Euro markiert neuen Höchstkurs bei 1.4967 - Verbalakrobatik der Zentralbanken...
23.11.2007 | Folker Hellmeyer
Euro markiert neuen Höchstkurs bei 1.4967 - Verbalakrobatik der Zentralbanken nimmt zu!
Der Euro eröffnet heute bei 1.4920, nachdem in Fernost neue historische Höchstkurse bei 1.4967 markiert wurden. Der USD verliert gegenüber dem JPY an Boden und notiert aktuell bei 107.75, nachdem zwischenzeitlich Tiefstkurse bei 107.56 erreicht wurden. Die Daten aus der Eurozone lieferten gestern ein weitgehend ernüchterndes Bild und konnten von daher keine unterstützenden Akzente für den Euro liefern.
Der Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone verfehlte mit 0,6 Mrd. Euro die bei 3,4 Mrd. Euro angesiedelte Konsensusprognose deutlich. Die Revision des Vormonatswerts von 3,8 auf 4,5 Mrd. Euro konnte das Bild nicht wesentlich verändern. Gleichwohl wird mit den aktuellen Daten einmal mehr offensichtlich, dass die Außenposition der Eurozone unverändert von Solidität gekennzeichnet ist.
Der Auftragseingang der Industrie der Eurozone per September überraschte negativ mit einem Rückgang um 1,6% im Monatsvergleich. Analysten hatten eine Abnahme um 0,8% unterstellt. Auch hier konnte die Revision des Vormonatswerts von +0,3% auf +0,8% die Enttäuschung bestenfalls nivellieren. Im Jahresvergleich stellt sich die Zunahme damit auf magere 2,0% nach zuvor 5,3% per August.
Die Entwicklung an den Devisenmärkten fordert die Politik und die Zentralbanken zu verstärkter Verbalakrobatik heraus. Trichet (EZB) sagte, er sei gegen abrupte, schnelle und brutale Veränderungen der Devisenkurse. Er betonte, dass der Fokus der US-Instanzen auf die Politik des starken USD im Interesse der USA sei. Trichet thematisiert in seiner Einlassung damit eine Grundlage der Rechtfertigung von Interventionen, indem er die aktuelle Bewegung in den Dunstkreis einer abrupten, schnellen und brutalen Marktreaktion rückt. Implizit drückt er damit aus, dass die Amplitude der Reaktion unangemessen ist. Indirekt dürfen wir den Verweis auf die Politik des starken USD als Aufforderung an die Fed verstehen, maßvoll in der Zinspolitik zu agieren und nicht den "Greenspan" zu markieren.
Die Bemerkungen von Lomax (Bank of England) sind in der Offenheit überraschend. Zentralbanken sollten zügig auf die veränderte Situation der wirtschaftlichen Bedingungen reagieren. Risiken eines abrupten Wachstumseinbruchs sind erkennbar. In der Tat ergeben sich derzeit unerwartet schwache Daten insbesondere auch in der Eurozone. Das globale Wachstum der letzten Jahre stand auch in einem kausalen Zusammenhang zu einer latenten Erhöhung der Hebeleffekte (Leverage) am Finanzmarkt. Eine Umkehr dieser Hebeleffekte muss eine deutliche Abkühlung der Wachstumsdynamik mit sich bringen. Darüber hinaus gehende Effekte in Richtung Rezession (USA) sind nicht grundsätzlich auszuschließen. Gestern mischte sich die deutsche Bundeskanzlerin Merkel ein und sagte, dass man international daran arbeite, Währungsgewichte vernünftig auszubalancieren. Liebe Frau Merkel, was heißt vernünftig auszubalancieren?
Für den Fall, dass sie letztere Motivationsgrundlage treibt, haben Sie meine vollste Unterstützung!
Wenn man die drei thematisierten Einlassungen analysiert drängen sich folgende Schlussfolgerungen auf:
Zusammenfassend ergeben sich hier aus der internationalen Verbalakrobatik mittelfristig potentiell unterstützende Aspekte für den USD.
Heute steht lediglich der RBS/NTC Einkaufsmanagerindex auf der Agenda. Dieser Index, der sowohl den produzierenden Sektor als auch das Dienstleistungsgewerbe in dem "Composite Index" inkludiert, soll per November laut der Konsensusprognose von zuvor 54,7 auf 54,1 Punkte sinken. Negative Überraschungen schließen wir nicht aus!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4720 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Der Euro eröffnet heute bei 1.4920, nachdem in Fernost neue historische Höchstkurse bei 1.4967 markiert wurden. Der USD verliert gegenüber dem JPY an Boden und notiert aktuell bei 107.75, nachdem zwischenzeitlich Tiefstkurse bei 107.56 erreicht wurden. Die Daten aus der Eurozone lieferten gestern ein weitgehend ernüchterndes Bild und konnten von daher keine unterstützenden Akzente für den Euro liefern.
Der Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone verfehlte mit 0,6 Mrd. Euro die bei 3,4 Mrd. Euro angesiedelte Konsensusprognose deutlich. Die Revision des Vormonatswerts von 3,8 auf 4,5 Mrd. Euro konnte das Bild nicht wesentlich verändern. Gleichwohl wird mit den aktuellen Daten einmal mehr offensichtlich, dass die Außenposition der Eurozone unverändert von Solidität gekennzeichnet ist.
Der Auftragseingang der Industrie der Eurozone per September überraschte negativ mit einem Rückgang um 1,6% im Monatsvergleich. Analysten hatten eine Abnahme um 0,8% unterstellt. Auch hier konnte die Revision des Vormonatswerts von +0,3% auf +0,8% die Enttäuschung bestenfalls nivellieren. Im Jahresvergleich stellt sich die Zunahme damit auf magere 2,0% nach zuvor 5,3% per August.
Die Entwicklung an den Devisenmärkten fordert die Politik und die Zentralbanken zu verstärkter Verbalakrobatik heraus. Trichet (EZB) sagte, er sei gegen abrupte, schnelle und brutale Veränderungen der Devisenkurse. Er betonte, dass der Fokus der US-Instanzen auf die Politik des starken USD im Interesse der USA sei. Trichet thematisiert in seiner Einlassung damit eine Grundlage der Rechtfertigung von Interventionen, indem er die aktuelle Bewegung in den Dunstkreis einer abrupten, schnellen und brutalen Marktreaktion rückt. Implizit drückt er damit aus, dass die Amplitude der Reaktion unangemessen ist. Indirekt dürfen wir den Verweis auf die Politik des starken USD als Aufforderung an die Fed verstehen, maßvoll in der Zinspolitik zu agieren und nicht den "Greenspan" zu markieren.
Die Bemerkungen von Lomax (Bank of England) sind in der Offenheit überraschend. Zentralbanken sollten zügig auf die veränderte Situation der wirtschaftlichen Bedingungen reagieren. Risiken eines abrupten Wachstumseinbruchs sind erkennbar. In der Tat ergeben sich derzeit unerwartet schwache Daten insbesondere auch in der Eurozone. Das globale Wachstum der letzten Jahre stand auch in einem kausalen Zusammenhang zu einer latenten Erhöhung der Hebeleffekte (Leverage) am Finanzmarkt. Eine Umkehr dieser Hebeleffekte muss eine deutliche Abkühlung der Wachstumsdynamik mit sich bringen. Darüber hinaus gehende Effekte in Richtung Rezession (USA) sind nicht grundsätzlich auszuschließen. Gestern mischte sich die deutsche Bundeskanzlerin Merkel ein und sagte, dass man international daran arbeite, Währungsgewichte vernünftig auszubalancieren. Liebe Frau Merkel, was heißt vernünftig auszubalancieren?
- Meinen Sie damit, dass die internationale Politik den USA über Interventionen ein "free lunch" präsentieren soll?
- Meinen Sie, dass der Kurs des USD dort angesiedelt sein soll, wo EADS trotz massiv verfehlter Absicherungspolitik am Devisenmarkt losgelöst von Konsequenzen weiteragieren darf
- oder zielen Sie darauf ab, eine überhitzte Entwicklung zu neutralisieren?
Für den Fall, dass sie letztere Motivationsgrundlage treibt, haben Sie meine vollste Unterstützung!
Wenn man die drei thematisierten Einlassungen analysiert drängen sich folgende Schlussfolgerungen auf:
- Die Grundlagen für verdeckte oder offene Interventionen sind gegeben. Der Markt ist implizit darauf hingewiesen worden.
- Die Bereitschaft interventionistisch zu agieren wird auf internationaler Ebene vorbereitet und hat damit das Potential kraftvoll auszufallen.
- Von Seiten der Zinspolitik sind flankierende Maßnahmen zur USD-Stützung nicht auszuschließen. Explizit bedeutet das eine Zinssenkungspause der Fed im Dezember und die derzeit noch gering erscheinende Möglichkeit, dass europäische Zentralbanken sich stärker konjunkturpolitisch und weniger stabilitätspolitisch ausrichten.
Zusammenfassend ergeben sich hier aus der internationalen Verbalakrobatik mittelfristig potentiell unterstützende Aspekte für den USD.
Heute steht lediglich der RBS/NTC Einkaufsmanagerindex auf der Agenda. Dieser Index, der sowohl den produzierenden Sektor als auch das Dienstleistungsgewerbe in dem "Composite Index" inkludiert, soll per November laut der Konsensusprognose von zuvor 54,7 auf 54,1 Punkte sinken. Negative Überraschungen schließen wir nicht aus!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4720 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.