Euro in bekanntem Fahrwasser - Wird Chinas Rolle bezüglich Europa unterschätzt?
05.01.2011 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3275 (07.30 Uhr), nachdem gestern im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3433 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 108.90, während EUR-CHF bei 1.2605 oszilliert.
Der Euro scheiterte gegenüber dem USD gestern bei 1.3433 und korrigierte die zuvor erzielten Terraingewinne. Auch gegenüber JPY und CHF gingen große Teile der Gewinne wieder verloren. Damit bewegt sich der Euro weiter in bekanntem Fahrwasser.
Chinas Vizepremier Li Keqiang betonte das chinesische Vertrauen in spanische Rententitel. China habe seine Investments in Spanien verstärkt. Man werde die Käufe fortsetzen.
Diese Meldung, die mancher als Randnotiz wahrnehmen mag, ist ein weiteres elementares Puzzleteil, das für die Eurozone von großem Belang ist. China stellt sich als belastbarer Partner Europas auf. Damit unterscheidet sich China erheblich von unseren "Freunden" in London und New York und manchen Kollegen in Frankfurt.
Fraglos ist das Engagement Chinas nicht uneigennützig. China baut seine Positionen zu Ausverkaufspreisen auf.
Die Handlungsweisen Chinas unterscheiden sich damit diametral von den Aktionen und Statements, die uns aus den Finanzzentren NY und London begleiten. Gerade gestern hat ein Vertreter von Pimco (Herr Bosomworth wurde hier bereits vor Wochen thematisiert, SZ) sein Misstrauen gegenüber den aktuellen Reformländern in der deutschen Presse laut und breit dargelegt. Warum findet China sich an der Seite Europas? Europa ist heute für China als Exportmarkt bedeutender als die USA. Europa reformiert sich. Damit schafft Europa Zukunftsfähigkeit. Die USA verweigern sich an genau dieser Stelle.
China beweist mit der aktuellen Ausformung der Politik, dass man dort verstanden hat, daß Wirtschaft Marathon ist. Nachhaltigkeitsziele werden verfolgt, ob es der Aufkauf von Agrarflächen in Südamerika und Afrika oder die Sicherung weiterer Rohstoffressourcen ist. Die Europapolitik ist in diesem Feld ein weiterer Baustein.
Unsere Freunde in Washington; NY und London, die es in den letzten 20 Jahren ohne veritablen Widerstand aus Kontinentaleuropa vermochten, über Setzung der Bilanzierungsstandards unser Denken (mit wenigen Ausnahmen), unsere Wirtschaft und die Unternehmen auf Sprint zu trimmen, obwohl der Anspruch der Wirtschaft Marathon ist, sind gut beraten, sich ein Beispiel an China zu nehmen. Dann klappt das auch mit der Wahrnehmung der Chancen einer Krise. "Food for thought!"
Der scharfe Wintereinbruch hat den deutschen Arbeitsmarkt unwesentlich belastet. Per Dezember nahm die Arbeitslosenzahl um 3.000 in der saisonal bereinigten Fassung zu. Analysten hatten einen Rückgang um 10.000 erwartet. Die Arbeitsloseenquote verharrte bei 7,5%. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass diese Veränderung als unspektakulär eingewertet werden sollte.
Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone per Dezember lieferte mit einem Wert von +2,2% (Prognose 2,0% nach 1,9%) das höchste Niveau seit dem Oktober 2008. Mit dem aktuellen Wert ist die Zielzone der EZB überschritten. Innerhalb von 18 Monaten ergab sich eine Veränderung von -0,6% auf +2,2% in Höhe von 2,8%. Diese Veränderung in diesem Zeitverlauf darf durchaus als markant klassifiziert werden.
Positive Akzente setzten die Auftragseingänge der US-Industrie per November. Hier kam es zu einer unerwarteten Zunahme um 0,7% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 0,1%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -0,9% auf -0,7% revidiert.
Diese Daten passen in das Bild einer globalen Belebung der Wirtschaft, an der die Vereinigten Staaten mit ihrem produzierenden Gewerbe teilhaben.
Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Der Euro scheiterte gegenüber dem USD gestern bei 1.3433 und korrigierte die zuvor erzielten Terraingewinne. Auch gegenüber JPY und CHF gingen große Teile der Gewinne wieder verloren. Damit bewegt sich der Euro weiter in bekanntem Fahrwasser.
Chinas Vizepremier Li Keqiang betonte das chinesische Vertrauen in spanische Rententitel. China habe seine Investments in Spanien verstärkt. Man werde die Käufe fortsetzen.
Diese Meldung, die mancher als Randnotiz wahrnehmen mag, ist ein weiteres elementares Puzzleteil, das für die Eurozone von großem Belang ist. China stellt sich als belastbarer Partner Europas auf. Damit unterscheidet sich China erheblich von unseren "Freunden" in London und New York und manchen Kollegen in Frankfurt.
Fraglos ist das Engagement Chinas nicht uneigennützig. China baut seine Positionen zu Ausverkaufspreisen auf.
- Das war so im Jahr 2009, als China Russland und damit Osteuropa, Österreich und der Eurozone durch einen Energiegeschäft mit Russland und einer Vorauszahlung zur Hilfe kam und die aus London und NY generierte Spekulation gegen Osteuropa und dann auch die Eurozone neutralisierte.
- Es war 2010 die Investitionsbereitschaft in Griechenland, wo Häfen aufgekauft wurden. Griechenland wird zum maßgeblichen Umschlagsplatz für Chinas Importe und Exporte im Mittelmeerraum. China kaufte und kauft griechische Bonds.
- China unterstützt Portugal am Bondmarkt und auch Spanien.
Die Handlungsweisen Chinas unterscheiden sich damit diametral von den Aktionen und Statements, die uns aus den Finanzzentren NY und London begleiten. Gerade gestern hat ein Vertreter von Pimco (Herr Bosomworth wurde hier bereits vor Wochen thematisiert, SZ) sein Misstrauen gegenüber den aktuellen Reformländern in der deutschen Presse laut und breit dargelegt. Warum findet China sich an der Seite Europas? Europa ist heute für China als Exportmarkt bedeutender als die USA. Europa reformiert sich. Damit schafft Europa Zukunftsfähigkeit. Die USA verweigern sich an genau dieser Stelle.
China beweist mit der aktuellen Ausformung der Politik, dass man dort verstanden hat, daß Wirtschaft Marathon ist. Nachhaltigkeitsziele werden verfolgt, ob es der Aufkauf von Agrarflächen in Südamerika und Afrika oder die Sicherung weiterer Rohstoffressourcen ist. Die Europapolitik ist in diesem Feld ein weiterer Baustein.
Unsere Freunde in Washington; NY und London, die es in den letzten 20 Jahren ohne veritablen Widerstand aus Kontinentaleuropa vermochten, über Setzung der Bilanzierungsstandards unser Denken (mit wenigen Ausnahmen), unsere Wirtschaft und die Unternehmen auf Sprint zu trimmen, obwohl der Anspruch der Wirtschaft Marathon ist, sind gut beraten, sich ein Beispiel an China zu nehmen. Dann klappt das auch mit der Wahrnehmung der Chancen einer Krise. "Food for thought!"
Der scharfe Wintereinbruch hat den deutschen Arbeitsmarkt unwesentlich belastet. Per Dezember nahm die Arbeitslosenzahl um 3.000 in der saisonal bereinigten Fassung zu. Analysten hatten einen Rückgang um 10.000 erwartet. Die Arbeitsloseenquote verharrte bei 7,5%. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass diese Veränderung als unspektakulär eingewertet werden sollte.
Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone per Dezember lieferte mit einem Wert von +2,2% (Prognose 2,0% nach 1,9%) das höchste Niveau seit dem Oktober 2008. Mit dem aktuellen Wert ist die Zielzone der EZB überschritten. Innerhalb von 18 Monaten ergab sich eine Veränderung von -0,6% auf +2,2% in Höhe von 2,8%. Diese Veränderung in diesem Zeitverlauf darf durchaus als markant klassifiziert werden.
Positive Akzente setzten die Auftragseingänge der US-Industrie per November. Hier kam es zu einer unerwarteten Zunahme um 0,7% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 0,1%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -0,9% auf -0,7% revidiert.
Diese Daten passen in das Bild einer globalen Belebung der Wirtschaft, an der die Vereinigten Staaten mit ihrem produzierenden Gewerbe teilhaben.
Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.