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Euro verliert gegen USD an Boden - Auftragseingänge der Eurozone ernüchternd!

24.07.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.5680 (08.10 Uhr), nachdem gestern im USHandel Tiefstkurse bei 1.5671 markiert wurden. Der USD hat gegenüber dem JPY an Boden gewonnen und notiert aktuell bei 107.95. "Carry-Trades" zeigen ein leicht ambivalentes Bild auf erhöhtem Niveau. Während sich der Euro gegenüber dem CHF weiter befestigen konnte und bei 1.6290 oszilliert, hat der Euro gegenüber dem JPY von den Höchstkursen (169.98) her gesehen an Boden verloren und stellt sich aktuell auf 169.25.

Gestern enttäuschte der Auftragseingang der Eurozone per Mai nachhaltig und wirkte sich damit auf den Euro belastend aus. Mit einem nicht antizipierten Rückgang auf Monatsbasis von 3,5% wurde die Markterwartung massiv verfehlt. Analysten hatten einen Rückgang in der Größenordnung von 1,3% prognostiziert. Darüber hinaus wurde der Anstieg des Vormonats auf Monatsbasis von +2,5% auf +2,0% nach unten angepasst. Ergo wurde die Konsensusprognose auf Monatsbasis für die Zweimonatsperiode April-Mai 2008 um insgesamt 2,7% verfehlt. Offensichtlich sind die Konsensuserwartungen des Marktes unverändert für die Eurozone zu rosig.

Im Jahresvergleich kam es im Berichtsmonat zu einem Rückgang um 4,4%. Marktbeobachter hatten einen Anstieg um 1,9% erwartet. Losgelöst von den aktuellen Daten ist darauf zu verweisen, dass diese Zahlenreihe sehr volatil ist und damit selbstredend auch die jüngsten Daten mit einem gewissen Maß an Vorsicht extrapoliert werden sollten.

Das "Beige Book" der Fed lieferte gestern folgende Erkenntnisse:
  • Der Preisdruck sei insgesamt erhöht oder nehme zu. Das gilt insbesondere für Energieprodukte, Metalle, Lebensmittel, Chemikalien.
  • Dagegen sei der Preisdruck auf der Einzelhandelsebene weniger deutlich ausgeprägt.
  • Die Entwicklung der Konsumausgaben sei durchwachsen, schwach oder zurückgehend.
  • Lohndruck sei überwiegend begrenzt.
  • Das Tempo der Wirtschaft hat sich seit dem letzten Bericht leicht abgeschwächt.

Ingesamt ergaben sich damit keine neuen Erkenntnisse. Die Einlassungen von Seiten diverser Vertreter der Fed signalisieren leichtes Zinserhöhungspotential und milde Konjunkturzuversicht. Dieser Mix wirkt sich für den USD im aktuellen Umfeld unterstützend aus. (Siehe "Letzte Nachrichten" Plosser).

Heute steht der deutsche IFO-Index per Juli im Mittelpunkt des Interesses. Analysten unterstellen einen Rückgang von 101,3 auf 100.00 Punkte. Der Index impliziert in der Konjunkturdynamik einen Rückgang seit den Topständen per 2. Halbjahr 2006 und 1. Halbjahr 2007. Hinsichtlich der unerwartet starken Abkühlung der globalen Wirtschaft sind negative Überraschungen bei der heutigen Veröffentlichung nicht ausgeschlossen. Der Aspekt von Orderstornos kann bei einer solchen Entwicklung eine durchaus prominente Rolle spielen. "By the way", die nach oben angepasste Wachstumsprognose des IWF für das globale Wachstum von 3,7% auf 4,1% nehmen wir im Hinblick auf das Mollszenario diversester Konjunkturdaten aus dem globalen Umfeld zur Kenntnis, mehr aber auch nicht ….

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Aus den USA stehen zunächst die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe per 19. Juli 2008 auf der Agenda. Marktbeobachter erwarten eine Zunahme von 366.000 auf 376.000. Eine nachhaltige Entspannung ist hier unverändert nicht erkennbar.

Wesentlicher ist heute der Absatz genutzter Immobilien (Existing Home Sales) per Juni. Analysten erwarten einen leichten Rückgang von annualisiert 4,99 auf 4,93 Mio. Einheiten. Der beigefügte Chart verdeutlicht, dass das aktuelle Umsatzniveau auf extrem niedrigen Niveau oszilliert.

Optimisten könnten auf dem aktuellen Niveau leichte Stabilisierungstendenzen erkennen wollen. Hinsichtlich der Virulenz der globalen Finanzkrise muss eine derartige Sichtweise jedoch unverändert als ambitioniert tituliert werden.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.6020-50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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