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Euro erneut unter Druck - Marktpsychologie bleibt für Euro negativ!

12.05.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.2625 (07.30 Uhr), nachdem im frühen europäischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2608 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 92.55. EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 116.80, während EUR-CHF bei 1.4045 oszilliert.

Der nachfolgende Teil zur Marktpsychologie darf von der Presse als Kommentar verwendet werden, vielmehr noch, es ist sogar erwünscht!

Aktien erholen sich, Rohstoffpreise erholen sich, Risikoaufschläge der Südeuropäer engen sich ein, wie der beigefügte Chart belegt (Griechenland=grün, Portugal=rot, Spanien=schwarz, Türkei=ocker), nur der Euro bleibt unter Druck.

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Für diesen Druck ist die Marktpsychologie wesentlich verantwortlich. Die Gespräche, die ich mit Kollegen führe, liefern dafür immer wieder hervorstechende Belege.

Man kapriziert sich solitär auf negative Aspekte in der Eurozone. Die Probleme, der USA oder Großbritanniens spielen in der Vorstellungswelt diese Protagonisten keine Hauptrolle.

Man blendet die Restrukturierungsmaßnahmen, die innerhalb der Gruppe der Industrienationen solitär nur in der Eurozone vollzogen werden, aus oder man behauptet in vollkommen unwissenschaftlicher Manier, daß sich die betroffenen Länder sowieso nicht daran halten würden, obwohl latente Kontrollen durch IWF und EU-Kommission vollzogen werden. So etwas darf als Realitätsverweigerung bezeichnet werden!

Damit spielen diese Meinungsführer aus Europa den aggressiven und mit hoher Finanzpotenz ausgestatteten Spekulanten, die sich maßgeblich aus London und NY heraus rekrutieren und die kein Interesse an sauberer Diskontierung der aktuellen Fundamentaldaten haben noch Loyalität gegenüber Politik und Gesellschaft kennen, in die Hände. "Chapeau"!

  • Für diese Protagonisten der Analyse- und Volkswirtzunft gibt es offensichtlich keine Lernkurven aus den Angriffen im letzten Jahr gegen Osteuropa und Wien, die darin gipfelten, daß sich "Ratingagenturen" bei Österreich entschuldigen mußten und ein USNobelpreisträger in dem Feld Ökonomie als Kolumnist der NY Times zum Propagandisten mutierte !

  • Es gibt keine Lernkurven aus der EWS-Krise 1992 als der US-Investmentbanksektor mit seinen Londoner Filialen strategisch und kartellrechtlich anfechtbar das EWS zerlegte!

Die durch die Spekulation maßgeblich forcierte Extremsituation wird sportlich nach vorne extrapoliert. Analysten tun gut daran, zu unterscheiden, was eine Normalsituation und was eine Extremsituation ist.

Die Fortschreibung von Extremsituationen, die in ihrer Natur grundsätzlich kurzfristiger Natur sind, führt regelmäßig zu Fehlprognosen!

Diese Übungen wurden letztes Jahr übrigens auch bei den deutschen Arbeitsmarktdaten (Prognose 5 Mio. Arbeitslose - aktuell 3.283.000 nahe dem Tiefststand seit 1993) oder den Verlusten durch die globale Finanzkrise (Roubini/Nividi im Januar 2009 mit Prognosen von 4.500 - 5.000 Mrd. USD - aktuell circa 1.750 Mrd.) vollzogen.

Wie Sie sich voraussichtlich erinnern können, hat sich die Medienwelt an dieser aus heutiger Sicht Fehlprognosen delektiert und die sachlichen Einschätzungen anderer Profis zu größten Teilen ignoriert. Damit hat die Medienwelt unter psychologischen Aspekten nicht unerheblich zu einer Verstärkung der Krise beigetragen!

Wir haben uns in Bremen derartigen Prognosen deutlich entgegengestellt. Wir halten seit Ende 2008 daran fest, daß das Ausfallvolumen bei maximal 2.000 - 2.200 Mrd. USD liegen wird und wir haben uns an den marktschreierischen Arbeitsmarktprognosen nicht beteiligt, sondern sind von einem deutlich weniger dramatischen Pfad ausgegangen.

Die Leser des Forex Reports können das umfänglich überprüfen.

Auch jetzt gilt es, sich denjenigen zu widersetzen, die bereit sind für einen kurzfristigen Profit, Sachlichkeit auszublenden und damit ökonomischen und gesellschaftspolitischen Schaden zu forcieren.

Wenden wir uns kurz und bündig der gestrigen Veröffentlichung der Entwicklung der USLagerbestände im Großhandel per Berichtsmonat März zu.

Die Lagerbestände nahmen um 0,4% nach zuvor +0,6% zu. Die Prognose per März lag bei +0,5%. Der Absatz legte um 2,4% zu. Der Vormonatswert wurde von +0,8% auf +1,2% revidiert. Mithin ergibt sich insbesondere bei dem Absatz eine fulminante Entwicklung, die zur Folge hat, daß das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz von zuvor 1,16 auf 1,13 Monatsumsätze sank. In der Spitze der Krise lag dieser Wert bei 1,34 Monatsumsätzen.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, daß der Lagerzyklus voraussichtlich weitere positive konjunkturelle Impulse setzen wird. Das gilt nicht nur für die USA. Es ist vielmehr ein internationales Phänomen, das eine verstärkte Fortsetzung des Aufschwungs impliziert.

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Bezüglich der heute anstehenden Defizitdaten (siehe unten) aus den USA dürfen wir uns voraussichtlich an weiterer asymmetrischer Wahrnehmung erfreuen. Unsere Profis, die derzeit den Takt vorgeben, übersehen halt gerne die Elefanten im Porzellanladen ….

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der bisherigen Tiefstkurse bei 1.2520 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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