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Prognose 2020 für die Märkte & die Wahlen

01.03.2020  |  James Rickards
Nur weil der Amtsenthebungsprozess beendet wurde und es ein Wahljahr ist, bedeutet das nicht, dass der Kongress nicht die Bühne für eine Anti-Trump-Bewegung darstellen wird. Der Kongress wird den Druck auf Trump Tag für Tag beibehalten und die Angriffe werden weitergehen.

Investoren sollten nicht schockiert sein, wenn es zu einem zweiten Amtsenthebungsprozess kommt.

Es gibt keine gesetzliche Obergrenze für die Anzahl der Amtsenthebungsverfahren, die durchgeführt werden können. Das Weiße Haus begann dieses Verfahren gegenüber Trump im Jahr 2019 aufgrund von unsinnigen Behauptungen, die noch nicht einmal Straftaten darstellten. Wenn sie das einmal taten, dann können sie das auch noch einmal tun.

Einige der neuen Anklagen, die sich im Umlauf befinden, umfassen die Frage, ob es legal war, dass Trump die Tötung des Drahtzieher-Terroristen Qasem Soleimani angeordnet hat. Die Tötung war klar legal, da Soleimani gemäß des Authorization for Use of Military Force Act (AUMF) offiziell als "Terrorist" und der Iran als staatlicher Sponsor des Terrorismus deklariert wurde.

Beide Deklarierungen erlaubten es den USA einen Terroristen, der terroristische Anschläge gegen die USA plante, auf ausländischem Boden legal zu töten. Obama hatte dieselbe rechtliche Erklärung verwendet, um hunderte Terroristen in Pakistan, Afghanistan und dem Jemen zu töten.

Dennoch behaupten die Demokraten dies sei ein "Attentat" gewesen, was gemäß des US-amerikanischen Gesetzes illegal ist. Diesen Frühling können Sie weitere Kongressanhörungen sowie mögliche Amtsenthebungsanklagen bezüglich dieses Themas erwarten.

Ein weiterer Zug sind die angeblichen Verstöße gegen die Emolument Clause der US-Konstitution, also die Bestimmung zu Nebeneinkünften für Amtsträger. Dabei solle Trump angeblich davon profitiert haben, wenn ausländische Diplomaten in seinen Hotels übernachtet hätten. Das tut er nicht; Trump leitet etwaige Umsätze an das US-Finanzministerium weiter.

Es kann zudem erwartet werden, dass das Repräsentantenhaus Anhörungen bezüglich der angeblichen "Geldwäsche" seitens Trumps in Verbindung mit Grundstückserschließung in Russland halten wird. Dafür gibt es keine Beweise, doch das wird die Demokraten nicht davon abhalten, diese Anschuldigungen anzustellen.

Trumps Beziehung mit der Deutschen Bank und deren Finanzierung seiner Hotels sowie anderer Immobilien - einschließlich der Identitäten von Drittpartei-Investoren - wird ebenfalls unter Beschuss genommen werden.

Andere Anti-Trump-Bemühungen werden Anhörungen umfassen, um Aussagen vom US-Außenminister Mike Pompeo bezüglich der Tötung von Soleimani sowie eine Aussage vom ehemaligen Sicherheitsberater John Bolton bezüglich der ukrainischen Militärunterstützung zu erhalten, die das erste Amtsenthebungsverfahren auslöste.

Neue Themen bezüglich der Ukraine tauchen ebenfalls in Verbindung mit dem gemeldeten, russischen Hacken von Burisma auf, dem ukrainischen Unternehmen, das Hunter Biden (dem Sohn von Joe Biden) Millionen Dollar für einen Job zahlte, für den er unqualifiziert war.

Irgendwie scheinen Trumps demokratische Kritiker nicht genug von den russischen Verdunkelungsanschuldigungen zu bekommen, auch wenn die Mueller-Untersuchung keinerlei Verbindung zwischen Russland und Trump zeigte.

All diese Themen (Soleimani, Immobilienfinanzierung, Ukraine und Kriegsmacht im Iran) könnten die Basis für ein neues Amtsenthebungsverfahren gegen Trump bilden.

Dies könnte sich im Laufe des Frühlings und Sommers ereignen, während die Wahlsaison in die heiße Phase übergeht. Das könnte darauf ausgelegt sein, die demokratische Basis anzufeuern, wird jedoch wahrscheinlich den gegenteiligen Effekt haben und die Wahlbeteiligung von Trump-Unterstützern verstärken.

Mit oder ohne neues Amtsenthebungsverfahren werden die Kongressanhörungen, unsinnige Behauptungen sowie Anti-Trump-Rhetorik jedoch weiterhin ohne Unterlass stattfinden. Trump wird seinen Kurs halten, doch die Märkte könnten der Unsicherheit müde und von der hyperbolischen Rhetorik zermürbt sein.

Zusätzlich zu dem Drama des Amtsenthebungsprozesses und der bisher noch nicht veröffentlichten Skandale gibt es noch immer die Wirtschaft und den Aktienmarkt, auf die sich Investoren fokussieren müssen. Und aktuell sieht beides für Trump gut aus.

Es gibt beinahe keinerlei Risiko einer Rezession innerhalb der nächsten drei Monate und eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 20%, dass eine Rezession vor November eintritt. Das sind gute Neuigkeiten für Trump, da eine Rezession (oder das Ausbleiben einer Rezession) der stärkste Indikator dafür ist, ob ein amtierender Präsident wiedergewählt werden wird.

Die Wahrscheinlichkeit einer Wiederwahl Trumps ist grob invers zur Wahrscheinlichkeit einer Rezession vor der Wahl. Wenn sich die Rezessionswahrscheinlichkeit auf 20% beläuft, dann stehen Trumps Chancen für eine Wiederwahl bei etwa 80% (mit Anpassung für verschiedene Faktoren).

Jeder vergangene Monat reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Rezession vor den Wahlen weiter, was bedeutet, dass Trumps Chancen für eine Wiederwahl steigen. Trump sollte bis zum Wahltag eine Gewinnchance von 90% besitzen, mangels extremer und unerwarteter Wirtschaftsschocks innerhalb der nächsten neun Monate.

Trumps Chancen werden ebenfalls durch die Schwäche seiner Konkurrenten unterstützt. Die Amerikaner zeigen keinen Appetit auf die Art von Sozialismus, die von Bernie Sanders und Elizabeth Warren angepriesen wird. Pete Buttigieg fehlt es an Unterstützung durch Afroamerikaner, was unerlässlich für einen Demokraten ist. Joe Biden fehlt es an Energie und er zeigt zudem einige kognitive Probleme, die ernsthafte Zweifel unter den Wählern aufkommen lassen werden und seiner Debattenperformance schaden werden.

Was ist mit der Fed?

Die Fed wird die Zinsen zumindest einmal vor der Wahl senken. Diese Zinssenkung wird nicht im März oder April stattfinden, da dies zu früh wäre, nachdem die Fed den Märkten letzten Dezember erklärte, man würde die "Pausetaste" betätigen.

Die Zinssenkung wird nicht im Juli oder September stattfinden, weil dies zu kurzfristig vor den Wahlen wäre und die Fed nicht wirken möchte, als würde sie die politische Waage zum Vorteil einer Partei beeinflussen. Die Fed wird von Juli bis nach der Wahl pausieren.

Durch Ausschlussverfahren können wir erkennen, dass die Fed die Zinsen also wahrscheinlich im Juni senken wird.

Die Gründe der Fed für die Zinssenkung (die die Märkte nicht erwarten) werden nicht explizit dafür sprechen, Trumps Wiederwahl zu unterstützen (auch wenn dies eine direkte Folge ist). Der Grund wird sein, eine Absicherung gegen Disinflation und Rezession zu schaffen. Die Fed weiß, dass ihr bis Dezember die Hände gebunden sein werden, also wird sie eine Zinssenkung durchführen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Eine Zinssenkung im Juni wird den Aktien, die sich weiterhin gut entwickeln sollten, weitere Unterstützung bieten. Wenn die Wahl näherrückt und Trumps Sieg offensichtlicher wird, werden die Aktien in Erwartung auf vier weitere Jahre niedriger Steuern, weniger Regulierungen und einem Pro-Business-Umfeld Momentum sammeln.

Gold wird ebenfalls Unterstützung durch eine weitere Zinssenkung erhalten; und dies in Kombination mit weiterhin starken Käufen aus Russland, China und dem Iran sowie flachem Output von Bergbauunternehmen. Geopolitik spielt eine große Rolle für den Goldpreis, während ein Trend der "Flucht zur Qualität" in jeder Überseekrise auftritt. Der Coronavirus war ein großer Faktor, der Gold über die 1.600 Dollar je Unze beförderte. Die nächste Krise wird Gold sogar noch höher treiben.

Doch wie könnte die Wahl im November die politische Balance im Kongress beeinflussen?

Unter den jetzigen Umständen wird Trump nicht nur wiedergewählt werden, sondern Republikaner könnten die Kontrolle über den Senat behalten und möglicherweise das Repräsentantenhaus erhalten. Kontrolle des Weißen Hauses und des Senats verschafft den Republikanern bereits Kontrolle über richterliche Bestellung (einschließlich eines oder zwei weiterer Supreme Court Justice) sowie Kontrolle über Abkommen.

Eine Zurückeroberung des Hauses wird zwar schwieriger, jedoch nicht unmöglich sein. Präsidenten verlieren in ihrer ersten Zwischenwahl typischerweise Sitze im Repräsentantenhaus nachdem sie das Weiße Haus gewonnen haben. Trumps Verluste im Jahr 2018 waren tatsächlich geringer als die von Clinton im Jahr 1994 (als Newt Gingrich die Republikaner zum ersten Mal seit 1955 zur Mehrheit führte) und Obamas im Jahr 2010 (als sich die Tea-Party-Bewegung erhob, um Obamas Politik abzulehnen).

Im Jahr 2018 wurden 31 Demokraten in Distrikten gewählt, die Trump mit fünf oder mehr Punkte 2016 gewonnen hatte. Alle, bis auf zwei, dieser Demokraten stimmten für ein Amtsenthebungsverfahren. Einer dieser zwei ist seitdem zur Republikanischen Partei gewechselt.

Heute hält die Republikanische Partei 197 Sitze im Repräsentantenhaus. Kontrolle über das Haus setzt 218 Sitze voraus. Die Republikaner brauchen also einen Nettogewinn von 21 Sitzen, um die Kontrolle zu erlangen. Angesichts 30 sehr verletzlicher Demokraten (aufgrund des Amtsenthebungsverfahren) sollte es nicht unerreichbar sein, 21 dieser 30 Sitze zu erhalten (während die bestehenden Sitze beibehalten werden).

Ein republikanischer Clean Sweep des Weißen Hauses, des Senats und des Repräsentantenhaus mit der anhaltenden Kontrolle über den Supreme Court und andere richterliche Bestellungen ist das wahrscheinlichste Resultat für November 2020.

Doch es wird eine Menge Landminen geben, die hier und da explodieren werden. Nennen wir es einfach ein weiteres Jahr des gefährlichen Lebens.


© James Rickards



Der Artikel wurde am 20. Februar 2020 auf www.dailyreckoning.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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