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China löst Korrektur bei den Rohstoffpreisen aus

13.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist im Zuge allgemein schwächerer Rohstoffmärkte unter Druck geraten, wobei die nach Börsenschluss veröffentlichten API-Daten den Preis am Morgen unter die Marke von 80 USD je Barrel gedrückt haben. Demnach sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 1,2 Mio. Barrel gestiegen.

Bei Benzin gab es sogar einen Lageraufbau von 6,8 Mio. Barrel. Die Destillatevorräte stiegen trotz des kalten Wetters und des daraus resultierenden höheren Bedarfs an Heizöl um 3,6 Mio. Barrel. Heute werden die Lagerdaten vom US-Energieministerium veröffentlicht, wo ebenfalls mit einem Anstieg der Rohöl- und Benzinvorräte gerechnet wird, während die Destillatebestände zurückgegangen sein sollen (siehe Tabelle). Diese Zahlen belegen eindrucksvoll, dass in den USA keine Angebotsknappheit an Öl und Ölprodukten besteht und das kalte Wetter lediglich ein vorgeschobenes Argument für den jüngsten Preisanstieg gewesen ist.

Für die kommenden Tage sind in den USA mildere Temperaturen angesagt, so dass die Unterstützung von dieser Seite ebenfalls nachlassen dürfte. Das US-Energieministerium hat gestern als erste der großen Institutionen seine neuen Nachfrageprognosen veröffentlicht. Die weltweite Ölnachfrage soll in diesem Jahr um 1,08 Mio. Barrel pro Tag steigen, was einer Abwärtsrevision um 20 Tsd. Barrel pro Tag entspricht. Für das kommende Jahr erwartet man einen Anstieg um 1,47 Mio. Barrel pro Tag. Während der Nachfrageanstieg in diesem Jahr vor allem von den Schwellenländern getragen wird, soll sich im kommenden Jahr auch die Nachfrage in den Industrieländern beleben.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert heute Morgen knapp unter 1.130 USD je Feinunze, nachdem er gestern um 2% nachgegeben hat. Zu diesem Rückgang trug vor allem die Erhöhung der Mindestreserven für Banken in China bei, wodurch die Rohstoffpreise insgesamt unter Druck gerieten. Ein im späten Handel etwas festerer US-Dollar wirkte sich ebenfalls belastend aus. Erneut sind gestern aus dem SPDR Gold Trust 3,7 Tonnen Gold abgeflossen. Seit Jahresbeginn sind die Goldbestände des weltgrößten Gold-ETF somit bereits um knapp 18 Tonnen zurückgegangen. Angesichts dieser Entwicklung konnte sich der Goldpreis bis zuletzt gut behaupten.

Wir sehen das Risiko einer fortgesetzten Preiskorrektur, sollten sich nun auch die spekulativen Anleger von ihren Longpositionen trennen. Das Abwärtspotenzial bei Gold dürfte aufgrund der dann anziehenden physischen Nachfrage allerdings begrenzt sein, wie die aktuellen Daten zu den indischen Goldimporten zeigen. Zwar hat Indien im vergangenen Jahr nach Angaben der Bombay Bullion Association lediglich 343 Tonnen Gold importiert und damit 18% weniger als im Jahr zuvor. Im Dezember sind die indischen Goldimporte aber auf 34 Tonnen gestiegen. Dazu dürfte der im vergangenen Monat kräftig gesunkene Goldpreis beigetragen haben, welcher vom Anfang Dezember verzeichneten Allzeithoch im Monatsverlauf um mehr als 100 US-Dollar nachgab.


Industriemetalle

Die Stimmung bei den Industriemetallen hat sich in den letzten Tagen eingetrübt. Der Metallindex der Londoner Metallbörse LME hat innerhalb einer Woche über 4% verloren und dürfte unseres Erachtens letzte Woche sein mittelfristiges Hoch markiert haben. Nachdem der strategische Allokationsprozess zum Jahreswechsel dem Ende zugeht, rücken die relativ schwachen fundamentalen Rahmendaten wieder in den Fokus der Marktteilnehmer.

Zu der gegenwärtigen Korrektur bei Metallen trägt die laufende Umgewichtung der Rohstoffindizes bei, wobei die meisten Metalle an Gewichtung verlieren. Außerdem wurde die Stimmung gestern zusätzlich durch die Ankündigung Chinas belastet, die Mindestreserveanforderung seiner Banken zu erhöhen. Der jüngste Preisverfall dürfte auch die Leerverkäufer anziehen, die sich zuletzt wegen der starken positiven Preisdynamik eher zurückgehalten haben. Wir rechnen mit einer Fortsetzung oder gar einer Beschleunigung der gegenwärtigen Korrektur.

Die Anzahl der gekündigten LME-Lagerscheine (s.g. cancelled warrants) für Aluminium ist in den letzten Tagen auf fast 245.000 Tonnen in die Höhe geschnellt. Dies entspricht gut 5% der gesamten LME-Lagerbestände und damit mehr als bei den anderen Industriemetallen. Die gekündigten Lagerscheine zeigen die künftigen Lagerabgänge an, wobei dies oft als Indiz einer steigenden Nachfrage angesehen wird. Ihr Anstieg stützt oft den Aluminiumpreis (siehe Grafik des Tages). Zusätzliche Unterstützung erhält Aluminium durch gestiegene Energiekosten.

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Agrarrohstoffe:

Die US-Getreidepreise sind nach der Veröffentlichung der neuen Ernteschätzungen durch das US-Landwirtschaftsministerium massiv unter Druck geraten. Der Maispreis verzeichnete dabei den für einen Handelstag maximal möglichen Verlust von 30 US-Cents, was einem Rückgang um 7% entsprach. Entgegen vorheriger Erwartungen wurde die Prognose für die US-Maisernte auf den Rekordwert von 13,151 Mrd. Scheffel nach oben revidiert.

Allerdings gab das USDA bekannt, im März eine weitere Schätzung zu veröffentlichen, in welcher die Auswirkungen der verspäteten Ernte berücksichtigt sind. Die gestrige Schätzung beruhte auf einer Erhebung, welche Ende November/Anfang Dezember durchgeführt wurde. Damals waren noch 20% der Maispflanzen ungeerntet auf den Feldern. Von daher ist mit Ernteausfällen zu rechnen, die in der aktuellen Schätzung noch nicht ausreichend berücksichtigt sein dürften.

Der Weizenpreis gab ebenfalls um 6% nach. Dabei belastete die stärker als erwartet ausgefallene Aufwärtsrevision der zum Ende des Erntejahres erwarteten US-Lagerbestände um 76 Mio. auf 976 Mio. Scheffel, den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren Allerdings ist die Anbaufläche für Winterweizen in den USA in diesem Jahr um 14% auf 37,1 Mio. Morgen zurückgegangen. Dies dürfte sich im kommenden Erntejahr in einer niedrigeren Weizenernte niederschlagen und somit die Preise langfristig unterstützen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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