IFO Barometer Wohnungsbau prekärer, Firmenpleiten nehmen zu
14.10.2024 | Folker Hellmeyer

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Deutschland: Tourismus mit Übernachtungs-RekordDie Zahl der Übernachtungen in- und ausländischer Gäste stieg per August laut Statistischem Bundesamt auf 59 Millionen. Das aktuelle Ergebnis lieferte einen Rekord. Im Vergleich zum August 2023 kam es zu einem Anstieg um 3,3%. Zum Rekord trugen vor allem Campingplätze bei (neuer Höchstwert, 9,7 Millionen Übernachtungen). In den ersten acht Monaten des Jahres verbuchten die Beherbergungsbetriebe 339,3 Millionen Übernachtungen (+2,0% im Jahresvergleich).
Kommentar: Ich freue mich über jede positive Meldung, die uns aus Deutschland erreicht. Deutschland bietet im Tourismus eine hohe Attraktivität. Das wird mir bei meinen Reisen immer wieder bewusst (letzte Woche Potsdam und Königswinter). Aber Tourismus ist nicht unser tragendes Geschäftsmodell. Laut Statista (Basis 2022) liegt der Beitrag zum BIP bei 8,8%. Der industrielle Sektor trägt uns mit einem Anteil von rund 28% des BIP. Ergo ergibt sich Handlungsdruck für die Politik!
Deutschland: IFO Barometer Wohnungsbau prekärer
Der Auftragsmangel im Wohnungsbau hat sich laut Ifo-Institutsumfrage weiter verschärft. Per September konstatierten das 52,9% der Unternehmen (Vormonat 50,6%). Die Zinssenkungen der EZB konnten bisher keinen Effekt entfalten, so das IFO-Institut. Die Kreditzinsen für Haushalte für den Wohnungsbau seien weiter hoch. Es wurden weniger Aufträge storniert. Die Quote liege aktuell bei 11,2% nach zuvor 11,7%

Kommentar: Das Thema Wohnraum stellt ein Grundbedürfnis dar. Hier hat der Staat Rahmendaten zu liefern, die es ermöglichen, dieses Grundbedürfnis zu befriedigen. Die "Politiktests" (u.a. Heizungsgesetz mit massiven Bewertungsschäden) haben dazu geführt, dass die Verunsicherungen der Baufirmen und der privaten Haushalte historisch hoch sind. Der Blick auf die Immobilienmärkte außerhalb Deutschlands belegt (steigende Preise, Konfidenz), dass es die diskretionäre deutsche Regierungspolitik war und ist, die dieses Problem maßgeblich zu verantworten hat.
Deutschland: Firmenpleiten nehmen zu
Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stieg laut Statistischem Bundesamt nach vorläufigen Angaben im September um 13,7%. Mit Ausnahme des Juni 2024 (+6,3%) liege die Zuwachsrate damit seit Juni 2023 im zweistelligen Bereich.
Kommentar: Insolvenzdaten sind nachlaufende Indikatoren. Ergo steht uns hier mehr Ungemach ins Haus. Der Kapitalstock (Summe aller Unternehmen), der sowohl alle staatlichen als auch privaten Einkommen generiert, leidet. Wie lange können wir uns das leisten?
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden
Eurozone: Deutsche Verbraucherpreise wie erwartet
Deutschland: Die Verbraucherpreise waren laut finaler Berechnung per September im Monatsvergleich unverändert und legten im Jahresvergleich um 1,6% zu. Beide Werte entsprachen den vorläufigen Werten als auch den Prognosen.
UK: Durchwachsenes Bild (Revisionen)
Das BIP nahm per August im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,0%) und im Jahresvergleich um 1,0% (Prognose 1,4%, Vormonat 0,9%, revidiert von 1,2%) zu. Die Industrieproduktion stieg per August im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,2%, Vormonat -0,7%, revidiert von -0,8%) und sank im Jahresvergleich um 1,6% (Prognose -0,5%) nach zuvor -2,2%, (revidiert von -1,2%). Die Handelsbilanz wies per August ein Defizit in Höhe von 15,06 Mrd. GBP (Prognose -19,25 Mrd. GBP) nach zuvor -18,87 Mrd. GBP (revidiert von -20,0 Mrd. GBP) aus.
USA: Verbrauchervertrauen sinkt unerwartet
Die Erzeugerpreise waren per September im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,1%, Vormonat 0,2%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,8% (Prognose 1,6%) nach zuvor 1,9% (revidiert von 1,7%).
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich laut vorläufiger Berechnung per Oktober auf 68,9 Punkte (Prognose 70,8, Vormonat 70,1). Russland: Verbraucherpreisanstieg (J) rückläufig, aber weiter sehr hoch Die Verbraucherpreise nahmen im Monatsvergleich per September um 0,5% (Prognose 0,4%, Vormonat 0,2%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 8,6% (Prognose 8,5%) nach zuvor 9,1%.
China: Inflationsdruck schwächt sich ab
Die Verbraucherpreise nahmen per September im Jahresvergleich um 0,4% (Prognose 0,6%, Vormonat 0,6%) zu.

Die Erzeugerpreise sanken per September im Jahresvergleich um 2,8% (Prognose -2,5%) nach zuvor -1,8%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.1180 - 1.1210 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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