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Ölpreise auf neuen Tiefständen

18.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis steht am Morgen erneut unter Druck. WTI handelt unter 55 USD je Barrel und nähert sich damit dem 22-Monatstief von letzter Woche und Brent bei 49 USD, dem tiefsten Stand seit Mai 2005. Meldungen, wonach ein saudischer Supertanker mit einer Ladekapazität von zwei Mio. Barrel von somalischen Piraten gekapert wurde, ließen den Ölpreis gestern zwischenzeitlich bis auf 58 USD steigen. Der Anstieg war jedoch nur sehr kurz, was auf einen extremen Pessimismus am Ölmarkt hindeutet.

Weitere Unterstützung bekommen die Skeptiker von der OPEC, die gestern ihre Prognose für die Ölnachfrage nach unten revidiert hat. Sie erwartet nun einen Anstieg der Nachfrage um 290 Tsd. Barrel pro Tag in diesem Jahr und um 490 Tsd. Barrel pro Tag im nächsten Jahr. Mit ihren Prognosen ist die OPEC aber immer noch optimistischer als die IEA und das US-Energieministerium, welche für 2009 nur mit einem Nachfrageanstieg um 350 Tsd. Barrel bzw. 100 Tsd. Barrel pro Tag rechnen. Auch wenn sich diese Schätzungen als zu optimistsich erweisen sollten und die Produktion stagnieren bzw. unwesentlich fallen sollte, würden die Produktionskürzungen seitens der OPEC - eine weitere Reduktion um 1 Mio. Barrel täglich spätestens im Dezember ist realistisch - zur Wiederherstellung des Gleichgewichts am Ölmarkt führen.

Nach Schätzung der Beratungsfirma LMIU sanken die OPEC-Exporte in den vier Wochen bis zum 2. November um 516 Tsd. Barrel pro Tag im Vergleich zum Vormonat. Der Beschluss vom September, die Überproduktion um 500 Tsd. Barrel pro Tag zu senken, wurde somit auch umgesetzt, was für die Glaubwürdigkeit der weiteren Beschlüsse der OPEC von Bedeutung ist. China wurde im Oktober zum ersten Mal seit 14 Monaten zum Nettoexporteur von Diesel. Bei Benzin ist China bereits seit drei Monaten wieder Nettoexporteur. Das daraus resultierende Überangebot dürfte auf den Preisen für Ölprodukte lasten.

Im Gegensatz zu den anderen Energieträgern scheint Uran derzeit einen längerfristigen Boden zu bilden. Der Uranpreis hat bereits im Vorjahr seinen Höhepunkt bei 138 USD je Pfund erreicht und ist seitdem um fast 70% auf 45 USD gefallen. Nun dürfte die Übertreibung nach unten, die dem vorherigen Überschiessen folgte, sich seinem Ende nähern. Die Atom-Renaissance weltweit und eine derzeit unwahrscheinliche zeitnahe Ausweitung der Uranproduktion, wobei bereits mehrere führende Uranproduzenten ihre Ausgabenpläne überdenken wollen und die anhaltenden Probleme beim riesigen Cigar Lake Projekt belasten, sollten zum Preisanstieg beitragen.


Edelmetalle

Gold lässt derzeit eine klare Richtung vermissen, wobei es in einer Spanne zwischen 730 und 750 USD je Feinunze schwankte. Die Bewegungen von EUR/USD und beim Ölpreis bleiben derzeit die entscheidenden Einflussfaktoren und sprechen zunächst gegen einen steigenden Goldpreis.

Die niedrigen Platinpreise und die Kreditkrise veranlassen die Produzenten zu weiteren Kürzungen. Der weltweit drittgrößte Platinkonzern Lonmin hat angekündigt, den Marikana-Tagebau in Südafrika zum 31.12. auszusetzen. Außerdem soll die Limpopo Baobab Mine geschlossen und das Akanani und andere Erweiterungvorhaben auf Eis gelegt werden.


Industriemetalle

Konjunktursorgen und fallende Aktienmärkte haben die Metallpreise erneut unter Druck gesetzt, wobei der LME-Metallindex nah dem 3-Jahrestief notiert. Das Ausmaß der Konjunkturabkülung und ihr Einflusses auf den Rohstoffmarkt zeigen sich in der Entwicklung der Frachraten. Die Frachtraten für Capesize-Massengutfrachter mit einer Bruttotragfähigkeit von über 150.000 Tonnen, sind nun von den Spitzenwerten im Juni von 230.000$/Tag auf unter 3700 $/Tag gefallen, was nicht einmal betriebskostendeckend ist. Die Probleme mit den Akkreditiven, hohe Eisenerzlagerbestände in den chinesischen Häfen - diese sind in der Vorwoche zwar um ca.1% gefallen, bleiben jedoch mit über 70 Mio. Tonnen sehr hoch - und insgesamt eine extrem schwache Nachfrage nach Eisenerz tragen zu dieser kritischen Situation bei.

Die Weltproduktion von Blei ist laut ILZSG im September gegenüber Vormonat um 2,6% auf 743.500 Tonnen gestiegen, während die Nachfrage um 3,9% auf 748.200 Tonnen zunahm. Die Bleinachfrage bleibt nach wie vor durch die Nachfrage nach E-Bikes in China gut unterstützt, wobei die chinesische Bleinachfrage im September um 8,8% angezogen hat. Entsprechend haben sich die LME-Lagerbestände seit Anfang Juli halbiert. Dagegen verzeichnete der Zinkmarkt im September erneut einen Angebotsüberschuss von 2900 Tonnen.

Nachdem die führenden chinesischen Zinkhersteller Produktionskürzungen angekündigt haben, gab nun auch Nyrstar NV, weltgrößter Zinkproduzent, die Produktionskürzungen von 28% in den holländischen und belgischen Schmelzen bekannt.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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