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Importe Chinas und USD verleihen Rohstoffen neue Kraft

12.04.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Unterstützt vom schwachen US-Dollar und den freundlichen Aktienmärkten kann der WTI-Ölpreis zulegen und steigt heute Morgen wieder über 85 USD je Barrel. Dennoch fällt der Anstieg mit 0,5% angesichts des positiven Umfeldes sehr moderat aus. Gemäß vorläufigen Daten der chinesischen Zollbehörde hat China im März 21,1 Mio. Tonnen bzw. 4,98 Mio. Barrel Öl pro Tag importiert, ein Anstieg von 29% ggü. Vorjahr. Die Netto-Importe lagen mit 20,8 Mio. Tonnen nur geringfügig unter dem im Dezember verzeichneten Rekordniveau. Dies unterstreicht zum einen, dass das Nachfragewachstum weiterhin vor allem aus China kommt.

Zum anderen dürfte dies die OPEC veranlassen, weiter über ihrer Förderquote zu produzieren. Auch haben die Finanzinvestoren in der Woche zum 6. April ihre Netto-Long-Positionen bei Öl die dritte Woche in Folge um 10% bzw. 17,3 Tsd. auf 186,7 Tsd. Kontrakte auf ein neues Rekordniveau ausgebaut. Gleichzeitig wurden auch die Netto-Short-Positionen bei Gas wieder ausgeweitet, wodurch einmal mehr verdeutlicht wird, dass die Handelsstrategie "long Öl / short Gas" nach wie vor in hohem Maße verfolgt wird. Auch wenn das positive Preismomentum bei Rohöl und Ölprodukten weiter stark bleibt, schätzen wir die Gefahr einer starken Korrektur als hoch ein, sollte der massive Überhang der spekulativen Longs am Markt abgebaut werden.


Edelmetalle

Der Goldpreis legt im Zuge eines schwachen US-Dollar zum Start der neuen Handelswoche zu und erreicht mit 1.170 USD je Feinunze zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Anfang Dezember. Das gestern von der Eurogruppe beschlossene Rettungspaket für Griechenland verhilft dem Euro zu einem Höhenflug und unterstützt damit indirekt den Goldpreis. Dies sollte für Gold weitere positive Effekte haben: Die fiskalischen Probleme Griechenlands wird diese Maßnahme zwar nicht lösen, weitere "Schuldenmache" ist jedoch gut für die Alternativwährung Gold. Außerdem zieht der Ausbruch des Goldpreises aus seiner mehrere Monate gültigen Handelsspanne weitere Investoren in den Goldmarkt an.

Der größte börsennotierte Goldfonds, SPDR Gold Trust, vermeldete auch am Freitag leichte Zuflüsse und erreicht mit einem Bestand von nunmehr 1.141 Tonnen abermals ein neues Rekordniveau. Darüber hinaus haben die spekulativen Finanzinvestoren ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 6. April deutlich ausgebaut. Diese stiegen um 28 Tsd. Kontrakte bzw. fast 20% auf 175 Tsd. Kontrakte und damit den höchsten Stand seit vier Wochen. Zwar bleibt das Umfeld für Gold positiv, spätestens im Sommer erwarten wir jedoch eine starke Preiskorrektur.

Auch bei Silber zeigen sich die Finanzinvestoren weiter sehr optimistisch. Hier wurden die Netto-Long-Positionen die dritte Woche in Folge um 22% auf über 30 Tsd. Kontrakte erhöht. Dies stellt zugleich das höchste Niveau seit Mitte Januar dar. Der Silberpreis legt daraufhin auf 18,6 USD je Feinunze auf ein 3-Monatshoch zu.


Industriemetalle

Die Industriemetalle starten freundlich in die neue Handelswoche. Neben dem schwachen US-Dollar sind es abermals die Finanzinvestoren, die die Preise hoch halten. Die Anleger haben in der Woche zum 6. April ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer an der COMEX weiter um 1,5 Tsd. auf 29,8 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Dies stellt zugleich den zweithöchsten Wert dieser Datenreihe dar, nur noch wenige Kontrakte unter dem Ende Januar verzeichneten Allzeithoch. Daneben zeigt die Importstatistik Chinas, dass der Rohstoffhunger des Landes nicht nachlässt. Gemäß vorläufigen Angaben der chinesischen Zollbehörde summierten sich die Kupferimporte im März auf 456 Tsd. Tonnen, 41% mehr als im Vormonat und 22% mehr als im Vorjahr.

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Die Aluminiumimporte stiegen im Monatsvergleich um 48% auf 95 Tsd. Tonnen. Gegenüber Vorjahr entspricht dies jedoch einem Rückgang von 35%. Der Kupferpreis stieg im Zuge dessen zwischenzeitlich wieder über die Marke von 8.000 USD je Tonne. Aluminium markiert bei über 2.400 USD den höchsten Stand seit Ende September 2008. Zwar bleibt das Preismomentum für die Metalle noch positiv, die heutigen Preisanstiege sind jedoch angesichts der sehr positiven Stimmung und der zahlreichen Unterstützungsfaktoren eher enttäuschend. Dies unterstützt unsere Meinung, dass die meisten positiven Nachrichten bei Metallen bereits eskomptiert sind und die großen Ausschläge und Risiken eher auf der negativen Seite liegen.


Agrarrohstoffe

Die am Freitag veröffentlichten Angebots- und Nachfrageschätzungen des USDA brachten keine großen Überraschungen. Zwar wurde für Weizen die Schätzung für den Lagerbestand zum Ende des Wirtschaftsjahres erstmals leicht um 1 Mio. Tonnen nach unten korrigiert, nachdem sie seit letztem Sommer stets angehoben worden war. Insbesondere folgte das aus einer Rücknahme der US-Zahlen. Doch ändert dies nichts an der hohen weltweiten Verfügbarkeit des Getreides auch über das Jahr 2009/10 hinaus.

Für Mais dagegen wurde die Schätzung für den Endbestand um 4 Mio. Tonnen angehoben, nachdem das Defizit am Markt v.a. aufgrund nochmals um 2 Mio. Tonnen höher geschätzter Produktion und leicht nach unten angepasster Nachfrage geringer ausfallen soll. Während die Produktionsschätzung für Argentinien mit 21 Mio. Tonnen gleich blieb, wurde die brasilianische Ernte um 2,5 Mio. Tonnen auf 53,5 Mio. Tonnen erhöht.

Auch bei Sojabohnen wurde die Produktion Argentiniens und Brasiliens etwas angehoben. Dies stützt die Skepsis der spekulativen Finanzanleger für die weitere Preisentwicklung, die in den CFTC-Daten zum Ausdruck kommt: Bei Sojabohnen haben sich die Netto-Long-Positionen der Spekulanten ggü. den beiden Vorwochen deutlich reduziert, und bei Weizen setzten netto nochmals mehr Anleger auf einen Preisrückgang. Das gilt auch für Mais, bei dem die Netto-Short-Positionen massiv um etwa 25.000 Kontrakte zunahmen, nachdem sie zuvor erstmals seit gut einem Jahr leicht ins Negative gedreht hatten.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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