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Edelmetalle Aktuell

06.07.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Der Goldpreis hatte am vergangenen Mittwoch noch ein 5-Monatstief bei 638,90 $ je Unze erreicht. Schnäppchenjäger, aber auch eine zu diesem Zeitpunkt kurzzeitig aufflackernde physische Nachfrage, sorgten anschließend für eine Erholung, die den Preis wieder auf 652 $ je Unze am vergangenen Freitagnachmittag ansteigen ließ. Der Schlusskurs in New York lag dann nur leicht unter diesem Niveau. Die versuchten Terrorattacken in London und in Schottland sorgten dann am Montag für eine weitere Kaufwelle, die dem gelben Metall dann schon am Nachmittag das Wochenhoch von 658,75 $ je Unze brachte. Händler kommentierten diesen Anstieg aber mit dem Hinweis, dass, obwohl sie anfangs etwas mehr physische Nachfrage gesehen hätten, der größte Teil der Kursgewinne auf Käufe von Spekulanten zurückzuführen gewesen sei. Dabei hätte es sich vielfach nicht um frische Investments gehandelt, sondern um das Schließen von Minuspositionen durch Händler, die ursprünglich auf weiter fallende Preise gesetzt hatten, nachdem der Goldpreis in der vergangenen Woche eine wichtige technische Unterstützung nach unten durchbrochen hatte. Dazu passte, dass der Betrag der Netto-Pluspositionen an der New Yorker COMEX in der vergangenen Woche um 22 Prozent auf einen Fünfeinhalbmonatstief gefallen war.

Alle positiven Faktoren - zusätzlich zu der sich von London aus verbreitenden politischen Unsicherheit kamen noch ein steigender Ölpreis und ein schwacher Dollar hinzu - haben allerdings nicht ausgereicht, um das gelbe Metall durch den wichtigen technischen Widerstand zu katapultieren, der zu Beginn dieser Woche direkt auf dem erreichten Höchstkurs gelegen hat. Eine Folge davon war, dass enttäuschte Bullen sich entschieden, dem Gold erneut den Rücken zuzuwenden. Deshalb fiel die Notierung für das gelbe Metall kurz vor dem gestrigen Feiertag in New York nach einer anfänglichen Verschnaufpause bei 656 $ auf nur noch 651,90 $ je Unze zurück, dies war dann die niedrigste Rate dieser Woche.

Auf diesem Niveau kamen allerdings erneut spekulativ orientierte Händler dem Metall zur Hilfe und nicht zuletzt deswegen notiert dieses heute wieder bei 655 $ je Unze.

Vorausschauend bleibt festzuhalten, dass viel davon abhängt, ob sich das Gold aus der aktuellen Handelsspanne nach oben wird absetzen können. Dafür müsste es allerdings erst über 657 $ je Unze steigen und später auch noch über den Höchstkurs vom vergangenen Montag. Aber selbst da wäre das Metall noch immer nicht gerettet, denn die nächsten Widerstände lägen bereits bei 661,50 $ und bei 673,50 $ je Unze. Und auf dem höheren der beiden Punkte läge das Metall noch immer unter der zwei Jahre alten Unterstützungslinie, die es zuletzt nach unten durchstoßen hatte. Am Ende wären Kurse von über 685 $ je Unze nötig, um das Metall überhaupt erst wieder nach den Sternen greifen zu lassen. Eine derartige Trendwende müsste aber auch von externen Faktoren unterstützt werden. Da hilft immerhin der aktuell sehr feste Ölpreis und auch die Schwäche des Dollars, der gegenüber dem Euro nur knapp unter dem seit Einführung der gemeinsamen Währung verzeichneten Tiefstkurs liegt, sowie gegenüber dem britischen Pfund nahe einem 26-Jahrestief.

Auf der anderen Seite ist die noch immer insgesamt mangelhafte physische Nachfrage ein Problem. In dieser Woche gab es Meldungen aus Indonesien, Indien, China, wie auch aus Deutschland, dass trotz des jüngsten Rückschlags beim Preis der physische Absatz sowohl im Schmuckbereich, wie auch bei Investmentmetall nicht richtig in die Gänge kommt. Nicht zuletzt deshalb handelt das Metall im Moment gefährlich nahe an einer weiteren charttechnischen Unterstützung, die bei 653 $ je Unze sitzt. Sollte das Metall unter diese Marke fallen, könnte es zu weiteren Investorenverkäufen kommen, die den Markt schlussendlich wieder auf den Tiefstkurs der vergangenen Woche bringen könnten.

Im Unterschied zum Platin-Sektor ist ein Streik in der südafrikanischen Goldminenindustrie sehr viel eher wahrscheinlich. Immerhin haben die Produzenten aber mit einer Offerte von 6 Prozent ein erstes Angebot vorgelegt. Die Gewerkschaften verlangen dagegen eine Anhebung der Löhne zwischen 15 und 20 Prozent. Deren Anteil an den gesamten Produktionskosten liegt in der mitarbeiterintensiven Goldindustrie Südafrikas bei immerhin 50 Prozent. Vertreter der Arbeitgeber wiesen deshalb darauf hin, dass ein höherer Abschluss die Existenz einiger der weniger profitablen Minen kosten könnte.

Während in Südafrika die Produktion ohnehin schon rückläufig ist, seit sie im Jahr 1970 ihren Höchststand von rund 1.000 Tonnen erreicht hatte, wächst die Ausbringung in China ständig. Alleine zwischen Januar und Mai wurden rund 99 Tonnen Gold und damit 11 Prozent mehr als im Vorjahr produziert. Das Wachstum, so Beobachter, gehe aber nicht nur auf eine Ausbeutung primärer Vorkommen zurück, vielmehr sei zum Teil für den Anstieg eine größere Produktion von NE-Metallen verantwortlich, bei der das Gold als Beiprodukt anfällt.

Auf der Zentralbankseite meldete die EZB für die letzte Woche Goldverkäufe durch drei ihrer Mitgliedsbanken. Durch die quartalsweise Neubewertung der Goldreserven ließen sich aus den veröffentlichten Zahlen aber keine direkten Rückschlüsse auf die verkaufte Menge ziehen. Grund dafür ist, dass die EZB jeweils nur die Veränderung der Höhe der Goldreserven in Euro bekannt gibt. Momenten säßen die Mitgliedsbanken, so die Frankfurter Notenbanker, noch immer auf einem Goldvorrat im Wert von 172 Milliarden Euro.


  • Silber

Der Silberpreis bewegte sich in der vergangenen Woche einmal mehr überwiegend parallel zum Goldpreis. Mittelfristig ist er damit immer noch in einem Abwärtstrend gefangen. Dessen ungeachtet konnte er in den letzten Tagen aber zunächst einige Kursgewinne verbuchen und sich damit von dem in der letzten Woche mit 12,11 $ je Unze erreichten 6-Monatstief absetzen. Alles in allem stieg das weiße Metall zeitweise um fast 4 Prozent auf 12,65 $ je Unze an und es war im weiteren Verlauf der Woche zumindest bisher auch in der Lage, diese Gewinne zu verteidigen.

Sollte der Goldpreis in absehbarer Zeit auf der oberen Seite ausbrechen, dürfte auch das Silber tendenziell folgen und den nächsten Widerstand bei 12,95 $ testen. Wenn jedoch das gelbe Metall die andere Richtung einschlägt, und sehr unwahrscheinlich ist das nicht, dann hat das Silber kaum eine andere Wahl, als nach unten mitzumarschieren. Aber selbst dann sollte der Tiefstkurs der vergangenen Woche erst einmal einen einigermaßen stabilen Boden bilden.


  • Platin

Das Platin startete in den Berichtszeitraum bei 1.275 $ je Unze und damit ein Prozent über dem Tiefstkurs, den es vorher in der vergangenen Woche erreicht hatte. In Abwesenheit irgend welcher bedeutenden Nachrichten über die Tarifgespräche in Südafrika und vor dem Hintergrund, dass das Kaufinteresse bei den meisten industriellen Endverbrauchern im Moment eher gering ist, handelte das Metall im weiteren Verlauf weitgehend seitwärts. Das obere Ende der Handelsspanne dieser Woche wurde so bereits am Dienstag mit 1.288 $ erreicht, kurz zuvor am Montag wurde der Tiefstkurs der Woche bei 1.267 $ je Unze festgestellt.

Für die kommenden Tage erwarten wir keine wesentliche Änderung der Lage. Allerdings könnte das Metall in absehbarer Zeit in eine Situation kommen, in der es erst einmal beweisen muss, dass es sich über 1.260 $ je Unze halten kann. Ein solcher Fall könnte dann eintreten, wenn die Nachricht über eine friedliche Einigung der Tarifparteien in Südafrika die Märkte erreicht. Wir rechnen nämlich immer noch mit einem solchen Ausgang der Tarifgespräche vor dem Hintergrund der Tatsache, dass das letzte Angebot der Minengesellschaften und die jüngsten Forderungen der Gewerkschaften nicht mehr allzu weit auseinander liegen.

Charttechnisch betrachtet hat das Metall auf der oberen Seite im Moment Platz bis 1.290 $ je Unze, ohne aus dem jüngsten Trendkanal auszubrechen. Industriellen Endverbrauchern würden wir nach wie vor empfehlen, sich etwas Material mit Hilfe von Termingeschäften - wenn möglich unterhalb von 1.260 $ je Unze - zu sichern, mit dem Löwenanteil eventueller strategischer Käufe aber auf eine größere Korrektur zu warten.

Von der wichtigsten Branche, was den Verbrauch von Platin angeht, der Automobilindustrie, waren die jüngsten Signale für jene Spekulanten, die auf höhere Preise setzen, nicht sehr ermutigend. In Deutschland fielen im Juni die Neuzulassungen um sieben Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Hinzu kam, dass der Anteil der dieselgetriebenen Fahrzeuge im letzten Monat um über zwei Prozent fiel. Eine ähnliche Entwicklung war auch früher schon in Österreich zu beobachten, dem europäischen Markt mit dem höchsten Marktanteil von Dieselfahrzeugen. Die Autoverkäufe in Frankreich fielen im vergangenen Monat ebenfalls, und zwar um 3,2 Prozent. Auch die USA lieferten vergleichbare Zahlen, hier betrug das Minus 3 Prozent. Zusätzlich gibt es in den Vereinigten Staaten noch eine Tendenz hin zu kleineren Autos (und damit kleineren Motoren), dies schränkt den Verbrauch an Platinmetallen noch einmal weiter ein. In Vergleich zu Europa allerdings, wo der hohe Dieselanteil für einen insgesamt höheren Platinanteil sorgt, setzt der von Benzinern dominierte US-Markt stärker auf einen Einsatz von Palladium. Weitere Nachrichten zum Platin, insbesondere zu Entwicklungen in der Minenindustrie finden sich bei den Links auf Seite 4 dieses Berichts.


  • Palladium

Wie alle anderen wichtigen Edelmetalle konnte sich das Palladium von dem Preisverfall der ersten Hälfte der vergangenen Woche zunächst erholen. Dabei stieg es vor dem Hintergrund von Käufen durch Investoren von einem Tiefstkurs bei 359,50 $ auf exakt 370 $ je Unze an, ein Niveau, das dann an diesem Montag erreicht wurde.

Im Gegensatz zu den Spekulanten kaufen industrielle Endverbraucher momentan kaum mehr als die absolut notwendigen Mengen. Auf diese Weise tragen sie unbewusst (aber sicher nicht ungern) zu einem möglicherweise bevorstehenden Ende des gegenwärtigen Aufwärtstrends bei.

In der Bild passen auch zunehmend negative Kommentare von Bank-Analysten. Diese weisen auf den jüngsten, massiven Einstieg der spekulativen Pluspositionen an der Börse in New York hin. Entsprechende Kommentare waren möglicherweise auch der Hauptgrund für die zuletzt zu beobachtenden Verkäufe, die den Wert des Palladiums in den vergangenen drei Tagen wieder zurück in die niedrigen 360er trieb.

Rein aus charttechnischer Sicht ist das Palladium aber noch immer in einer besseren Situation als seine Schwestermetalle. Wenn auch knapp, notiert es nämlich weiter über der inzwischen zwei Jahre alten Unterstützungslinie, die in diesem Zeitraum schon mehrfach gehalten hat.

Wenn jetzt das Niveau von 360 $ je Unze am Ende aber doch durchbrochen werden sollte, stünde wohl einem raschen Test der nächsten Unterstützungslinien bei 350 $ und dann bei 330 $ je Unze nicht viel im Weg.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Zur Erleichterung der industriellen Endverbraucher hat es das Rhodium wieder einmal nicht geschafft, die Marke von 6.200 $ je Unze überzeugend hinter sich zu lassen. Stattdessen kam oberhalb dieses Niveaus wieder einmal Verkaufsdruck auf und in den letzten 48 Stunden fiel das Metall wieder auf 6.100 $ je Unze zurück. Auch die Liquiditätssituation verbesserte sich in den letzten Tagen und entsprechend kamen die Rhodiumzinsen etwas unter Druck. Allerdings liegen sie für Leihenehmer noch immer über 30 Prozent. Wir empfehlen industriellen Endverbrauchern, weiterhin die hohen Zinsen zu nutzen und einen Teil des zukünftigen Bedarfs mit Hilfe von Termingeschäften abzusichern.

Ruthenium handelt aktuell erneut tiefer bei 275 $ zu 375 $ je Unze, Iridium wechselt derzeit bei 400 $ zu 450 $ je Unze den Besitzer.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (05.07.2007)








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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