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Fed rettet den Tag … erneut

19.03.2008  |  Eugen Weinberg
Schon im Vorfeld der Fed-Entscheidung haben sich die Rohstoffpreise gestern von den Strapazen am Montag stark erholt. Die Senkung um 75 Basispunkte war weitgehend vom Markt antizipiert, obwohl die Erwartungen bis auf den vollen Prozentpunkt hinaufgingen. Die Reaktion auf die Zinsentscheidung selbst ist daher relativ moderat ausgefallen, weil diese bereits ausreichend eingepreist war. Deswegen führte die anschliessende unerwartete Stärke beim US-Dollar sogar zu Verlusten bei vielen Rohstoffen. Wir glauben, dass das Umfeld der negativen Realzinsen die Sachwerte wie Rohstoffe begünstigt. Außerdem sollten die anhaltende Schwäche des US-Dollar und die Umschichtungen aus den nervösen Aktienmärkten in die Rohstoffanlagen die Rohstoffhausse mittelfristig unterstützen.


Energie

Bis knapp an die Marke von 110 USD je Barrel stieg gestern der WTI-Ölpreis nach der Bekanntgabe der Fed-Entscheidung. Die Hoffnung auf eine baldige konjunkturelle Wende in den USA und der schwache US-Dollar dürften als Anlass für diesen Anstieg herangezogen werden. Für heute Nachmittag werden die US-Lagerbestände für Rohöl und Ölderivate erwartet. Die für Rohöl sollten laut Konsens um 2,3 Mio. Barrel anziehen.

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Die Lagerbestände für Benzin sollten zum ersten Mal seit November 2007 um 400 Tsd. Barrel zurückgehen. Dies wäre für die Ölhausse in der Tat sehr wichtig, weil die Lagerbestände für Benzin zuletzt ausgesprochen stark gestiegen sind, was auf eine schwache Benzinnachfra-ge beim größten Treibstoffverbraucher weltweit hindeutet. Seit August 2007 haben die Benzinlager bereits um knapp 25% angezogen und befinden sich schon weit über dem historischen Durchschnitt für diese Jahreszeit. Bei den Destillaten rechnet der Markt mit einem Rückgang der Bestände um rund 1,5 Mio. Barrel gegenüber Vorwoche. Die Dynamik hinter dem Ölpreisanstieg bleibt nach wie vor sehr stark. Deswegen dürfte auch im Falle eines erneut untypischen Anstiegs der Benzinlagerbestände der Ölpreis den Aufwärtstrend wieder aufnehmen, zumal er in der Nähe zu den Höchsständen vom Montag notiert.


Edelmetalle

Ein großer Zinsschritt seitens der Fed sollte den Edelmetallen eigentlich auf die Beine geholfen haben. Stattdessen fielen die Preise für Gold und Silber unter die psychologisch wichtigen Marken von 1000 USD bzw. 20 USD je Unze. Der Auslöser war auch hier der wieder stärkere US-Dollar, der nach dem Zinsschnitt gegenüber den meisten Währungen an Boden gewinnen konnte. Diese Stärke dürfte aber nicht von Dauer sein. Außerdem beflügeln die negativen Realzinsen am kurzen Ende der Kurve nach wie vor die Notierungen für die Edelmetalle. Für einen nachhaltigen Anstieg über die 1000 USD-Marke hinaus fehlt jedoch derzeit noch der Katalysator. Als fehlender Zündstoff könnten kurzfristig sowohl die aufflammenden Inflationsängste als auch weitere Schwankungen an den Aktienmärkten oder geopolitische Spannungen fungieren.


Industriemetalle

Der größte Zinkschmelzer der Welt, Nyrstar NV, teilte mit, dass man aufgrund der hohen Verfügbarlkeit des Zinkkonzentrats aus den Minen die Verarbeitungsaufschläge von nicht weniger als 330 USD je Tonne akzeptieren wird. Im Vorjahr betrug die Verarbeitungsgebühr noch 300 USD bei den weitaus höheren Preisen.

Der japanische Rohstoffhändler Marubeni hat seine Schätzung für den Überschuss am Aluminiummarkt für dieses Jahr um knapp 70% reduziert. Statt 543.000 Tonnen rechnet man nun mit einem Überschuss von 173.000 Tonnen, wobei die Stromausfälle in China am Anfang des Jahres als Grund genannt werden. Außerdem erwartet der Händler, dass China in diesem Jahr zum Netto-Importeur von Aluminium wird. Wir teilen diese Zuversicht und rechnen damit, dass sich die Aluminiumpreise mittel- bis langfristig im Vergleich zu anderen Industriemetallen besser entwickeln. BHP Billiton teilte gestern mit, dass ihre Aluminium-hütten in Mosambik und Südafrika vom Eskom weniger als 90% ihrer normale Stromkapazität erhalten, was bereits kurzfristig den Aluminiummarkt einengen dürfte.

Der US-Aluminium Extruder Aluminum Shapes hat freiwilligen Konkurs gemeldet, um Gläu-bigerschutz zu suchen. Unter den Top-Gläubigen der Gesellschaft befinden sich Alcan mit 6,6 Mio. USD, Rusal mit 5,3 Mio. USD und Glencore mit 1,5 Mio. USD. Ein weiterer US-Rohstoffproduzent, Constellation Copper, teilte gestern mit, dass man gezwungen wird, Insolvenz anzumelden, falls die Liquiditätsprobleme nicht kurzfristig gelöst werden könnten. Zuvor hat das Unternehmen einen Verlust von über 116 Mio. USD für 2007 gemeldet. Dies macht deutlich, dass die Rohstoffunternehmen nicht als Ersatz für die Rohstoffanlagen angesehen werden können. Die anhaltenden Probleme bei Rohstoffproduzenten wegen der unzureichenden Liquidität, den Kostenüberschreitungen und massiven Projektverzögerungen sind wiederum gut für die Rohstoffpreise, weil sich die Produktion nicht erhöht.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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