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Rezessionsangst treibt Öl unter 90 USD

22.01.2008  |  Eugen Weinberg
Die Angst vor einer US-Rezession und einem Überspringen auf andere Volkswirtschaften schickte die globalen Aktienmärkte gestern auf Talfahrt. Auch der Baltic Dry Index stützt diese Angst und liegt bereits über 41% unter dem Hoch von Anfang November. Wir rechnen damit, dass ein Ausverkauf in den USA, welcher von den US-Futures angekündigt wird, nicht völlig spurlos am Rohstoffmarkt vorgehen wird, da viele gehebelte Investoren mit Engagements in unterschiedlichen Anlageklassen angesichts der Rückgänge verstärkt Margin-Calls erhalten dürften.

Mittelfristig dürfte die aktuelle Entwicklung allerdings die Investmentzuflüsse in den Rohstoffmarkt, insbesondere den Goldmarkt, weiter verstärken. Historisch hat sich gezeigt, dass nach einem Crash besonders in jene Anlageklassen investiert wird, welche sich relativ stabil gehalten haben. Wir möchten darüber hinaus anmerken, dass Rohstoffaktien, wie von uns bereits in einer Publikation im Sommer ausführlich diskutiert, in einem Crash dem Gesamtmarkt folgen und diese damit keinen Schutz gegen Kursstürze bieten. So haben selbst die großen Blue-Chips wie BHP und Rio Tinto in den letzten Tagen über 20% eingebüßt.


Energie

Die panikartigen Kurseinbrüche an den europäischen Aktienmärkten drückten zusammen mit der Angst vor einer globalen Rezession den Ölmarkt gestern nach unten, gleichwohl das aktuelle Preisniveau bei Öl unserer Meinung eher Hochkonjunktur einpreist. Der Preis für Rohöl der Sorte Brent fiel im gestrigen Handel um 2,50 USD und notierte heute Morgen bei 87 USD. Nachdem gestrigen Feiertag in den USA eröffnet heute Morgen der Preis für Rohöl der Sorte WTI bei 88,50 USD und verlor nach Eröffnung des europäischen Handels bis knapp über 86 USD. Taiyo Oil Co., ein japanischer Ölverarbeiter, kündigte gestern an, man werde wegen der Rekordpreise und des warmen Wetters die Produktion von Petroleum für Heizzwecke in diesem Jahr um 4,5% reduzieren.

Caltex Australia Ltd., der größte Ölverarbeiter des Landes, meldete heute Morgen ein kleines Feuer in der Verarbeitungseinheit der Kurnellraffinerie im Süden von Sydney, welches bereits wieder gelöscht wurde. Die Einheit wurde zur Reparatur geschlossen. Der schlechten Stimmung an den Finanzmärkten dürfte sich auch der Ölpreis nicht entziehen können und kurzfristig in Richtung 85 USD laufen.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte sich der schlechten Marktstimmung gestern nicht entziehen und fiel um knapp 25 USD auf 850 USD. Dank des starken Anstiegs des US-Dollars gegenüber dem Euro um über 1,4% am gestrigen Handelstag können Goldinvestoren im Euroland dem Treiben an den Aktienmärkten von der Seitenlinie zusehen. St. Barbara Ltd., ein Goldproduzent, der anstrebt, die Nummer drei in Australien zu werden, meldete heute Morgen, dass die Goldproduktion im vierten Quartal des vergangenen Jahres wegen Stromausfällen und niedrigeren Erzgehalten um 20% auf 39,7 Tsd. Unzen zurückging.

Die Goldverkäufe der Schweizerischen Notenbank fielen im Dezember im Monatsvergleich um 14% auf 314.490 Unzen und damit auf den tiefsten Stand seit die Regierung den Verkaufsplan für 250 Tonnen bis September 2009 angekündigt hatte. Die Goldreserven des Landes betrugen im September 36,8 Mio. Unzen. Die Schweizer Nationalbank hat bereits 4,7 Mio. Unzen Gold verkauft, um damit Währungsreserven aufzubauen. Der Goldpreis dürfte die nächsten Tage vorläufig etwas Schwäche zeigen. Wir rechnen jedoch nicht mit einem nachhaltigen Unterschreiten der Unterstützung bei 850 USD. Nach einer kurzfristigen Bodenbildung an den Finanzmärkten sollte Gold wieder Marschrichtung auf 1.000 USD aufnehmen.

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Industriemetalle

Die Industriemetalle verzeichneten gestern teils starke Einbrüche. So verlor der Kupferpreis in London seit Montagmorgen bereits über 6%. Am schwersten musste der Zinkpreis abgeben, dieser verlor bisher knapp 7,8%. Auch Nickel mit -6% und Blei mit -5,8% mussten Federn lassen.

Laut ICSG verblieb der Kupfermarkt im Oktober mit 50 Tsd. Tonnen im Überschuss. Laut vorläufiger Daten verzeichnete der Markt in den ersten 10 Monaten jedoch unter Brücksichtigung der Revisionen ein Defizit von 218 Tsd. Tonnen, gegenüber einem Überschuss von 78 Tsd. Tonnen im Jahr zuvor. Die chinesischen Kupferimporte stiegen im Dezember im Jahresvergleich um 16,5% auf 111,7 Tsd. Tonnen. Im Gesamtjahr kletterten die Importe auf 1,5 Mio. Tonnen.

Der Rohstoffkonzern Vale bestätigte gestern Übernahmegespräche mit dem Schweizer Konkurrenten Xstrata.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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