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Gold: Geringere Spekulation, aber auch geringere Dynamik

10.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Internationale Energieagentur IEA hat heute Morgen die neuen Schätzungen für die Nachfrage und das Angebot am Ölmarkt veröffentlicht. Zwar hat man die Erwartungen für die Ölnachfrage in diesem Jahr erneut um 70 Tsd. Barrel auf nun 86,8 Mio. Barrel pro Tag reduziert. Gleichzeitig wurden aber auch die Erwartungen für die Ölproduktion außerhalb der OPEC um 300 Tsd. Barrel täglich nach unten angepasst. Diese fehlende Produktion sollte nach Ansicht von der IEA durch die OPEC ausgeglichen werden. Bislang hat sich das Kartell jedoch geweigert, die Produktion zu erhöhen, weil man von einem angemessen versorgten Markt ausgeht.

Nun will aber der führende Ölproduzent der Welt, Saudi Arabien, eine außerordentliche Sitzung der OPEC einberufen, um eine adäquate Antwort auf den unaufhaltbaren Anstieg der Ölpreise zu finden. Wir erwarten von der Sitzung oder sogar von einer eventuellen Anhebung lediglich einen psychologischen Effekt. Letztendlich ist diese Hausse nicht auf die Knappheit am Ölmarkt zurückzuführen. Dies bestätigt sogar die IEA, die im ersten Quartal einen Überschuss von 0,4 Mio. Barrel pro Tag registriert hat.

Die höhere OPEC-Produktion und die steigenden Lagerbestände dürften aber die Ängste vor einer Verknappung des Ölmarktes dämpfen, die aus unserer Sicht ausschlaggebend für den jüngsten Anstieg waren. Ein weiterer Faktor für die Entwicklung des Ölpreises bleibt der US-Dollar, der zuletzt wieder etwas an Stärke gewinnen konnte. Da wir aber noch mit einer nachhaltigen Trendwende beim US-Dollar rechnen und viele Marktteilnehmer anscheinend von einer noch stärkeren Revision der Ölnachfrage ausgingen, dürfte der kurzfristige Aufwärtstrend beim Ölpreis anhalten.

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Auch der Gaspreis steigt weiter und markiert täglich die höchsten je im Sommer markierten Preisniveaus. Ausschlaggend bleibt dafür die starke Nachfrage nach Diesel bzw. Heizöl weltweit.


Edelmetalle

Sofern sich nichts Unerwartetes auf politischer Front, bei den Inflationsdaten und beim US-Dollar ereignet, gehen wir für die kommende Zeit eher von einem Seitwärtstrend bei den Edelmetallpreisen aus. Der Goldpreis konnte sich gestern nicht über der psychologisch wichtigen Marke von 900 USD halten und verliert heute begleitet vom stärkeren US-Dollar weitere 13 USD auf 883 USD je Unze. Letzte Woche sind die Netto-Long Positionen der nicht-kommerziellen Händler an der COMEX um 21,3 Tsd. Kontrakte eingebrochen. Dies lässt zwar längerfristig mehr Raum für nachhaltige Steigerungen, aber bei den Anlegern scheint derzeit die Lust an Gold-Investments eher gering. Aus unserer Sicht ist bis Ende des Sommers mit einem volatilen Verlauf zwischen 850 und 950 USD je Unze zu rechnen.

Die Produktion in der größten australischen Goldmine Telfer von Newcrest Mining wird voraussichtlich um 30.000 Unzen fallen, nachdem der Brand in der Gasproduktionsanlage von Apache im Nordwestaustralien die Gaslieferungen um 30% reduziert hat. Auch weitere Minenprojekte dürften davon negativ betroffen sein.

HSBC war die erste ausländische Bank, die am Kassamarkt der Shanghai Goldbörse Gold gehandelt hat. Die Ausländer dürfen in China noch keine Gold-Futures handeln, obwohl der Handel dafür bereits seit Januar steht.



Industriemetalle

Kasachstan plant eine neue Steuer auf die Metallförderung einzuführen, die sich an der Höhe der Weltmetallpreise orientieren sollte. Der zunehmende Nationalismus weltweit, der sich in höheren Steuern, Lizenzgebühren, Zöllen oder sogar Enteignungen manifestiert, dürfte nach wie vor einer der wichtigsten unterstützenden Faktoren für den Rohstoffmarkt bleiben.

Die Zinkpreise sind an der LME auf den niedrigsten Stand seit 2005 gefallen. Wir glauben zwar, dass die eventuellen Überschüsse an den Zink- und Bleimärkten in diesem Jahr bereits ausreichend eskomptiert sind - die Zink- und Bleipreise sind in diesem Jahr bereits um 25% gefallen - und viele Minen bei derzeitigen Preisen geschlossen werden müssten. Dennoch hält der negative Preistrend an und wir würden ein nachhaltiges Überschreiten der 2000-USD-Marke abwarten, bevor wir für den Zinkpreis wieder positiver gestimmt sind.

Kleinere Stahlhütten in China weden in diesem Jahr bis zu 95% mehr für Eisenerz an Rio Tinto und BHP Billiton bezahlen. Die großen chinesischen Stahlhersteller haben sich mit den Eisenerzkonzernen noch nicht über den Preisanstieg geeinigt, wobei diese ab 1. Juli einen großen Teil ihrer Produktion auch zu weitaus höheren Kassapreisen verkaufen dürfen


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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