Handelsdeal USA/EU: Eckpunkte, Stimmen und Kommentar
28.07.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,1755 (05:47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1704 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,72. In der Folge notiert EUR-JPY bei 173,65. EUR-CHF oszilliert bei 0,9348.Märkte: Entspannung durch Handelsdeal USA/EU?
An den Finanzmärkten wird sich heute entscheiden, ob der Handelsdeal zwischen den USA und der EU entspannt aufgenommen wird. Es gibt gute Gründe für eine stabile, entspannte oder sogar freundliche Reaktion. So wurden 30% Zölle vermieden, ebenso eine Eskalation des Handelskonflikts, ja, und Unternehmen haben jetzt belastbare Rahmendaten, mit denen sie arbeiten können. Dagegen spricht jedoch, dass sich die Rahmendaten mit diesem Deal für die EU und insbesondere Deutschland markant verschlechtert haben (siehe Kommentar von 1% auf 28%).
Diese Verschlechterung der "Terms of Trade" kommt vor dem Hintergrund einer nicht gegebenen Konkurrenzfähigkeit bezüglich der Energiepreise und der nachhaltigen Versorgungssicherheit. Sie kommt vor dem Hintergrund einer Leistungsertüchtigung der USA in den Sektoren Steuern (Senkungen) und Bürokratie (Abbau in den USA). Sie kommt vor dem Hintergrund massiver Neuverschuldungen in der EU (u.a. Waffen, konsumtive Ausgaben) und Anstrengungen in den USA auch durch die Zölle, Haushalte zu konsolidieren.
Wer geht hier als Gewinner von der Bühne sehr geehrte Frau von der Leyen, sehr geehrter Herr Merz. Mehr noch nehmen wir hier in der EU die Herausforderungen in Richtung Leistungsertüchtigung unseres Modells im erforderlichen Maße an oder mäandern wir weiter im Mittelmaß der wenig realistischen Narrative und in fortgesetzter Ignoranz des sensiblen Energiethemas. Das Bild wurde gestern für die EU nicht heller ...
Aktienmärkte: Late Dax +0,24%, EuroStoxx 50 +0,48%, S&P 500 +0,40%, Dow Jones +0,47%, NASDAQ 100 +0,23%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:55 Uhr: Nikkei (Japan) -0,93%, CSI 300 (China) -0,19%, Hangseng (Hongkong) +0,40%, Sensex (Indien) -0,26% und Kospi (Südkorea) -0,17%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,72% (Vortag 2,69%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,39% (Vortag 4,39%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0009) war im Tagesvergleich gegenüber dem USD wenig verändert. Gold (-22,00 USD) und Silber (-0,79 USD) gaben gegenüber dem USD nach. Der Bitcoin notiert bei 119.290 USD (05:57 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg um 4.190 USD.
Handelsdeal USA/EU: Eckpunkte, Stimmen und Kommentar
Eckpunkte: Die EU und die USA vereinbarten einen Handelsdeal. Trump sagte, die EU werde pauschale Zölle von 15% auf die meisten Exporte in die USA zahlen müssen. Die vereinbarten US-Zölle von 15% gelten auch für Pharmaprodukte und Halbleiter. Die 50% Zölle auf Stahl und Aluminium gelten weiter. Die Zölle für die Automobilwirtschaft werden von 27,5% auf 15% gesenkt. Die EU erreichte einen gegenseitigen Zollsatz von 0% auf eine Reihe wichtiger Produkte, unter anderem Luftfahrtkomponenten, einige Chemikalien und Generika.
Die EU verpflichtete sich, über einen Zeitraum von drei Jahren US-Flüssiggas (LNG) und Kernbrennstoffe im Wert von 750 Mrd. USD zu kaufen. Die EU werde 600 Mrd. USD in den USA investieren.
Von der Leyen verteidigte den Kompromiss. Die 15% seien das bestmögliche Ergebnis gewesen. Das Abkommen schaffe Sicherheit in unsicheren Zeiten, sorge für Stabilität und Vorhersehbarkeit.
Stimmen: Wer mit einem Hurrikan rechne, sei für ein Unwetter dankbar, so der Chemieverband VCI. Europas Exporte verlören an Wettbewerbsfähigkeit. Die vereinbarten Zölle seien zu hoch. Kritisch äußerte sich der BDI: Die EU sende ein fatales Signal, indem sie schmerzhafte Zölle in Kauf nehme. Auch ein Zollsatz von 15% werde immense negative Auswirkungen auf die exportorientierte Industrie haben. Der BGA konstatierte, das die Zölle für viele Händler eine existenzielle Bedrohung darstellen. Man brauche neue Handelsabkommen mit den großen Wirtschaftsregionen dieser Welt (siehe unten).
Kommentar: Positiv ist, dass sowohl die 30% Zölle als auch eine Eskalation des Konflikts vermieden wurden. Negativ ist die Bilanz für die EU dennoch. Die Rahmenbedingungen für Exporte haben sich verschlechtert. Es handelt sich um ein "US-Zolldiktat". Die EU hat sich immer stärker von den USA abhängig gemacht. Manche Stimmen warnten ob dieser Politik.
Gleichzeitig hat die EU und insbesondere Deutschland im Verkehr mit bedeutenden Ländern des Globalen Südens Konflikte heraufbeschworen, die faktisch Merkmale einer Selbstisolation haben. Die Ausgangsposition der EU im internationalen Geschäft hat sich in den letzten Jahren in der Folge kontinuierlich, jetzt bezüglich der USA noch einmal abrupt eingetrübt.
Nach EU-Angaben lag der durchschnittliche US-Zollsatz auf Importe aus der EU vor dem Amtsantritt Trumps bei rund 1%. Jetzt sind es rund 15%.Dazu kommt der EUR-Anstieg um rund 13% seit Januar. Ergo ergeben sich aktuell erhöhte Belastungen in Höhe von rund 27% seit Januar 2025! Die EU will laut Deal 200 Mrd. USD in drei Jahren in den USA investieren. Wieviel will die EU hier ex Waffen (konsumtive Ausgaben) investieren? Wie attraktiv sind wir noch?