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Der Ölpreis trotzt der Stärke vom US-Dollar

21.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Während andere Rohstoffe am Freitag angesichts des zeitweise wieder erstarkten US-Dollar an Boden verloren, hat sich der Ölpreis nach einer vorübergehenden Schwäche, als der Preis unter 113 USD fiel, wieder erholt und einen neuen Rekord bei knapp über 117 USD aufgestellt. Der Anstieg wurde durch die Meldungen über die Raffinerieschließungen sowie die Angriffe nigerianischer Rebellen auf die Pipelines unterstützt. Wegen der Sicherheitvorkehrungen durch den zweitägigen Streik am kommenden Sonntag wird der Betreiber der Grangmouth Raffinerie in Schottland, Ineos, diese für einen Monat schließen müssen. Die Raffinerie ist für die Verarbeitung von 200.000 Barrel täglich bzw. allein für über 10% der gesamten Nachfrage in Großbritannien zuständig. Auch Exxon gab bekannt, dass man die Baytown Raffine in Texas wegen eines Fehlers im katalytischen Cracker kurzfristig schleissen musste. In Nigeria haben die Rebellen zwei Pipelines gesprengt.

Die OPEC-Mitglieder sagen nun im Unison, dass sie keine Notwendigkeit für eine Produktionserhöhung sehen und demnächst keine außerorderlichen Sitzungen planen. Der venezuelanische Minister für Öl und Energie sagte, dass der Ölpreis nicht mehr unter 90 US-Dollar fallen sollte. Der Präsident Irans Ahmadinejad teilte sogar mit, dass der Ölpreis derzeit noch billig ist, weil Öl strategische Ressource ist und der US-Dollar an Wert verliert.

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Am 28. April im Rahmen des Treffens der Mitglieder des Forums der Gas-Exportierenden Länder (GECF) im Teheran wird Russland laut der führenden russischen Wirtschaftszeitung die Statuten für die "Gas-OPEC" vorlegen. Im Juni auf dem Forum selbst, das in diesem Jahr in Moskau stattfindet, sollte dann die Gestaltung der neuen Organisation ausdiskutiert werden. Zwar ist der Widerstand gegen das mögliche Gaskartel insbesondere in Europa sehr stark und sich auch die Ansichten unter den "Mitgliedern" des Forums unterscheiden. Dennoch ist die Gründung der Gas-OPEC angesichts des zunehmenden Ressourcen-Nationalismus nicht auszuschließen.


Edelmetalle

Die Stärke vom US-Dollar am Freitag, als der "Greenback" im Handelsverlauf rund 2 Cents gegenüber dem Euro gewinnen konnt, hat am stärksten den Notierungen für Gold und Silber zugesetzt, die oft als Anti-USD-Währung gehandelt werden. Der Goldpreis fiel um teilweise 40 USD zurück, konnte jedoch die wichtige Marke von 900 USD behaupten. Die Netto-Long-Positionen befanden sich laut CFTC letzte Woche auf einem weiterhin hohen Niveau, was auf ein nachhaltig starkes Anlegerinteresse hindeutet. Wir rechnen in den kommenden Tagen mit einer Fortsetzung der Konsolidierungsbewegung, vorausgesetzt der US-Dollar notiert weiterehin unter 1,60 USD/EUR.


Industriemetalle

Die Produktion auf der Andina und Salvador Minen von Codelco, die jährlich 300.000 Tonnen Kupfer produzieren, wird weiterhin durch die Proteste angehalten. Die Produktion auf den größten Minen der Gesellschaft El Teniente, Codelco Norte und Ventanas verläuft dagegen trotz der Proteste und der Straßenblockaden weiterhin normal. Antaike, der chinesische Nachrichtendienst für die Metallindustrie, teilte mit, dass die chinesische Kupfernachfrage im 2. Quartal schwächer als erwartet ist und die Importe im April zurückgehen werden, weil das Angebot höher als die Nachfrage ist. Die Preise an der Shanghai Futures Exchange notieren derzeit umgerechnet tiefer als an der LME, was die Importe wenig unprofitabel macht. Der Kupferpreis steht u.E. vor einer Korrektur und dürfte in den kommenden Wochen unter 8000 USD je Tonne fallen, zumal die Long-Positionen der Spekulanten an der COMEX das höchste Niveau seit über 2 Jahren erreicht haben.

Die Zinnpreise befinden sich nach wie vor nah an den Rekordhochs. Unterstützt wird dieses Niveau durch die zuletzt zurückgehenden LME-Lagerbestände, die anhaltende Besorgnis über die Höhe der indonesischen Importe in diesem Jahr und das Interesse der Investoren, das einen engen Markt wie bei Zinn stark beeinflussen kann. Das Internationale Zinn Research Institut ITRI gab bekannt, dass sowohl das Ministerium für Energie und Mineralressourcen als auch das Handelsministerium Indonesiens nach der jüngsten Einführung der Exportrestriktionen nun auch eine mögliche Begrenzung der Zinnproduktion in Indonesien auf 100.000 Tonnen jährlich sogar in den nächsten zwei Monaten diskutieren. Der starke Ausbruch über 21.000 USD je Tonne lockt auch technisch orientierte Anleger an.

Ein wichtiger Produzent und Exporteur von Industriemetallen, Kasachstan, überlegt die Einführung von Exportzöllen für die Metalle. Gleichzeitig will das Umweltministerium die Umweltsteuer einführen. Beide sollten langfristig die Gesamtproduktionskosten für Metalle erhöhen. Unseres Erachtens verfügen derzeit einige Metalle, wie z.B. Kupfer, Blei und Nickel, derzeit über ein kurz- bis mittelfristiges Korrekturpotenzial von 10-15%.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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