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Euro touchiert 1,34 - US-Senat verdirbt die Börsenparty ... - BoJ, ein Tiger ...

12.12.2008  |  Folker Hellmeyer
Euro touchiert 1,34 - US-Senat verdirbt die Börsenparty … - BoJ, ein Tiger ohne Zähne?

Der Euro eröffnet heute bei 1.3270, nachdem in den letzten 24 Handelsstunden kurzzeitig das Niveau von 1.3400 überwunden werden konnte. Der USD hat gegenüber dem JPY deutlich an Boden verloren und notiert bei 89,80. "Carry-Trades" zeigen sich ambivalent. EUR-JPY hat ausgehend von Höchstkursen bei 122,75 markant nachgegeben und stellt sich auf 119.15, während EUR-CHF bedingt durch die Zinssenkung in der Schweiz weiter zulegen konnte. EUR-CHF oszilliert bei 1.5720 nach zwischenzeitlichen Höchstständen bei 1.5815.

Der US-Senat hat das zwischen Regierung und Repräsentantenhaus arrangierte Rettungsprogramm im Volumen von 14 Mrd. USD für die großen drei Autobauer abgelehnt. Daraufhin kam die Börsenparty zum erliegen.

Im Rahmen der derzeitig gültigen Korrelationen war das für den "Carry-Trade" wenig förderlich. Insbesondere der JPY kam unter erheblichen Aufwertungsdruck.

USD-JPY sank auf Tiefstkurse bei 88,20 und EUR-JPY verlor in der Spitze knapp 500 "Tics" von 122.75 auf 117.83.

Das verbale Getöse aus Japan beschreibt auf ersten Blick einen Tiger ohne Zähne oder zumindest mit wackeligem Zahnersatz.

Der stellvertretende Finanzminister Shinohara betonte, dass das MoF angemessen abhängig von der Marktsituation reagieren würde. Sein Boss, der Finanzminister Nakagawa, erklärte dagegen, dass derzeit keine Interventionen geplant seien. Letztere Einlassung erscheint eindeutig und klar auszufallen!

Marktteilnehmer sollten jedoch noch einen zweiten Blick auf das Gesamtszenario werfen. Interventionen haben dann den höchsten Nutzen, wenn sie unerwartet kommen und der Markt in der Positionierung genau diese Möglichkeit nicht spiegelt. "Food for thought!"

Im dritten Quartal sank das private Haushaltsvermögen in den USA um 2,81 Billionen USD auf 56,5 Billionen USD (niedrigstes Niveau seit 4. Quartal 2006) bedingt durch Preisrückgänge bei Immobilien und die Baisse am Aktienmarkt. Damit stellte sich der stärkste Rückgang seit 1952, dem Beginn dieser Datenreihe, ein (Quelle: Federal Reserve’s Flow of Funds Report).

Diese Zahlen belegen noch einmal eindringlich die massive Belastung der privaten Haushalte. Derzeit wird von vielen Seiten argumentiert, dass sich die USA schneller aus der Krise befreien werden als beispielsweise Europa.

Wir haben grundsätzlich nichts gegen Wunschdenken im privaten Umfeld, es ist aber keine Übung, die uns an Finanzmärkten, in der Wirtschaft und in der Realität weiterbringt. Im Gegenteil war und ist Wunschdenken einiger Eliten der Finanzbranche eine Facette der Ursachen der aktuellen Krise. Das gestrige Zinssenkungspotpourri darf als Beleg des Bewusstseins über das Ausmaß der globalen Finanzkrise mit der nachgelagerten Konjunkturentschleunigung interpretiert werden. Der Begriff "historisch" findet derzeitig häufiger Verwendung:
  • Die Schweizer Nationalbank SNB hat den Leitzins bei der gestrigen Sitzung deutlich um
    0,50% auf 0,50% gesenkt.

  • Korea hat den Leitzins gestern den Leitzins für den Markt überraschend von zuvor 4,00% auf 3,00% und damit auf das tiefste Niveau in der Historie der Zentralbank zurückgenommen.

  • Die Zentralbank Taiwans hat gestern die größte Zinssenkung seit 26 Jahren um 75 Basispunkte von 2,75% auf 2,00% veranlasst.

Wenden wir uns den gestrigen US-Veröffentlichungen zu, die allesamt nicht geeignet waren, unter dem Gesichtspunkt GMV (Gesunden-Menschen-Verstand = häufig vernachlässigte Disziplin in Finanzkreisen) Anreize für den Erwerb von USD zu liefern:

  • Die Arbeitslosenerstanträge legten in der Berichtswoche per 6.12. unerwartet von revidiert 515.000 (zuvor 509.000) auf 573.000 (Prognose 525.000) zu. Damit wurde der höchste Wert seit 26 Jahren, also seit 1982, in dieser Datenreihe markiert.

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  • Die Importpreise sanken per November im Monatsvergleich um 6,7% (Prognose -4,90%) nach zuvor -5,4% (revidiert von -4,7%). Im Jahresvergleich ergab sich damit ein Rückgang um 4,4% nach noch +5,7% im Vormonat und +21,4% per Juli 2008. Entsprechend stellt sich nun in diesem Feld der Preismessung Deflation ein.

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  • Das US-Handelsbilanzdefizit nahm nicht wie erwartet ab, sondern legte per Oktober von zuvor 56,6 Mrd. USD auf 57,2 Mrd. USD zu. Die Prognose war bei -53,5 Mrd. USD angesiedelt. Hintergründe des Anstiegs sind wesentlich erhöhte Energieimportmengen als auch der Streik bei Boeing. Entsprechend bleibt es bei der These, dass sich leichte strukturelle Verbesserungen in der Defizitstruktur ergeben. Exporte sanken im Monatsvergleich um 2,2% und Importe gingen um 1,3% zurück.


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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Einzelhandelsumsätze und Verbrauchervertrauen haben heute eine hervorgehobene Bedeutung.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das unverändert den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2720 -50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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