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Das Alptraum-Szenario für die Welt

17.08.2020  |  Egon von Greyerz
"Gold hat keine Funktion in den Portfolios vermögender Kunden.", meinte der Chief Investment Officer der privaten Vermögensverwaltung von Goldman Sachs just in der Woche, in der Gold in US-Dollar um mehr als 100 $ stieg und ein neues Hoch bei 1.984 $ markierte. Viele fanden ihre Aussage rätselhaft, da den Kunden einer anderen Goldman-Sachs-Abteilung zuvor noch gesagt wurde, man möge keinesfalls Gold verkaufen.

Sie sagte weiter: "Unserer Ansicht nach ist Gold nur dann angebracht, wenn man fest davon ausgeht, dass der US-Dollar entwertet wird. Dieser Auffassung sind wir nicht."


Der implodierende Dollar

Also: Wir haben einen Dollar, der in diesem Jahrhundert 85% gegenüber Gold verloren hat und 40% seit 2018. Wie kann also ein CIO der mächtigen GS-Bank sagen, dass der Dollar nicht entwertet werde? Die Geschichte zeigt uns jedenfalls, dass sie nicht die Wahrheit sagt. Oder glaubt sie tatsächlich, dass der Dollar in den kommenden Jahren nicht fallen wird? Als CIO kann sie auf jeden deutlich sehen, was auch alle anderen sehen: Angesichts des Zustands der US-Wirtschaft, der für drastisch steigende Defizite sowie unbegrenzte Geldschöpfung sorgt, stehen die Zeichen für den US-Dollar verdammt schlecht.

Die Wahrheit liegt mit Sicherheit ganz woanders. Kein Vermögensverwalter interessiert sich für den Schutz von Kundenanlagen durch die ultimative Vermögenssicherung (natürlich physisches Gold!). Und das hat einen sehr einfachen Grund: Goldman Sachs‘ Abteilung für die Verwaltung von Privatvermögen ist nicht an physischem Gold interessiert, weil die Bank mit dem Halten von Kundengold nicht genügend Erträge generiert. Viel lieber möchte man kostspielige proprietäre Produkte sowie eigenverwaltete Fonds in die Portfolios der Kunden packen und darüber hinaus noch regelmäßig Aktien kaufen bzw. verkaufen, um immer wieder Provisionen zu kassieren.

Keine Bank, die Kundenportfolios verwaltet, sagt ihren Kunden, dass Gold in den letzten 20 Jahren besser abgeschnitten hat als alle großen Anlageklassen, einschließlich Aktien. So hat beispielsweise der Dow seit 1999 70% gegenüber Gold verloren (Dividenden nicht eingerechnet).

Stattdessen halten Vermögensverwalter an ihren konventionellen Portfolios fest, die aus Aktien, Anleihen und ein paar Alternativanlagen bestehen. Das Dow-Gold-Verhältnis steht jetzt bei 13, und es befindet sich auf dem Weg zu einem Stand von mindestens 1:1 (wie 1980) und möglicherweise sogar 0,5:1, wie ich in einem Artikel letzte Woche erklärte.


Weimarer Republik: Gold für 100 Billionen

Was ein Stand von 0,5 zu 1 im Dow-Gold-Verhältnis genau bedeuten wird, lässt sich heute unmöglich sagen. Es könnte heißen: Gold bei 20.000 $ und der Dow bei 10.000. Oder aber: Gold bei 50.000 $ und der Dow bei 25.000. Und falls Hyperinflation Einzug hält, was aus meiner Sicht sehr wahrscheinlich ist, dann könnte Gold bei 100 Milliarden $ stehen. In diesem Fall würde ich davon ausgehen, dass das Verhältnis - im Einklang mit den meisten Aktien - auf deutlich unter 0,5:1 einbräche. Gold bei 100 Milliarden $ mag jetzt vielleicht sensationell klingen, man sollte aber nicht vergessen, dass die Welt schon deutlich höhere Fiatgeldpreise für Gold gesehen hat.

In der Weimarer Republik stieg der Goldpreis in Mark im Jahr 1923 auf 100 Billionen!

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Den Goldpreis in wertlosem Papiergeld zu bemessen, ist natürlich völlig zwecklos. 100 Billionen Mark mag vielleicht nach viel Geld klingen. Und das ist es in der Tat auch, wenn man gezwungen ist, diese Summe in echtem Papiergeld zu zahlen. Das Problem ist nur, dass Papiergeld unter solchen Umständen schon jede nützliche Funktion verloren hat. Heutzutage wird Papiergeld schrittweise abgeschafft. In Schweden führt schon niemand mehr Papiergeld mit sich oder bezahlt mit ihm. Selbst bei kleinen Beträgen, wie z.B. beim Kauf von Brot, wird die Kreditkarte benutzt.


Wenn das Papiergeld stirbt

Die Abschaffung des Papiergelds ist ein von Staaten und Zentralbanken geplanter Prozess. Erstens werden damit Bank-Runs unmöglich. Die Banken würden ganz einfach die Geldautomaten abschalten. Auch elektronische Überweisungen ließen sich natürlich aussetzen. Der wichtigste Aspekt des elektronischen Geldes ist das "Big-Brother-is-watching-you"-Syndrom. Nachdem der Staat die totale elektronische Kontrolle über das Geld der Bürger hat (und das nicht nur unter steuerlichen Gesichtspunkten), kann er entscheiden, ausgewählte Konten zu blockieren oder aber Strafen/ Steuern ohne Zustimmung des Kontoinhaber einzuziehen.


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