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Vornehme Zurückhaltung Trichets forciert USD Schwäche - US Arbeitsbericht im ...

07.03.2008  |  Folker Hellmeyer
Vornehme Zurückhaltung Trichets forciert USD Schwäche - US Arbeitsbericht im Fokus!

Der Euro zeigt sich in der europäischen Eröffnung freundlich und markierte neue historische Höchstmarken bei 1.5428. Der USD hat gegenüber dem JPY deutlich an Boden verloren und notiert aktuell bei 102.50. Die „Carry-Trades“ standen im Zuge schwacher internationaler Aktienmärkte unter Druck. EURJPY bewegt sich aktuell bei 157.90 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5750.

Gestern enttäuschte der deutsche Auftragseingang per Januar mit einem unerwarteten Rückgang um 1,5% im Monatsvergleich (Prognose +0,2%). Der Vormonatswert wurde von -1,7% auf -1,1% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme im Berichtsmonat um 9,6% nach zuvor 10,9%. Diese Daten verdeutlichen, dass es zu Dynamikverlusten kommt. Gleichwohl findet dieser Verlust an Dynamik auf höchstem Niveau statt. Grund für nachhaltige Sorgen ist hier unverändert auf sachlicher Ebene nicht gegeben.

Die EZB hat erwartungsgemäß den Leitzins unverändert bei 4,00% belassen. Herr Trichet hat unverblümt verdeutlicht, dass Inflationsrisiken von der EZB vor allen anderen Risiken als dominant klassifiziert werden. Gleichzeitig machte Trichet klar, dass das Thema Zinserhöhung von keinem Mitglied des Direktoriums zum aktuellen Zeitpunkt unterstützt wird. Hintergrund ist hier fraglos, dass die Kernrate des Verbraucherpreisanstiegs bei mäßigen 1,7% oszilliert, während die Gesamtrate bei 3,2% steht. Die EZB kann mit ihrer Zinspolitik weder globale Agrarnoch Energiepreise beeinflussen.

Fakt ist, dass die EZB keine Bereitschaft zeigt, auf konjunkturelle Dynamikverluste oder auch das Thema USD-Krise zinstechnische Reaktionsmuster zu entwickeln. Entsprechend war die Pressekonferenz der EZB Katalysator der jüngsten Runde der USD Abschwächung gegenüber dem Euro.

Die Veröffentlichungen aus den USA konnten dem USD keine tragende Unterstützung verleihen, obwohl sie besser als die Konsensusprognosen ausfielen. Die Arbeitslosenerstanträge per 1. März sanken von revidiert 375.00 auf 351.000 und entsprachen damit weitgehend den Erwartungen (Prognose 360.000 nach 373.000). "Pending Home Sales" lieferten im Monatsvergleich ein unverändertes Ergebnis. Analysten hatten einen Rückgang um 1% erwartet. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 19,6% nach zuvor -24,2% ein.

Heute erwarten wir zunächst die Veröffentlichung der deutschen Industrieproduktion per Januar. Im Hinblick auf die solide Auftragslage (Jahresvergleich +9,6%) wird ein weiterer Anstieg um 0,4% nach zuvor 0,8% von Marktbeobachtern prognostiziert. Wir erwarten keine wesentliche Marktwirkung.

Aus den USA steht der Arbeitsmarktbericht per Februar im Zentrum des Marktinteresses. Die wenig aussagefähige Arbeitslosenquote soll laut Konsensusprognose von 4,9% auf 5,0% zulegen.

Entscheidende Bedeutung kommt der Veränderung der Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors (Nonfarm Payrolls) zu. Analysten unterstellen im Berichtsmonat eine Zunahme um 25.000 Jobs nach einem Rückgang um 17.000 Arbeitsstellen per Januar. Um eine ausgeglichene Situation am US-Arbeitsmarkt zu gewährleisten, bedarf es einer Zunahme auf Monatsbasis um circa 150.000 Jobs. Mithin ist losgelöst von Konsensusprognose und Abweichungen davon deutlich, dass der USArbeitsmarkt unter markantem Druck steht.

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Der heutige Datenreigen wird mit der Veröffentlichung der Verbraucherkredite per Januar beendet. Marktbeobachter erwarten eine Zunahme um 7 Mrd. USD. Im Vormonat stellte sich der Zuwachs auf 4,5 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5150 - 80 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

In der aktuellen Lage erhöht sich meines Erachtens das Interventionsrisiko seitens der G-7 bis zu G-9 Veranstaltung zu Lasten der europäischen Währungen und zu Gunsten des USD. Maßgeblich findet die Anpassung der USD-Bewertung unverändert gegenüber den europäischen Hauptwährungen statt. Diese einseitige Entwicklung ist unter realwirtschaftlichen und strukturpolitischen Gesichtspunkten nicht dauerhaft tragbar.

Bei möglichen Interventionen ginge es nicht um eine Verhinderung notwendiger Anpassungen der USD-Bewertung (aktueller EUR-USD Zyklus mit einer massiven Anpassung von 1.17 - 1.54), sondern um die Vermeidung einer realwirtschaftlich für die Eurozone kontraproduktiven Übertreibung. Mithin wäre eine derartige Intervention ordnungspolitisch nicht anfechtbar. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob in der jetzigen Situation eine virulente und unkontrollierte Phase der latenten USD-Krise im Rahmen der aktuellen globalen Finanzkrise mit globaler Verunsicherung aus Sicht der G-7 bis G-9 Veranstaltung zielführend sein kann. "Food for thought!"

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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