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2016: Überraschungen & Szenarien

26.01.2016  |  John Mauldin
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Die Konsequenz dessen ist, dass eine Handvoll einflussreicher Regierungen ihren eigenen Weg geht. Aus diesem Grund erscheinen auch internationale Institutionen wie die UN und der IWF so handlungsunfähig. Bis zu einem gewissen Grad sind sie das tatsächlich. Wenn sie ihre koordinierende Rolle nicht wahrnehmen können, werden zahlreiche Konflikte ernstere Probleme verursachen, als in der Vergangenheit.

Übrigens ist das nur der Punkt auf Ians Liste. Er listet neun weitere Faktoren auf, die unterschiedlich schwer wiegen. Es gibt jedoch auch Positives zu berichten: Ian entlarvt zwei wohlbekannte Gefahren als "falsche Fährten." Trotz all des Aufhebens und all der großspurigen Äußerungen seitens Donald Trumps werden der Kongress und die Gerichte die Durchsetzung seiner radikaleren Ideen verhindern, selbst wenn er ins Weiße Haus einziehen sollte. Die Wahl wird in den Medien hohe Wellen schlagen, letztlich aber wenig Substanz haben. (Der Präsident hat dank der Gründerväter der Vereinigten Staaten weniger Macht, als Sie vielleicht glauben.)

Der zweite "falsche Alarm" betrifft Ian zufolge die Wirtschaftslage Chinas. Er ist der Ansicht, dass die Regierung unter Xi Jinping durchaus in der Lage ist, einen ruhigen Ablauf der Übergangsphase zu gewährleisten und die soziale Ordnung aufrechtzuerhalten. Das Land muss einige Herausforderungen bewältigen, aber die gefürchtete "harte Landung" wird Ian zufolge nicht kommen - zumindest nicht 2016.


Lewitt: Der Große Zusammenbruch

Michael Lewitts Newsletter, "The Credit Stretegist", steht immer auf meiner Leseliste. Der Newsletter ist besser geschrieben und regt mehr zum Nachdenken an, als viele andere, und gehört zu den Quellen, die ich regelmäßig lese. Leider sind seine aktuellen Aussichten alles andere als ermutigend. Er ist der Ansicht, dass wir uns am Beginn des Platzens der größten Kreditblase in der Geschichte der Menschheit befinden. Die Situation wird sich zuerst dramatisch verschlechtern, bevor sie wieder besser wird.

In der Ausgabe vom 11. Januar weist Michael darauf hin, dass die meisten Aktienkurse des S&P 500 sich bereits in einem Bärenmarkt befinden und 20% oder mehr unter ihren 52-Wochen-Hochs notieren. Er denkt, dass das optimistische Gerede schlichtweg falsch ist. Und dann kommt eine Breitseite, die ich keinesfalls zusammenfassen kann und deshalb vollständig zitiere:

"Investoren müssen lernen, die Ratsschläge des Establishments zu ignorieren und anfangen, selbst zu denken.

Die gleiche Regierung, die versucht zu dementieren, dass radikale, islamistische Terroristen uns vernichten wollen, erzählt ihren Bürgern auch, dass die US-Wirtschaft stark sei.

Die gleiche chinesische Regierung, die den Iran unterstützt und amerikanische Interessen weltweit aktiv untergräbt, behauptet auch, dass Chinas Wirtschaftswachstum im hohen einstelligen Bereich liegt, während die Energieerzeugung, die Rohstoffpreise und andere Daten ein viel bedrückenderes Bild zeichnen.

Die US-Notenbank Federal Reserve, die eine Spekulationsblase nach der anderen erschafft, während sie Vorhersagen trifft, die den Wetteransager wie Nostradamus wirken lassen, erzählt uns, die US-Wirtschaft wäre so stark, dass sie für 2016 vier weitere Zinserhöhungen plant, obwohl die Rohstoffpreise im Keller sind und noch immer fallen, 96 Mio. Menschen keine Arbeit finden und sie sich selbst kaum dazu durchringen konnte, den Zinssatz nach sieben Jahren um 25 Basispunkte anzuheben.

Jeder, der auch nur ein Wort von dem glaubt, was diese Leute sagen, ist ganz offen gestanden ein Idiot."


Autsch. Das war deutlich. Es ist schwer, dagegen zu argumentieren. Die positive Meinungsmache von Seiten der US-Regierung, der chinesischen Führung und der Federal Reserve hat oft wenig mit der Realität gemein.

Ich denke trotzdem, dass wir einen Mittelweg einschlagen können. Ja, Sie sollten das, was Sie von offizieller Seite zu hören bekommen, nicht für bare Münze nehmen. Es ist nicht notwendigerweise im Interesse der Regierungen, uns die ganze, ungeschminkte Wahrheit zu offenbaren. Von Zeit zu Zeit jedoch sagen sie aus Versehen, was wirklich Sache ist. Wir sollten nach diesen Momenten Ausschau halten und ihnen die gebührende Aufmerksamkeit schenken.

Michael denkt, dass die Fed ihre Zinserhöhung vom Dezember bald rückgängig machen und die nächste Runde der quantitativen Lockerungen ankündigen wird. Mehr QE wird nicht helfen, aber eine bessere Idee haben sie nicht. Lewitts Rat in diesem Szenario ist einfach: Verkaufen Sie alle Ihre Aktien, kaufen Sie Gold und sitzen Sie den Sturm aus.


Kass: Stagflation statt Wachstum

Mein alter Freund Doug Kass ist der Chef von Seabreeze Partners Management und schreibt für RealMoney Pro. Er hat es sich zur Tradition gemacht, 15 mögliche Überraschungen zu identifizieren, die das neue Jahr bereithalten könnte. Die vollständige Liste können Sie hier einsehen. Hier sind einige Auszüge, die ich erwähnenswert finde.


"Überraschung Nr. 1: Der Terrorismus setzt der bereits stockenden Erholung der Weltwirtschaft ein Ende

Ich fürchte, dass wir Anschläge erleben werden, die zeigen, dass der Terrorismus systemisch ist und es sich nicht um isolierte Vorfälle handelt. Es könnte offenkundig werden, dass uns eine neue, aggressive Welle des Terrorismus bevorsteht, die, wie der IS es ausdrückt, darauf abzielt, die Dominanz der westlichen Welt zu beenden.

Sollte diese Sichtweise auf breite Akzeptanz stoßen, hätte das eine signifikante Störung des globalen Marktgeschehens und der Weltwirtschaft zur Folge. Die Aktienkurse von Fluggesellschaften, Hotels und Unternehmen aus der Unterhaltungsindustrie (vor allem in Verbindung mit Vergnügungsparks) würden darunter im kommenden Jahr wahrscheinlich am stärksten leiden."


Das ist durchaus möglich, doch lassen Sie mich dazu eines anmerken: Wenn wir zulassen, dass Terroristen unsere Wirtschaft beeinträchtigen, dann wahrscheinlich deshalb, weil wir uns von unserer Angst steuern lassen.


"Überraschung Nr. 5: Amerika rutscht in eine Rezession ab und die Aktienmärkte brechen ein

Zu hohe Schulden, zu wenig Wachstum, finanzpolitische Bewegungsunfähigkeit, eine optionslose Federal Reserve und begrenzte Investitionsausgaben (die einen negativen Einfluss auf die Produktivität haben) lasten 2016 schwer auf den Aktienkursen. Vetternwirtschaft, geopolitische Instabilität, die weitere Verringerung der Anzahl marktführender Unternehmen und ein weiterer technischer Einbruch wirken sich ebenfalls negativ aus."


Das wäre für mich keine große Überraschung, und zwar genau aus den Gründen, die Doug aufzählt. Eine Rezession ist längst überfällig. Ich denke, es ist wahrscheinlicher, dass sie erst 2017 einsetzt, aber ich gebe zu, dass die Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr auch nicht gerade gering ist. Eine scharfe Korrektur an den Aktienmärkten ist meiner Meinung nach sehr wahrscheinlich, auch wenn es uns gelingt, einen ernsten wirtschaftlichen Abschwung zu vermeiden. Diese Korrektur hat womöglich schon begonnen.



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