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Edelmetalle Aktuell

25.04.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Das Auf und Ab beim Goldpreis setzte sich in den letzten 14 Tagen unvermindert fort. Nach anfänglichen Verlusten, die im Zusammenhang mit der mündlichen Hilfestellung der G7-Staaten für den in letzter Zeit extrem schwachen Dollar standen, folgte das Gold sehr schnell der Kehrtwende des Dollars. Dieser fiel von seinem zwischenzeitlichen Hoch bei 1,5660 am vorletzten Montag auf über 1,5950 und zog dabei das Gold auf 952 $ je Unze und damit auf den höchsten Kurs der Berichtsperiode mit.

Am vergangenen Freitag folgte dann die Bekanntgabe der Quartalszahlen amerikanischer Großbanken und bei Händlern und Investoren keimte daraufhin die Hoffnung auf, dass das Schlimmste in dem Bereich überstanden sein könnte. Zusätzlich gab es noch eine massive Liquiditätsspritze der britischen Notenbank zur Stützung des lokalen Bankenmarktes. Beide Faktoren sorgten für einen erneuten Anstieg des Dollars und das Gold fiel in diesem Umfeld innerhalb weniger Stunden um fast 45 Dollars auf nur noch 904,75 $ zurück.

Bis zum heutigen Nachmittag bewegte sich das Metall dann in einer relativ engen Spanne zwischen 905 $ und 928 $ je Unze. Dabei verpasste es, sowohl den Anstieg des Ölpreises auf über 120 $ je Barrel, als auch den vorübergehenden Anstieg des Euros gegenüber dem Dollar auf 1,60 in Kursgewinne umzusetzen. Was in der einen Richtung nicht klappte, funktionierte heute in der Gegenrichtung dann aber umso heftiger: Als der Dollar am Nachmittag nach besser als erwartet ausgefallenen Wirtschaftszahlen um fast 2,5 Cents zulegen konnte, fiel das Gold durch die Marke von 900 $ und es erreichte am Ende ein Tief bei "nur noch" 888,75 $ je Unze. Dies war die niedrigste Notierung seit Anfang April. Auf dem Tiefstkurs von damals, bei 872,50 $ je Unze, liegt nun auch die nächste Unterstützung. Sollte dieses Niveau nicht halten, könnte das Metall sogar bis auf mindestens 850 $ durchsacken.

Investoren haben im ersten Quartal 72 Tonnen Gold in Form von ETFs gekauft und die Gesamtmenge der offenen Positionen damit auf 943 Tonnen angehoben. Dies teilte in dieser Woche das World Gold Council, die Interessenvertretung der Goldminengesellschaften, mit. Das populärste Produkt war auch weiterhin das in New York notierte street-TRACKS Gold Shares-Produkt, das alleine für 2/3 der Gesamtmenge verantwortlich ist.

Die Goldproduktion in Südafrika ist im Februar, jenem Monat, in dem die Minen wegen Strommangels für eine Woche geschlossen werden mussten, um 28% niedriger als vor einem Jahr ausgefallen. Das auch vorher schon sinkende Angebot trifft aber auf eine ebenfalls rückläufige Nachfrage: So konnte die Türkei laut den neuesten Zahlen im März 24% weniger Goldschmuck exportieren und die Rückkäufe der Minen fielen im 4. Quartal des vergangenen Jahres um nur noch 8% oder 72 Tonnen.


  • Silber

Der Handel mit Silber verlief in den letzten beiden Wochen innerhalb einer etwas über 2,- $ breiten Handelsspanne zwischen 16,75 $ und 18,74 $ je Unze. Das weiße Metall entwickelte dabei keinerlei Eigenleben, sondern schwankte in seltener Einmütigkeit parallel zum Goldpreis.

Der Höchstkurs wurde dabei am letzten Donnerstag erreicht. Neben der erwähnten Bewegungen des Goldpreises dürfte auch der Streik in den wichtigsten Kupferminen Chiles eine stützende Rolle gespielt haben. Chile ist mit 55 Mio. Unzen pro Jahr fünftgrößter Silberproduzent der Welt, Codelco zeichnet sich für rund 20% dieser Menge verantwortlich. Der Kupferpreis hatte als Reaktion auf den Streik in der vergangenen Woche mit fast 8.900 $ je Tonne ein neues Allzeithoch erreicht.

Mit den jüngsten Verlusten von heute Nachmittag hat das Silber die bisherige charttechnische Unterstützung von $16,90 nach unten durchbrochen, weitere Verluste und mindestens ein Test der Marke von 16,30 $ (dies war der Tiefstkurs Anfang April) sind nicht länger auszuschließen. Angesichts der jüngsten Preiseskapaden und des weiterhin schwachen Dollars wäre dies in Euro umgerechnet sicher ein einigermaßen erträgliches Einstandsniveau für industrielle Endverbraucher und könnte für Terminabsicherungsgeschäfte für das 2. Quartal genutzt werden. Für das zweite Halbjahr bleiben wir aber weiter deutlich negativer eingestellt.

Auf der oberen Seite gibt es charttechnische Widerstände bei 17,50 $ und 18,10 $ je Unze. Nur wenn letzterer unerwartet durchbrochen werden sollte, dürfte der Silbermarkt wieder nach oben blicken und sich nicht, wie erwartet, eher nach unten orientieren.

Die physische Nachfrage durch die Industrie hatte in den vergangenen beiden Wochen nur anfangs zugelegt, insgesamt gibt es aber noch immer ein deutliches Überangebot an Granalien, dem physischen Grundstoff für industrielle Anwendungen. Diese Überversorgung geht nicht nur auf eine seit einem halben Jahr die meiste Zeit verhaltene industrielle Nachfrage zurück, sondern auch auf ein, aufgrund der hohen Preise erhöhtes Angebot an Altmetall.

Die in London an der Börse notierte Minengesellschaft Hochschild erwartet in diesem Jahr eine Produktion in Höhe von 17 Mio. Unzen, damit wäre das Unternehmen unter den zehn größten Produzenten weltweit. Unter den primären Erzeugern von Silber (bei denen Silber nicht nur Beiprodukt ist) stünde das Unternehmen damit sogar ganz weit oben auf der Liste.


  • Platin

Mit 2.033 $ je Unze hatte das Platin am vorletzten Donnerstag bereits einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Von diesem Niveau aus fiel der Preis am folgenden Freitag leicht, am Montag dann dramatisch zurück. Noch im japanischen Markt erreichte Platin ein Niveau von 1.940 $ und damit den Tiefstkurs der Berichtsperiode.

Für die dramatischen Verluste waren vor allem Spekulanten verantwortlich, die einen Teil ihrer Pluspositionen an der Tokioter Terminbörse TOCOM nach dem G7-Treffen am vorletzten Wochenende liquidierten.

Die verbale Unterstützung der G7-Finanzminister und Notenbankchefs hielt allerdings nicht lange vor und der Dollar setzte seinen Abwärtstrend schnell wieder fort. Dieser Umstand stützte die Edelmetallpreise und das Platin stieg innerhalb von 24 Stunden zurück auf 2.000 $ je Unze; nach einem weiteren kurzen Zwischentief dann am letzten Freitag sogar auf 2.070 $. Seitdem geht es unter erheblichen Schwankungen eher abwärts, in dieser Woche fiel das Metall zunächst auf 1.965 $, aktuell liegt es sogar noch einmal tiefer bei knapp über der Marke von 1.950 $.

Der gestern zu beobachtende Druck auf die Notierung wurde auch durch eine Meldung aus Japan verstärkt, nach der die Firma Mitsui Mining einen Katalysator mit Partikelfilter für Dieselfahrzeuge entwickelt habe, der zumindest teilweise statt auf Platin, auf dem einhundert Mal günstigeren Silber basiere. Beobachter aus der Industrie haben diese Meldung zunächst eher skeptisch beurteilt, in jedem Fall wäre die Einführung einer solchen Technologie noch Jahre entfernt und sollte deshalb keinen unmittelbaren
Einfluss auf den Markt oder den Preis haben.

Für die nächsten Woche schließen wir trotzdem einen weiteren Rückgang der Platinnotierung nicht aus, ein erstes Kursziel liegt bei 1.940 $, das nächste wichtige dann bei 1.890 $ je Unze. In dieser Woche gab es eine Reihe von Meldungen zu den südafrikanischen Produzenten. Details hierzu können unter den Links auf Seite 4 nachgelesen werden.


  • Palladium

Die jüngste Erholungsphase des Palladiumpreises endete direkt nach Beginn der Berichtsperiode am vorletzten Freitag mit einem Höchstkurs von 466 $ je Unze.

Danach tendierte die Notierung wieder südwärts, allerdings blieben die Schwankungen des Preises erneut hinter jenen der anderen Edelmetalle zurück.

Mit 438 $ je Unze erreichte der Wert des weißen Metalls heute seinen vorläufigen Tiefstkurs, die letzten 10 Dollars wurde die Notierung vor allem auch durch charttechnische Gründe gedrückt; das Palladium hatte hier gestern Morgen einen Aufwärtstrend durchbrochen. In den letzten Stunden konnte sich der Preis dann nicht mehr verbessern, aktuell liegt er weiter bei 438 $ je Unze, bzw. 9,02 € je Gramm.

In der kommenden Woche wird sich das Metall weiter an den anderen Metallen orientieren, d.h. tendenziell wohl eher an Wert verlieren. Bei einem Durchbrechen der Marke von 438 $ läge das nächste große Kursziel bei 420 $.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der Rhodiumpreis hat sich in den vergangenen zwei Wochen praktisch nicht verändert und liegt heute Morgen mit 9.050 $ - 9.150 gerade einmal 50 $ über dem Niveau vom 10. April. Das industrielle Interesse war in den letzten Tagen vergleichsweise verhalten. Kurzfristig erwarten wir keine Änderung der Situation, gegen einen weitergehenden Anstieg zum aktuellen Zeitpunkt spricht die wieder zunehmende physische Verfügbarkeit, die sich auch in leicht sinkenden Zinsen äußert.

Im Gegensatz zu institutionellen Anlegern, die sich schon länger mit wechselndem Erfolg auf dem kleinen und oft auch illiquiden Rhodiummarkt tummeln, konnten private Investoren dem 900%igen Anstieg der letzten Jahre bisher nur von der Außenlinie zuschauen. Dies ändert sich jetzt allerdings: Von der ABN-Amro wurde in Deutschland das weltweit erste Zertifikat auf Rhodium an der Börse eingeführt. Ob sich allerdings ein Einstieg auf dem derzeitigen Niveau lohnt, scheint angesichts des exorbitanten Preises alles andere als sicher. Immerhin stellt der aktuelle Preis von über 9.000 $ je Unze - mit weitem Abstand zu früheren Preisgipfeln - ein Allzeithoch dar. Außerdem arbeiten industrielle Endverbraucher, darunter vor allem die Autoindustrie, mit Hochdruck daran, den Einsatz des seltenen Metalls, von dem im Jahr ganze 25 Tonnen produziert werden, zu verringern. Wir rechnen damit, dass diese Bemühungen in nächster Zeit Früchte zeigen werden und sich der Bedarf dadurch erst einmal verringern könnte. Da praktisch das gesamte neu geförderte Rhodium an die Automobilindustrie geht, dürfte eine solche Entwicklung für den Preis nicht ohne Folgen bleiben. Für das zweite Halbjahr schließen wir deshalb unter der Voraussetzung, dass es keine weiteren, größeren Produktionsausfälle in Südafrika gibt, einen Rückgang der Notierung um bis zu 25% nicht aus.

Die mangelnde industrielle Nachfrage ließ den Rutheniumpreis weiter zurückfallen, das Metall notierte zuletzt bei 340 $ - 390 $. Iridium liegt einmal mehr unverändert bei 400 $ - 450 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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