Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Sommerflaute an den Rohstoffmärkten

05.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die gestern veröffentlichten Lagerbestandsdaten in den USA schütteten Öl ins Feuer der Bären. Zwar waren die Rohölvorräte in der letzten Mai-Woche überraschend um 4,8 Mio Barrel gegenüber Vorwoche geschrumpft statt wie erwartet um 400 Tsd. Barrel zu steigen, aber alle übrigen Daten schürten die Ängste einer spürbaren Verlangsamung der Ölnachfrage: So waren die Benzinvorräte statt um 800 Tsd. Barrel um 2,9 Mio. Barrel gestiegen.

Ausschlaggebend war ein deutlicher Rückgang der Benzinnachfrage um gut 2,5% gegenüber der Vorwoche; eine Entwicklung, die zu dieser Jahreszeit unüblich ist. Die Benzinnachfrage lag damit knapp 4% unter dem Vorjahreswert. Auch die Lagerbestände für Mitteldestillate sind mit 2,3 Mio Barrel stärker gestiegen als erwartet (1,7 Mio Barrel).

Open in new window


Die EIA weist in ihrem Wochenkommentar darauf hin, dass die US Dieselnachfrage, die vor allem durch die Trucker bestimmt wird, im ersten Quartel 2008 infolge der konjunkturellen Schwäche um mehr als 2% gegenüber Vorquartal gefallen ist. Die Tendenzen in den USA stehen damit den Entwicklungen in der übrigen Welt diametral gegenüber.

Vor allem in Asien ist die Nachfrage lebhaft. Dies spiegelt sich auch in den niedrigen Lagerbeständen an Destillaten in den entwickelten asiatischen Ländern wider, die zuletzt deutlich unter den 10-Jahresdurchschnitt gefallen sind. Ein weiterer Belastungsfaktor waren OPEC Produktionszahlen im Mai, die gemäß Bloomberg Schätzungen mit 32,3 Mio. Barrel täglich knapp 1% höher lagen als im April. Ein Drittel des Anstiegs ist dem nicht quotengebundenen Irak zuzurechnen, der seine Produktion um 100 Tsd. Barrel auf 1,56 Mio. Barrel pro Tag steigern konnte.

Dennoch: auch Nachrichten, die einen erneuten Anstieg der Ölpreise unterstützen würden, bleiben nicht aus. So äußerte der Vorsitzende des staatlichen Ölkonzerns Mexikos, Pemex, dass sich die Ölexporte 2008 durchschnittlich nur zwischen 1,40 bis 1,45 Mio. Barrel täglich bewegen dürften, immerhin 15% weniger als bislang im mexikanischen Staatshaushalt unterstellt. Wir halten deshalb an unserer Einschätzung fest, dass sich der Ölmarkt in einer Konsolidierungsphase befindet und erwarten nochmals höhere Notierungen.

Abermals zeigte gestern der Gasmarkt überraschend Stärke. Gegen die Tendenzen am Ölmarkt konnte Gas der Sorte Henry Hub zulegen und markierte bei 12,4 Dollar je MMBtu ein neues Hoch. Heute werden die Lagerbestandsdaten für die letzte Mai-Woche veröffentlicht. Der Konsens rechnet mit einem Anstieg um 103 Mrd. Kubikfuß.


Edelmetalle

Die Edelmetalle gaben gestern leicht nach. GFMS schreibt in seinem jüngsten Monatsbericht, dass sich nach der Preiskorrektur die physische Nachfrage wieder leicht belebe. Vor allem die industriellen Käufer würden wieder Interesse zeigen, während die Schmuckhersteller, vor allem in Indien, nach wie vor zurückhaltend wären. Hier sei jedoch spätestens im Herbst eine Belebung zu erwarten, vor allem dann, wenn gute Ernteerträge hohe Einkommen versprächen.

Die Tendenz zur Renationalisierung lässt sich auch am Goldmarkt beobachten. Jüngstes Beispiel: Kirgistan. Das Parlament hat gestern die Regierung aufgefordert, den Staatsanteil an der Kumtor Goldmine zu erhöhen und den Betreiber, Centerra Gold aus Kanada, stärker zu besteuern.

GFMS weist auch auf die enttäuschende Entwicklung bei Silber hin, das gegenüber seinem Counterpart Gold keine weitere relative Stärke aufbauen konnte. Der überraschend starken Nachfrage im Nahen Osten stünde eine starke Zurückhaltung in Indien gegenüber.


Industriemetalle

Die Explosion in Apache Energy’s Gas Exportterminal, Australien, am Dienstag blieb nicht folgenlos für die benachbarten Industrien. Die dadurch bedingten Stromausfälle beeinträchtigen zum einen Oxianas Aktivitäten in der Golden Grove Site, wo vor allem Zink, aber auch Kupfer, Gold und Silber gefördert wird, zum anderen die Murrin Murrin Nickelmine. Wie lange mit Ausfällen zu rechnen sei, wurde nicht spezifiziert.

Die Malaysia Smelting Corporation hofft in Kürze, die Arbeiten in der Koba Tin Mine, Indonesien, wieder aufnehmen zu können. Die Mine ist der Hauptlieferant für die Zinnhütte. Die Förderung war infolge des schärferen Vorgehens der Regierung im letzten Jahr auf 7,7 Tsd. Tonnen gesunken, nachdem sie im Vorjahr noch bei gut 20 Tsd. Tonnen gelegen hatte. MSC hatte infolge mangelnden Inputs im vergangenen Jahr einen Produktionsrückgang um 25% bei Zinn erlitten.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"