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Märkte: Wird Europa irrelevant?

29.07.2025  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,1582 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1581 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,39. In der Folge notiert EUR-JPY bei 171,88. EUR-CHF oszilliert bei 0,9309.


Märkte: Wird Europa irrelevant?

An den Aktienmärkten Europas kam es in Folge des Handelsdeals zunächst zu freundlichen Entwicklungen. Anschließend setzten Gewinnmitnahmen ein, die mit der Erkenntnis diverser Verbände korrelierten, dass sich die Rahmendaten für die EU weiter eintrüben. In der FT wurden Stimmen genannt, die von dem Risiko ökonomischer Irrelevanz Europas sprachen.

Fakt ist, dass Europa laut ASPI-Institute in keinem von 64 wichtigen Wissenschaftsfeldern führend ist (China 57, USA 7). Fakt ist, dass ohne Energie nichts geht. Bei Energiepreisen und nachhaltiger Versorgungssicherheit bietet Europa keine Attraktivität. Fakt ist, dass Europas Anteil an der Weltwirtschaft immer kleiner wird. Fakt ist, dass die EU-Führung, aber auch die kritisch aufgestellten Länder (D, F) sich nicht gegenüber massiven, aber notwendigen Reformen offen zeigen.

Fakt ist, dass die staatliche Gängelung die Freiheit der Wirtschaft und Bürger einschränkt. Die Bundesregierung muss in den kommenden Jahren laut aktueller Finanzplanung von 2027 – 2029 Haushaltslöcher in Höhe von 172 Mrd. EUR schließen.

Kommentar: Jede weitere konjunkturelle Schwäche, jeder weitere Produktionsstättenverlagerung, jede weitere Insolvenz wird das Problem verschärfen. Nur massive Reformen (Energie, Steuern und Abgaben, Bürokratie), die den Leistungscharakter pro Wirtschaft verbessern, sind geeignet, das Blatt zum Positiven zu bewegen (siehe unten). Das Prinzip Hoffnung ist keine Lösung!

Aktienmärkte: Late Dax -1,37%, EuroStoxx 50 -0,60%, S&P 500 +0,02%, Dow Jones -0,14%, NASDAQ 100 +0,36%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:22 Uhr: Nikkei (Japan) -0,86%, CSI 300 (China) -0,05%, Hangseng (Hongkong) -0,95%, Sensex (Indien) +0,01% und Kospi (Südkorea) +0,58%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,69% (Vortag 2,72%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,40% (Vortag 4,39%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (-0,0173) kam im Tagesvergleich gegenüber dem USD stark unter Druck. Gold (-26,00 USD) und Silber (-0,06 USD) gaben gegenüber dem USD nach. Der Bitcoin notiert bei 118.650 USD (06:25 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Rückgang um 640 USD.


Wenn Kosten von außen steigen, muss man die Kosten im Innenverhältnis senken

Kommentar: Der Handelsdeal zwingt der EU verschlechterte Rahmenbedingungen im US-Austauschverhältnis auf. Es handelt sich nicht um ein endogenes Problem, sondern um ein exogenes Problem.

Wenn sich das exogene Umfeld verschlechtert, ergibt sich die Chance, die Möglichkeit oder sogar der Zwang, endogen die Rahmenbedingungen zu verändern, um eine verbesserte Konkurrenzfähigkeit herzustellen.

Dabei gibt es eine Phalanx an Möglichkeiten. Der einfachste Weg, Kostenentlastungen zu forcieren, besteht im Bürokratieabbau. Dieser Abbau sollte umfänglich sein. Begonnen beim Lieferkettengesetz (vollständige Abschaffung) bis zu Berichtspflichten. Das Thema Verbotskultur, das die EU forcierte, bedarf einer vollständigen Umkehr. Die Verlagerung von politischen Agenden in die Unternehmen muss ein Ende haben (Kostenverlagerungen).

Die zweite Stellschraube ist in der Steuerpolitik angesiedelt. Nicht mehr, sondern weniger Steuern sind die Lösung. Nicht Steuerversprechungen in der Zukunft unter Finanzierungsvorbehalt, sondern Steuersenkungen adhoc sind das Maß der Dinge (Herr Merz!).

Bezüglich Deutschlands ist es notwendig, bei den Lohnnebenkosten zu entlasten. Dafür ist es erforderlich die Sozialabgaben von allen artfremden Belastungen, die in den letzten 30 Jahren dorthin verlagert wurden, zu befreien (Herkulesaufgabe, Struktur!). Diese artfremden Belastungen sind wenn überhaupt durch den Staat im Budget zu finanzieren und sie sind zudem zu überprüfen, ob sie in der Krisenlage Deutschlands angemessen und finanzierbar sind.

Der Sektor Energiekosten/Energieversorgungssicherheit ist für die Konkurrenzfähigkeit elementar. Die EU ist gut beraten, die Energiepolitik vollständig neu aufzustellen. Fakt ist, dass die Ansätze der Vergangenheit die Probleme von heute forcierten. Mit einer immer schwächeren Ökonomie ist die Transformation wegen der immensen Kosten nicht darstellbar. Alle Optionen gehören auf den Tisch (perspektivische Kostenentlastung). Ohne Energie geht nichts, gar nichts!

Das nächste Feld ist die Außenpolitik. Die EU und Deutschland haben sich in den letzten Jahren seit circa 2010 – 2012 latent durch moralische Hybris selbst isoliert. Die Abkehr von dem Prinzip der Akzeptanz der in der UN-Charta verankerten Souveränität der Staaten ist ein Eckpfeiler der ökonomischen Verzwergung der EU (in den letzten 10 Jahren von 90% des US-BIP auf 65% des US-BIP).


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