Themas kategorisch abzulehnen.

Aus den USA erreichte uns der Federal Reserve Labor Market Conditions Index per Berichtsmonat Juni. Dieser Index, den der Offenmarktausschuss der Federal Reserve bezüglich der Einwertung des US-Arbeitsmarkts "angeblich" sehr ernst nimmt, lieferte zwei Erkenntnisse: Der Index stieg von zuvor -3,6 auf -1,9 Punkte. Diese Tendenz mag man als Entspannung interpretieren. Gleichwohl ist die zweite und wesentliche Erkenntnis, dass sich die Bedingungen auch im Juni verschlechterten, nur mit geringerer Dynamik als im Vormonat. Das ist faktisch schlecht.

Nachfolgender Chart verdeutlicht, dass die negativen Indexwerte, die seit Januar 2016 durchgehend vorliegen, kritisch einzuwerten sind. Die Divergenz zum US-Arbeitsmarktbericht bringt uns zum gestrigen Report: "Atemlos" und "Wunder gibt es immer wieder" … Diplomatischer konnten wir dieses Thema nicht belegen.

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© Zerohedge


Der US-Arbeitsmarktbericht sagte aus, dass der Dienstleistungssektor 278.000 neue Jobs generiert hätte.

Nachfolgende Nachricht aus den USA wirft Fragen auf: "US Consumers No longer "Eating out" - Restaurant Guest Counts Tumble To Three Year Lows". Und dann stellt man immer weiter ein?

Nachfolgender Chart stellt den "Performance Index", der von der National Restaurant Association ermittelt wird, dar. Der geglättete Index bewegt sich auf dem niedrigsten Niveau seit zwei Jahren (rote Kurve). Der volatilere Monatswert lag noch tiefer (graue Linie).

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© Zerohedge


"Food for thought!"

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1120 -50 dreht den Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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