EUR-USD in ruhigem Fahrwasser - US-Daten ernüchternd - US-Aktienmarkt …
25.10.2007 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4260, nachdem gestern im europäischen Geschäft Tiefstkurse knapp unterhalb von 1.4190 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 113.95. An dieser Stelle ist ein kleiner Exkurs in den US-Aktienmarkt hinsichtlich überraschender und vor allen Dingen unüblicher Marktreaktionen angebracht.
Gestern kam es neben dramatisch schwachen nicht erwarteten Daten vom US-Immobilienmarkt zu einer überraschenden Entwicklung bei Merrill Lynch. Merrill Lynch hat die Bewertung von Investments im Sub-Prime und ABS-Sektor um 7,9 Mrd. USD angepasst und in der Folge den höchsten Quartalsverlust (-2,24 Mrd. USD) in der 93-jährigen Geschichte des Unternehmens ausgewiesen. Bisher hatte Merrill Lynch selbst nur einen Bewertungsverlust von 4,5 Mrd. USD unterstellt. S&P hat das Rating in der Folge von AA- auf A+ angepasst. Eine derartige Wendung ist grundsätzlich geeignet, krisenhafte Entwicklungen am Aktienmarkt auszulösen. Das Nachschieben von Hiobsbotschaften in homöopathischen Dosen ist darüber hinaus geeignet, Vertrauen zu untergraben! Die Reaktion des US-Aktienmarkts war im Hinblick auf das Endresultat per Tagesschluß nicht geeignet, das Thema angemessene Risikoaversion ansatzweise zu belegen. In den letzten Wochen ist es bereits bei Hiobsbotschaften von anderen Banken, unter anderem der UBS, zu ungewöhnlichen Marktreaktionen gekommen.
Der beigefügte Chart zeigt den Tagesverlauf mit der begründeten Abwärtsbewegung zu Handelsbeginn und im Verlauf der letzten Handelsstunden die markante Aufwärtsbewegung losgelöst von irgendwelchen Daten oder Nachrichten. "Food for a lot of thought!"
Der Absatz genutzter Immobilien brach in den USA unerwartet stark um 8% im Monatsvergleich von 5,48 auf 5,04 Millionen Objekte auf annualisierter Basis ein. Analysten hatten einen Rückgang auf 5,25 Millionen Objekte unterstellt. Das Volumen zu verkaufender Immobilien stellt sich auf 10,5 Monatsumsätze und hat damit das höchste Niveau seit 1999 erreicht. Der "Median House Price" sank im Jahresvergleich um 4,2%.
Heute steht zunächst der deutsche IFO-Index im Mittelpunkt des Interesses. Marktbeobachter erwarten einen leichten Rückgang von 104,2 auf 103,8 Punkte. Damit würde sich der fünfte Rückgang seit Mai 2007 ausgehend von 108,6 Punkten ergeben. Gleichwohl ist das aktuelle Niveau des Index unverändert kein Grund, von dem Risiko einer nachhaltigen konjunkturellen Abschwächung auszugehen.
Aus den USA folgt der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter per September. Nach dem deutlichen Rückgang per August um 4,9% wird hier eine Zunahme um 1,5% unterstellt. Die Zahlenreihe ist volatil und Boeing-lastig. Entsprechend ergeben sich beidseitig Überraschungsspielräume. Bei den Erstanträgen per 20. Oktober 2007 dominiert leichter Optimismus. Analysten erwarten einen Rückgang von 337.000 auf 320.000. Im Mittelpunkt des Interesses steht der Absatz neuer Immobilien per September. Laut der Konsensusprognose soll es hier zu einem leichten Rückgang von zuvor 795.000 auf 780.000 kommen. Hinsichtlich der Unternehmensnachrichten aus dem Immobiliensektor sind negativere Wendungen nicht auszuschließen.
Den Abschluss des Datenreigens macht der "Kansas City Fed Manufacturing Index" per Oktober. Im Vormonat kam es hier zu einem deutlichen Einbruch des Produktionsindex von 15 auf 4 Punkte. Konsensusprognosen sind nicht erhältlich.
Insgesamt sollten die US-Daten dem USD unverändert keine marktrelevante Unterstützung bieten. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das im Hinblick auf die Reife der technischen Lage und der polit. Umstände eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4080 - 10 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Gestern kam es neben dramatisch schwachen nicht erwarteten Daten vom US-Immobilienmarkt zu einer überraschenden Entwicklung bei Merrill Lynch. Merrill Lynch hat die Bewertung von Investments im Sub-Prime und ABS-Sektor um 7,9 Mrd. USD angepasst und in der Folge den höchsten Quartalsverlust (-2,24 Mrd. USD) in der 93-jährigen Geschichte des Unternehmens ausgewiesen. Bisher hatte Merrill Lynch selbst nur einen Bewertungsverlust von 4,5 Mrd. USD unterstellt. S&P hat das Rating in der Folge von AA- auf A+ angepasst. Eine derartige Wendung ist grundsätzlich geeignet, krisenhafte Entwicklungen am Aktienmarkt auszulösen. Das Nachschieben von Hiobsbotschaften in homöopathischen Dosen ist darüber hinaus geeignet, Vertrauen zu untergraben! Die Reaktion des US-Aktienmarkts war im Hinblick auf das Endresultat per Tagesschluß nicht geeignet, das Thema angemessene Risikoaversion ansatzweise zu belegen. In den letzten Wochen ist es bereits bei Hiobsbotschaften von anderen Banken, unter anderem der UBS, zu ungewöhnlichen Marktreaktionen gekommen.
Der beigefügte Chart zeigt den Tagesverlauf mit der begründeten Abwärtsbewegung zu Handelsbeginn und im Verlauf der letzten Handelsstunden die markante Aufwärtsbewegung losgelöst von irgendwelchen Daten oder Nachrichten. "Food for a lot of thought!"
Der Absatz genutzter Immobilien brach in den USA unerwartet stark um 8% im Monatsvergleich von 5,48 auf 5,04 Millionen Objekte auf annualisierter Basis ein. Analysten hatten einen Rückgang auf 5,25 Millionen Objekte unterstellt. Das Volumen zu verkaufender Immobilien stellt sich auf 10,5 Monatsumsätze und hat damit das höchste Niveau seit 1999 erreicht. Der "Median House Price" sank im Jahresvergleich um 4,2%.
Heute steht zunächst der deutsche IFO-Index im Mittelpunkt des Interesses. Marktbeobachter erwarten einen leichten Rückgang von 104,2 auf 103,8 Punkte. Damit würde sich der fünfte Rückgang seit Mai 2007 ausgehend von 108,6 Punkten ergeben. Gleichwohl ist das aktuelle Niveau des Index unverändert kein Grund, von dem Risiko einer nachhaltigen konjunkturellen Abschwächung auszugehen.
Aus den USA folgt der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter per September. Nach dem deutlichen Rückgang per August um 4,9% wird hier eine Zunahme um 1,5% unterstellt. Die Zahlenreihe ist volatil und Boeing-lastig. Entsprechend ergeben sich beidseitig Überraschungsspielräume. Bei den Erstanträgen per 20. Oktober 2007 dominiert leichter Optimismus. Analysten erwarten einen Rückgang von 337.000 auf 320.000. Im Mittelpunkt des Interesses steht der Absatz neuer Immobilien per September. Laut der Konsensusprognose soll es hier zu einem leichten Rückgang von zuvor 795.000 auf 780.000 kommen. Hinsichtlich der Unternehmensnachrichten aus dem Immobiliensektor sind negativere Wendungen nicht auszuschließen.
Den Abschluss des Datenreigens macht der "Kansas City Fed Manufacturing Index" per Oktober. Im Vormonat kam es hier zu einem deutlichen Einbruch des Produktionsindex von 15 auf 4 Punkte. Konsensusprognosen sind nicht erhältlich.
Insgesamt sollten die US-Daten dem USD unverändert keine marktrelevante Unterstützung bieten. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das im Hinblick auf die Reife der technischen Lage und der polit. Umstände eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4080 - 10 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.