USD korrigiert u. gewinnt an Boden - ordnungspolitische Dramatik in den USA!
20.03.2008 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5590, nachdem im Handel in Fernost Tiefstkurse bei 1.5569 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 99.00. Carry-Trades konsolidieren derzeit. EUR-CHF steht bei 1.5595, während EUR-JPY bei 154.40 oszilliert.
Aus den USA erreichten uns gestern aufschlussreiche Neuigkeiten, die Ausdruck einer sich zuspitzenden ordnungspolitischen Dramatik sind. OFHEO reduzierte die Kapitalanforderungen bei Fannie Mae und Freddie Mc von 30% auf 20% und erhöht damit das Potential für den Ankauf von Immobilienkrediten. Weitere Reduzierungen der Kapitalanforderungen sind laut OFHEO nicht ausgeschlossen.
Diese Maßnahme ist zunächst bezüglich der Krisensituation durchaus verständlich, um eine dämpfende Wirkung in diesem Sektor zu forcieren. Opportunistisch geprägte Marktteilnehmer applaudieren fraglos. Ob eine derartige Dämpfung der Krisensituation für verantwortungslose Banken und verantwortungslose Schuldner angebracht ist, wird hier zunächst nicht diskutiert. Fakt ist jedoch, dass diejenigen, die sich marktwirtschaftlich und gesellschaftspolitisch daneben benommen haben, von der Allgemeinheit damit subventioniert werden. Ein Ausleseprozess nach Textbuch des freien Markts ist das sicherlich nicht!
Der solitäre Blick auf den kurzfristigen Nutzen ist nicht Ziel führend und tendenziell Ausdruck einer antiautoritären Haltung der Aufsichtsbehörden und damit gleichzeitig der Administration, da die daraus resultierenden negativen Folgen vollständigst ausgeblendet werden.
Fakt ist, dass sowohl Fannie Mae als auch Freddie Mc massivste Bilanzierungsprobleme in der Vergangenheit hatten, die grundsätzlich nachhaltige Fragen über das Geschäftsmodell erlauben.
Fakt ist, dass Fannie Mae im vierten Quartal 2007 wegen Kreditausfällen einen Verlust von 3,55 Mrd. USD zu verzeichnen hatte. Bei Freddie Mc stellte sich der Verlust auf 2,45 Mrd. USD. In einer Phase massiv zunehmender Kreditausfälle, die Kapitalanforderungen zu vermindern, ist mindestens als ambitioniert zu bezeichnen. Grundsätzlich nimmt in einer solchen Phase Risikoaversion zu. Grundsätzlich ist bei erhöhten Ausfällen tendenziell eine erhöhte Kapitalunterlegung wegen der zunehmenden Ausfälle angebracht und nicht das Gegenteil!
Für eine Nation, die für sich in Anspruch nimmt, das Banner des freien Marktes aufrecht vor sich her zu tragen und mit nahezu allen Mitteln bemüht ist, dieses Prinzip in jedem fremden Land, ob dieses Land das will oder nicht, umfänglich umzusetzen, ist diese Art und Weise der ordnungspolitischen Ausrichtung des OFHEO äußerst bemerkenswert. Freie Märkte haben ein Prinzip. Dieses Prinzip basiert darauf, dass Handeln zu Konsequenzen führt. Die Eliten der Finanzindustrie scheinen diesem Prinzip jedoch nicht unterworfen zu sein. Inkonsequenz auf dieser Ebene ist schlussendlich die Grundlage mangelnder Glaubwürdigkeit und Ausdruck einer Beliebigkeit, die im diametralen Widerspruch zu den Grundwerten des freien Marktes stehen.
Paul Volcker, Vorgänger von Alan Greenspan bei der Fed, sagte, die Finanzkrise sei nicht vorüber trotz der massiven Aktionen der US-Zentralbank, die im Zuge der Krise ihre Rolle ausweitet. Die Tatsache, dass die Fed ihre Rolle ausweitet, stellt eine wesentliche ordnungspolitische Veränderung dar. Die Fed ist eine hierarchische Veranstaltung. Wenn die Fed ihre Rolle ausweitet, so geht das zu Lasten der Aufgaben der Administration, die eine demokratische gewählte Veranstaltung ist. Derartige Machtachsenverschiebungen sind keine Kleinigkeiten. Sie unterminieren wesentliche Grundlagen des freiheitlichen westlichen Systems.
Heute stehen erneut Daten aus den USA im Mittelpunkt des Interesses. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe per 15. März sollen laut Konsensusprognose von 353.000 auf 360.000 zunehmen. Die Frühindikatoren per Februar werden mit einem weiteren Rückgang um 0,3% nach zuvor -0,1% prognostiziert. Damit ergäbe sich der fünfte Rückgang in Folge.
Der Philadelphia Fed Business Index per März soll laut Marktbeobachtern von -24,0 auf -18,3 Punkte steigen. Seit September 2007 ergeben sich hier kontinuierlich Rückgänge ausgehend von
+9,2 Punkten.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5500-30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Aus den USA erreichten uns gestern aufschlussreiche Neuigkeiten, die Ausdruck einer sich zuspitzenden ordnungspolitischen Dramatik sind. OFHEO reduzierte die Kapitalanforderungen bei Fannie Mae und Freddie Mc von 30% auf 20% und erhöht damit das Potential für den Ankauf von Immobilienkrediten. Weitere Reduzierungen der Kapitalanforderungen sind laut OFHEO nicht ausgeschlossen.
Diese Maßnahme ist zunächst bezüglich der Krisensituation durchaus verständlich, um eine dämpfende Wirkung in diesem Sektor zu forcieren. Opportunistisch geprägte Marktteilnehmer applaudieren fraglos. Ob eine derartige Dämpfung der Krisensituation für verantwortungslose Banken und verantwortungslose Schuldner angebracht ist, wird hier zunächst nicht diskutiert. Fakt ist jedoch, dass diejenigen, die sich marktwirtschaftlich und gesellschaftspolitisch daneben benommen haben, von der Allgemeinheit damit subventioniert werden. Ein Ausleseprozess nach Textbuch des freien Markts ist das sicherlich nicht!
Der solitäre Blick auf den kurzfristigen Nutzen ist nicht Ziel führend und tendenziell Ausdruck einer antiautoritären Haltung der Aufsichtsbehörden und damit gleichzeitig der Administration, da die daraus resultierenden negativen Folgen vollständigst ausgeblendet werden.
Fakt ist, dass sowohl Fannie Mae als auch Freddie Mc massivste Bilanzierungsprobleme in der Vergangenheit hatten, die grundsätzlich nachhaltige Fragen über das Geschäftsmodell erlauben.
Fakt ist, dass Fannie Mae im vierten Quartal 2007 wegen Kreditausfällen einen Verlust von 3,55 Mrd. USD zu verzeichnen hatte. Bei Freddie Mc stellte sich der Verlust auf 2,45 Mrd. USD. In einer Phase massiv zunehmender Kreditausfälle, die Kapitalanforderungen zu vermindern, ist mindestens als ambitioniert zu bezeichnen. Grundsätzlich nimmt in einer solchen Phase Risikoaversion zu. Grundsätzlich ist bei erhöhten Ausfällen tendenziell eine erhöhte Kapitalunterlegung wegen der zunehmenden Ausfälle angebracht und nicht das Gegenteil!
Für eine Nation, die für sich in Anspruch nimmt, das Banner des freien Marktes aufrecht vor sich her zu tragen und mit nahezu allen Mitteln bemüht ist, dieses Prinzip in jedem fremden Land, ob dieses Land das will oder nicht, umfänglich umzusetzen, ist diese Art und Weise der ordnungspolitischen Ausrichtung des OFHEO äußerst bemerkenswert. Freie Märkte haben ein Prinzip. Dieses Prinzip basiert darauf, dass Handeln zu Konsequenzen führt. Die Eliten der Finanzindustrie scheinen diesem Prinzip jedoch nicht unterworfen zu sein. Inkonsequenz auf dieser Ebene ist schlussendlich die Grundlage mangelnder Glaubwürdigkeit und Ausdruck einer Beliebigkeit, die im diametralen Widerspruch zu den Grundwerten des freien Marktes stehen.
Paul Volcker, Vorgänger von Alan Greenspan bei der Fed, sagte, die Finanzkrise sei nicht vorüber trotz der massiven Aktionen der US-Zentralbank, die im Zuge der Krise ihre Rolle ausweitet. Die Tatsache, dass die Fed ihre Rolle ausweitet, stellt eine wesentliche ordnungspolitische Veränderung dar. Die Fed ist eine hierarchische Veranstaltung. Wenn die Fed ihre Rolle ausweitet, so geht das zu Lasten der Aufgaben der Administration, die eine demokratische gewählte Veranstaltung ist. Derartige Machtachsenverschiebungen sind keine Kleinigkeiten. Sie unterminieren wesentliche Grundlagen des freiheitlichen westlichen Systems.
Heute stehen erneut Daten aus den USA im Mittelpunkt des Interesses. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe per 15. März sollen laut Konsensusprognose von 353.000 auf 360.000 zunehmen. Die Frühindikatoren per Februar werden mit einem weiteren Rückgang um 0,3% nach zuvor -0,1% prognostiziert. Damit ergäbe sich der fünfte Rückgang in Folge.
Der Philadelphia Fed Business Index per März soll laut Marktbeobachtern von -24,0 auf -18,3 Punkte steigen. Seit September 2007 ergeben sich hier kontinuierlich Rückgänge ausgehend von
+9,2 Punkten.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5500-30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.