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Warenterminbörsen werden transparenter

18.06.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis war gestern im Vergleich zu den Vortagen etwas weniger volatil und schwankte zwischen 132 USD und 135 USD je Barrel. Die Ölbörse ICE Futures Europe plant auf Verlangen der CFTC, Limits für den Handel mit Öl-Futures einzuführen, um einer übermäßigen Spekulation vorzubeugen. Der US-Kongress hat diese Massnahme vor einigen Wochen gebilligt, um eine erhöhte Markttransparenz zu erzielen. Allerdings betrifft diese Regelung nur die WTI-Kontrakte, wobei Brentöl das Hauptprodukt an der ICE darstellt. Die geringere Transparenz und die schwächere Regulierung der ICE im Vergleich zur NYMEX war offensichtlich schon für die Marktmanipulation durch den Amaranth-Fonds vor zwei Jahren mitverantwortlich. Wir erwarten dadurch einen etwas dämpfenden Effekt auf die Öl-Futures.

Heute Nachmittag werden die Lagerbestandsdaten für Rohöl und Ölprodukte in den USA bekanntgegeben. Der Konsens rechnet mit einem Rückgang der Lagerbestände für Rohöl um 1,75 Mio. Barrel. Es wird erwartet, dass die Lagerbestände für Benzin um 850 Tsd. Barrel und die für Destillate um 1,8 Mio. Barrel angezogen haben. Vor allem aber die Entwicklung der Benzinnachfrage ist von Interesse. Dies hatte sich in der letzten Woche überraschend stark erholt, nachdem sie in den Wochen zuvor zur Schwäche geneigt hatte.

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Erdgas der Sorte Henry Hub hat gestern auch ohne die Hilfe von Rohöl die 13 Dollar je MMBtu passiert. Auffällig ist die nach wie vor große Vorsicht der Spekulanten. Die Anzahl der Netto-Short Positionen bei Erdgas stagniert seit Wochen bei rund 65 Tsd. Kontrakten.


Edelmetalle

Die Edelmetalle zeigten sich dank des schwächeren Dollar fest. Platin wird zusätzlich durch die Aussicht auf einen nationalen Streiktag in Südafrika Ende Juli gestützt. Die Gewerkschaften wollen gegen die Energierationierung in den Minen protestieren.

Der Rhodiumpreis hat gestern erneut ein Allzeithoch markiert. Der Preis hat in sechs Monaten 50% zugelegt und ist zum ersten Mal über die magische Grenze von 10.000 USD je Unze gestiegen. Die unzureichende Stromversorgung in Südafrika dürfte aus unserer Sicht einen signifikant negativen Effekt auf die Produktion von Gold, Platin- und Industriemetallen haben. Besonders stark dürfte die weltweite Produktion von Platinmetallen betroffen sein, weil der Großteil der Minenproduktion aus Südafrika stammt.

In Kirgistan hat das Gericht beschlossen, dass Centerra Gold die Minen- und Schürfrechte in den 90er Jahren unrechtmäßig erworben hat und diese nun zurückgeben muss. Centerra betreibt in Kirgistan Goldmine Kumtor, die seit der Betriebsaufnahme im Jahr 1997 über 6,1 Mio. Unzen Gold produziert hat und die jährlich nach wie vor rund 300.000 Unzen Gold fördert. Dies macht erneut die Problematik eines verstärkten Nationalismus sichtbar.


Industriemetalle

Southern Copper wird nun voraussichtlich eine Kupferschmelze und zwei Kupferminen schliessen, nachdem die Minenarbeiter seit mittlerweile acht Tagen den Zugang zu diesen gesperrt haben und den Produktionseinheiten die Materialien auszugehen drohen. Außerdem plant die größte Minengewerkschaft des Landes, Perus Minenföderation, einen separaten landesweiten Streik am 30. Juni, um Druck auf den Kongress auszuüben, der sich mit neuen Bestimmungen für die Renten und den Rechten für Zeitarbeiter beschäftigt. Auch in Südafrika planen die Minenarbeiter einen landesweiten Streik im Juli. Am 20. Juni trifft sich die Nationale Gewerkschaft der Minenarbeiter NUM, um das Ausmaß dieser Aktion zu diskutieren, wobei voraussichtlich über 200.000 Mitglieder der Gewerkschaft die Arbeit niederlegen werden.

Zwar sind die LME-Lagerbestände für Blei erneut um 11,5 Tsd. Tonnen auf rund 95 Tsd. Tonnen, das höchste Niveau seit August 2006, gestiegen aber der Bleipreis bleibt stabil. Wir erachten den für dieses Jahr erwarteten Überschuss als derzeit ausreichend eskomptiert und halten das Abwärtspotenzial für begrenzt. Auch dürfte sich der Zinkpreis in Kürze stabilisieren, wobei hier auch mit Minenschliessungen und Produktionsrückgängen zu rechnen ist. So will der australische Zinkhersteller CBH 200 Arbeiter bzw. 27% der Belegschaft auf der Endeavor Zinkmine entlassen, um im schwachen Umfeld für Blei und Zink Kosten zu sparen.

Das russische Unternehmen Rusal, weltgrößter Aluminiumproduzent, schätzt, dass der russische Aluminiumbedarf in den nächsten zwei bis vier Jahren um rund 10% jährlich zulegen wird. Man sieht deshalb auch langfristig einen Preis von über 3000 Dollar je Tonne als gut unterstützt an; eine Einschätzung, die wir teilen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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