Euro nach Merschs Einlassungen unter Druck, Ben Bernanke im Fokus!
17.01.2008 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4675, nachdem gestern im Zuge der Einlassungen von Herrn Mersch von der EZB Tiefstkurse bei 1.4595 markiert wurden. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 107.40 und hat sich damit von den gestrigen Tiefstkursen bei 105.92 deutlich erholt.
Die Einlassungen von Herrn Mersch waren gestern wesentlichster Katalysator an den Devisenmärkten. Dabei ist der inhaltliche Wert seiner Aussagen nicht wirklich überraschend. Eine Korrektur der Wachstumsprognosen der Eurozone nach unten ist zunehmend unausweichlich. Die Reaktion des Marktes belegt, dass der Markt jedes noch so undramatische Argument zu Lasten des Euros bereit ist, zu nutzen. Diese Bereitschaft des Marktes darf als Ausdruck der überverkauften Lage des USD gegenüber dem Euro interpretiert werden. Marktpsychologie und Markttechnik belasten die Bewertung des Euros.
Die Verbraucherpreise der Eurozone legten per Dezember den Erartungen entsprechend im Jahresvergleich um 3,1% zu. Ohne die Bereiche Energie, Lebensmitte, Alkohol und Tabak ergab sich ein Anstieg um 1,9%. Die Veröffentlichung hatte keine wesentliche Marktwirkung.
Die US-Verbraucherpreise verzeichneten einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,3%. Erwartet war eine Zunahme um 0,2%. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 4,1% nach zuvor 4,3%. Die Kernrate legte von 2,3% auf 2,4% leicht zu.
Die US-Industrieproduktion konnte positiv überraschen. Im Berichtsmonat Dezember ergab sich ein zum Vormonat unverändertes Ergebnis. Analysten hatten einen Rückgang um 0,2% unterstellt. Die Kapazitätsauslastung stellte sich auf 81,4% nach zuvor 81,6%. Der US-NAHB Index stellte sich per Januar erwartungsgemäß auf 19 Punkte. Der Vormonatswert wurde von 19 auf 18 Punkte revidiert. Dieser Indexstand ist Ausdruck einer andauernden Krise im Wohnimmobilienbereich.
Das "Beige Book" lieferte gestern keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Es beschreibt eine Situation, in der die US-Wirtschaft deutlich "entschleunigt". Signifikante Schwäche wurde im Bereich der Konsumausgaben und der Nachfrage nach Verbraucherkrediten betont. Positiv wurden die internationalen "Holiday-Shopper" im Weihnachtsgeschäft erwähnt. Der Arbeitsmarkt wurde per November und Dezember als stabil beschrieben. Jüngste Daten deuten hier in eine andere Richtung.
Heute erwarten wir zunächst die Veröffentlichung der Handelsbilanz der Eurozone per November. Marktbeobachter prognostizieren einen Aktivsaldo in Höhe von 6,1 Mrd. Euro nach zuvor 5,5 Mrd. Euro. Damit bleibt die Gesamtlage der Eurozone erfrischend solide.
Aus den USA stehen Neubaubeginne und Baugenehmigungen per Dezember auf der Agenda. In beiden Datenreihen wird ein weiterer Rückgang auf annualisiert 1.140.000 Einheiten unterstellt. Eine Trendwende losgelöst von aktuellen Daten ist unverändert nicht erkennbar.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sollen von zuvor 322.000 auf 335.000 zunehmen. Wesentliche Aussagekraft derartiger Veränderungen ist nicht erkennbar. Von Bedeutung ist der Philadelphia Fed Business Index per Januar. Analysten erwarten eine insignifikante Zunahme von -1,6 auf -1,0 Punkte. Diese Zahlenreihe ist für unerwartete Ergebnisse bekannt. Entsprechend besteht hier Überraschungspotential.
Die Augen und Ohren sind heute auf Ben Bernanke gerichtet. Zuletzt wurden verstärkte Zinssenkungserwartungen vom Markt bis zu 75 Basispunkte gespielt. Die heutige Einlassungen
von Bernanke dürfen als Test dieser Markterwartung interpretiert werden. Ein derartiger Schritt von 75 Basispunkten könnte als Ausdruck eines Mangels an Souveränität und Kontrolle der Zentralbank interpretiert werden. Diesbezüglich ist Skepsis hinsichtlich überbordender Markterwartungen angebracht.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD leicht favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4570 - 1.4590 verstärkt den derzeit leicht negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Die Einlassungen von Herrn Mersch waren gestern wesentlichster Katalysator an den Devisenmärkten. Dabei ist der inhaltliche Wert seiner Aussagen nicht wirklich überraschend. Eine Korrektur der Wachstumsprognosen der Eurozone nach unten ist zunehmend unausweichlich. Die Reaktion des Marktes belegt, dass der Markt jedes noch so undramatische Argument zu Lasten des Euros bereit ist, zu nutzen. Diese Bereitschaft des Marktes darf als Ausdruck der überverkauften Lage des USD gegenüber dem Euro interpretiert werden. Marktpsychologie und Markttechnik belasten die Bewertung des Euros.
Die Verbraucherpreise der Eurozone legten per Dezember den Erartungen entsprechend im Jahresvergleich um 3,1% zu. Ohne die Bereiche Energie, Lebensmitte, Alkohol und Tabak ergab sich ein Anstieg um 1,9%. Die Veröffentlichung hatte keine wesentliche Marktwirkung.
Die US-Verbraucherpreise verzeichneten einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,3%. Erwartet war eine Zunahme um 0,2%. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 4,1% nach zuvor 4,3%. Die Kernrate legte von 2,3% auf 2,4% leicht zu.
Die US-Industrieproduktion konnte positiv überraschen. Im Berichtsmonat Dezember ergab sich ein zum Vormonat unverändertes Ergebnis. Analysten hatten einen Rückgang um 0,2% unterstellt. Die Kapazitätsauslastung stellte sich auf 81,4% nach zuvor 81,6%. Der US-NAHB Index stellte sich per Januar erwartungsgemäß auf 19 Punkte. Der Vormonatswert wurde von 19 auf 18 Punkte revidiert. Dieser Indexstand ist Ausdruck einer andauernden Krise im Wohnimmobilienbereich.
Das "Beige Book" lieferte gestern keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Es beschreibt eine Situation, in der die US-Wirtschaft deutlich "entschleunigt". Signifikante Schwäche wurde im Bereich der Konsumausgaben und der Nachfrage nach Verbraucherkrediten betont. Positiv wurden die internationalen "Holiday-Shopper" im Weihnachtsgeschäft erwähnt. Der Arbeitsmarkt wurde per November und Dezember als stabil beschrieben. Jüngste Daten deuten hier in eine andere Richtung.
Heute erwarten wir zunächst die Veröffentlichung der Handelsbilanz der Eurozone per November. Marktbeobachter prognostizieren einen Aktivsaldo in Höhe von 6,1 Mrd. Euro nach zuvor 5,5 Mrd. Euro. Damit bleibt die Gesamtlage der Eurozone erfrischend solide.
Aus den USA stehen Neubaubeginne und Baugenehmigungen per Dezember auf der Agenda. In beiden Datenreihen wird ein weiterer Rückgang auf annualisiert 1.140.000 Einheiten unterstellt. Eine Trendwende losgelöst von aktuellen Daten ist unverändert nicht erkennbar.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sollen von zuvor 322.000 auf 335.000 zunehmen. Wesentliche Aussagekraft derartiger Veränderungen ist nicht erkennbar. Von Bedeutung ist der Philadelphia Fed Business Index per Januar. Analysten erwarten eine insignifikante Zunahme von -1,6 auf -1,0 Punkte. Diese Zahlenreihe ist für unerwartete Ergebnisse bekannt. Entsprechend besteht hier Überraschungspotential.
Die Augen und Ohren sind heute auf Ben Bernanke gerichtet. Zuletzt wurden verstärkte Zinssenkungserwartungen vom Markt bis zu 75 Basispunkte gespielt. Die heutige Einlassungen
von Bernanke dürfen als Test dieser Markterwartung interpretiert werden. Ein derartiger Schritt von 75 Basispunkten könnte als Ausdruck eines Mangels an Souveränität und Kontrolle der Zentralbank interpretiert werden. Diesbezüglich ist Skepsis hinsichtlich überbordender Markterwartungen angebracht.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD leicht favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4570 - 1.4590 verstärkt den derzeit leicht negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank
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