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Griechen kommen zur Besinnung - G-8 Treffen im Camp David im Fokus

18.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43Uhr) bei 1.2665, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im frühen europäischen Handel bei 1.2656 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.35, während EUR-CHF bei 1.2012 oszilliert.

Der Druck auf Griechenland zeigt Wirkung. Der IWF verweigert sich Gesprächen bis nach den Wahlen am 17. Juni. Fitch reagiert. Die Ratingagentur Fitch hat die langfristige Bonität Griechenlands von bisher B- auf CCC herabgestuft. Hintergrund ist das Risiko eines Austritts Griechenlands aus der Währungsunion mit der Folge massiver Konkurse und der Unfähigkeit fällige Bonds zu honorieren.

Den Griechen wird klar, dass emotionale Protestwahlen und naive Bockigkeit gepaart mit levantinischer Hybris gegenüber der Hand, die sie vor dem totalen Verfall schützt, nicht Ziel führend sind. 80% der Bevölkerung wollen den Euro. 80% sind beschäftigt. Es käme dem Selbstmord aus Angst vor dem Tode gleich, wenn sich diese 80% gegen die Eurozone und gegen die Hilfen entschieden.

Laut der gestrigen Meinungsumfrage, der nach der Entscheidung für Neuwahlen besondere Bedeutung zukommt, ergibt sich folgendes Bild in Griechenland:

  • Nea Demokratia: 23,1% = stärkste Kraft mit zusätzlich 50 Mandaten
  • Syriza: 21,0%
  • PASOK: 13,2%
  • Independent Greeks: 7,2%

… ND und PASOK hätten eine solide Mehrheit der Mandate bei einem Stimmenanteil von 36,3%. Damit wäre grundsätzlich der Weg für weitere Hilfen frei und das die Finanzmärkte derzeit in Atem haltende und belastende Thema wäre zunächst weitgehend entkernt. Es ist verfrüht wegen einer Umfrage in Euphorie auszubrechen. Wir verweisen darauf, dass wir bezüglich der Neuwahlen deutlich gemacht haben, dass nach einer "emotionalen“ Protestwahl eine "rationale“ Protestwahl folgen wird. Die Anzeichen dafür verstärken sich.

Das am Wochenende stattfindende G-8 Treffen in Camp David wirft seine Schatten voraus. Präsident Obama und Herr Geithner erwarten von der Eurozone verstärkte Wachstumspolitik. Geithner geht sogar so weit, dass er heftige Lohnsteigerungen in Deutschland forciert sehen will, um damit mehr europäisches Gleichgewicht zu forcieren und Wachstum zu stärken. Europa bereitet sich darauf vor. Merkel, Hollande, Cameron und Monti stimmen vor dem G-8 Gipfel überein, dass es keinen Widerspruch zwischen Konsolidierungs- und Wachstumspolitik gäbe.

Schauen wir nach vorn: Europa wird verstärkte Wachstumspolitik forcieren. Die deutsche Position ist vollständig isoliert. Man wird der deutschen Delegation klarmachen, dass ein Land, das maßgeblich vom Export profitiert nicht seine Handelspartner mit Hybris behandeln sollte. So etwas könnte sehr, sehr teuer sein.

Die Daten, die uns aus der Weltwirtschaft und aus Deutschland (0,5% Wachstum!) erreichen sind auf makroökonomischer Ebene sehr positiv und unterstützen unsere Prognosen für das Gesamtjahr 2012.

Das Weltwirtschaftsklima hat sich im zweiten Quartal 2012 deutlich aufgehellt. Das Barometer des IFO-Instituts verzeichnete eine Zunahme um 12,6 auf nun 95,0 Punkte. Der Index liegt damit nur noch knapp unter seinem langfristigen Durchschnitt. In der Umfrage werden 1.100 Experten aus 121 Ländern befragt.

Das japanische BIP per 1. Quartal 2012 setzte unerwartet mit einem Anstieg um 1,0% im Quartalsvergleich (Prognose 0,5%) und 4,1% in der annualisierten Fassung positive Akzente. In dem Moment, in dem das systemische Risiko ausgehend von Griechenland durch Neuwahlen in wesentlichen Teilen wegfällt, ergibt sich für die Weltwirtschaft dank einer untersättigten Zyklik (Lager und Investition) das Potential einer deutlich erhöhten Dynamik.

Aus den USA erreichten uns in den letzten beiden Tagen Daten, die ambivalent ausfielen:

  • Neubaubeginne legten in der annualisierten Fassung per April um 2,6% von zuvor 699.000 (revidiert von 654.000) auf 717.000 zu (Prognose 683.000).

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  • Die Industrieproduktion nahm per April im Monatsvergleich um 1,1% zu. Die Prognose lag bei 0,6%. Da der Vormonat März von 0,0% auf -0,6% deutlich nach unten revidiert wurde, ist das positive Ergebnis weniger aussagekräftig. Der Trend ermutigt jedoch.

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  • Die US-Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 12.5. auf 370.000 nach zuvor 367.000.

  • Der "Bloomberg Consumer Comfort Index“ sank in der Berichtswoche per 13.5. von zuvor -40,4 auf -43,6 Punkte. Damit kam es zum vierten Rückgang in Folge.

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  • Der Philadelphia Fed Survey brach unerwartet per Mai von zuvor 8,5 auf -5,8 Punkte ein. Analysten hatten einen Anstieg auf 10,0 erwartet.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2600 -1.3100 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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